Ever Given-Eigentümer bieten laut Suezkanal-Behörde Millionenentschädigung an

Seit Monaten verweigert Ägypten der »Ever Given« die Weiterfahrt, besteht auf hohen Kompensationszahlungen. Nun sollen die Eigner des Frachters eine dreistellige Millionensumme angeboten haben

Im Streit mit der ägyptischen Suezkanal-Behörde haben die japanischen Eigner des Containerschiffs »Ever Given« ein neues Angebot vorgelegt – das teilte der Anwalt der Behörde, Khaled Abu Bakr, am Sonntag mit. Demnach hat die japanische Leasingfirma Shoei Kisen Kaisha, der das Schiff gehört, nun 150 Millionen Dollar als Kompensation für die Schäden angeboten, die das Schiff der Behörde verursacht hatte.

Die »Ever Given« war im März im südlichen Teil des Suezkanals auf Grund gelaufen, hatte sich im Kanal quer gestellt und die Durchfahrt für andere Schiffe sechs Tage blockiert. Die Havarie löste vor der Kanaleinfahrt einen Megastau von rund 400 Schiffen aus, der sich nur langsam auflöste. In der Folge erreichten viele Schiffe ihre Zielhäfen erst mit erheblicher Verspätung.

Die »Ever Given« liegt nach wie vor in den Bitterseen, die den einspurigen südlichen mit dem zweispurigen nördlichen Suezkanal verbinden, vor Anker. Technisch wäre die Weiterfahrt schon lange kein Problem mehr, das Schiff und seine 25 Mann Besatzung sind eigentlich seeklar. Doch die ägyptische Behörde will dem mit 18.000 Containern beladenen Frachter die Weiterfahrt so lange verweigern, bis die Frage der Entschädigung geklärt ist.

Schuldzuweisungen
Ursprünglich hatte die Behörde einen Schadensersatz in Höhe von 916 Millionen Dollar gefordert, ihre Forderung später auf 550 Millionen Dollar reduziert. Die japanischen Eigentümer und ihre Versicherer hatten dieser Forderung umgehend widersprochen und sehen den Fehler, der das Unglück ausgelöst hat, bei der Kanalbehörde. Diese hätte der »Ever Given« die Durchfahrt durch den Suezkanal wegen des schlechten Wetters gar nicht erlauben dürfen. Experten gehen davon aus, dass starker Wind, der gegen die hoch aufragenden Container an Bord drückte, dazu beigetragen haben könnte, dass der Kapitän die Kontrolle verlor.

Behördenchef Osama Rabie lehnte jegliche Verantwortung für den Vorfall jedoch ab. Er beruft sich auf internationale Schifffahrtsregeln, wonach der Kapitän die alleinige Verantwortung für ein Schiff hat. »Wenn er darum bittet, die Fahrt durch den Kanal wegen schlechten Wetters zu verschieben, wird seine Forderung sofort erfüllt«, sagte Rabie im Mai.

Quelle:
Spiegel

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