Logistik-Fachkräftemangel verschärft sich wieder

Mehr als die Hälfte der Unternehmen aus dem Landverkehrs-Sektor in Deutschland und über 40 Prozent der Firmen im Bereich Lagerei beklagen aktuell einen Mangel an Fachkräften. Das geht aus der vierteljährlichen Umfrage des Münchner Ifo Instituts hervor. Im Sektor Verkehr und Lagerei insgesamt meldeten im Juli 42,6 Prozent der Betriebe Probleme bei der Suche nach qualifiziertem Personal. Das ist der höchste Wert seit Herbst 2018 (46,3 Prozent) und der vierthöchste Anteil seit Beginn der Erhebung 2009. Die höchsten Anteile von um die 47 Prozent gab es zwischen Herbst 2017 und Frühjahr 2018. Im April dieses Jahres waren es 29,3 Prozent, ein Jahr davor sogar nur 13,6 Prozent und bei der letzten Erhebung vor dem Corona-Ausbruch im Januar 2020 etwa 33 Prozent.

Mit dem Beginn der Coronakrise hatte sich das Ausmaß des Fachkräftemangels zunächst deutlich verringert. Denn auch die Logistikunternehmen hatten zunächst zahlreiche Probleme zu bewältigen, vielerorts gab es Einstellungsstopps und Kurzarbeit oder sogar Entlassungen. Doch mit dem Anziehen der Konjunktur standen die Zeichen zuletzt wieder eher auf Personalaufbau. So liegt der aktuelle Ifo-Indikator für die Beschäftigtenerwartungen in den beiden Bereichen Lagerei und Speditionen sowie Straßengüterverkehr seit März dieses Jahres wieder im Plus, seit April sogar sehr deutlich. Die Betriebe, die Personal einstellen wollen, sind inzwischen also wieder in der Mehrzahl. Da von der Corona-Krise aber vor allem Wirtschaftszweige betroffen waren, die wenig mit Logistik zu tun haben, kann die Branche kaum von den Arbeitskräften aus anderen Sektoren profitieren. Damit nehmen die Schwierigkeiten wieder zu, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Das gilt vor allem für die Firmen aus dem Landverkehrs-Sektor und damit vor allem aus dem Straßengüterverkehr. Hier stieg die Zahl der Firmen, die Engpässe bei Fachkräften sehen, zwischen April und Juli von 36,1 auf 54,6 Prozent. Das ist der höchste Wert seit zwei Jahren. Der Rekordanteil von 60,6 Prozent wurde hier im April 2018 erreicht. Und Anfang 2020 vor dem Corona-Ausbruch in Deutschland waren es 47,4 Prozent.

Im Sektor Lagerei beobachten der Umfrage zufolge 43,9 Prozent der Firmen einen Fachkräftemangel, nach 31,5 Prozent im April. Das ist der dritthöchste bisher ermittelte Wert. Höher war der Anteil zuletzt Anfang 2018. Damals wurde der Rekordwert von 49,8 Prozent erreicht.

Anstieg seit 2009
Das Ifo Institut befragt Unternehmen im Rahmen seiner Konjunkturumfragen einmal pro Quartal nach Geschäftsbehinderungen durch einen Mangel an qualifizierten Fachkräften. Dabei zeigt sich im Verlauf der vergangenen Jahre, dass sich der Fachkräftemangel seit 2009 deutlich erhöht hat. Zwischen 2009 und 2011 stieg der Indikator im Sektor Verkehr und Lagerei von 7,5 auf 28 Prozent. Danach schwankte er bis etwa Sommer 2016 etwas, meist zwischen 20 und 28 Prozent. Im Oktober 2016 wurde dann erstmals die 30-Prozent-Marke deutlich überschritten. Und ein Jahr später kam es dann zu einem weiteren erheblichen Anstieg auf den Höchststand von 47,6 Prozent. Mit dem Abflauen der Konjunktur verringerte sich der Anteil zwar etwas, lag Ende 2019 jedoch immer noch bei fast 38 Prozent.

Quelle:
DVZ

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