Dachser verdoppelt Investitionen – Netzausbau und Digitalisierung im Fokus

Der Logistikdienstleister Dachser hat einen neuen Umsatzrekord erzielt. In allen Bereichen gab es zweistellige Zuwächse. Ein Segment entwickelte sich besonders stark.

Der Logistikdienstleister Dachser rechnet angesichts des herausfordernden Umfelds mit einem schwieriges Jahr 2022. „Wir müssen uns auf ein weiteres Jahr einstellen, in dem Krisenmanagement, Flexibilität und Resilienz in Bezug auf die Supply Chains gefragt sind“, sagte der Vorstandsvorsitzende Burkhard Eling am Dienstag bei der Bilanzvorlage in Kempten. Der Krieg in der Ukraine verursache extremes menschliches Leid und werde auch in der Wirtschaft weltweit tiefe Spuren hinterlassen. Dazu kämen historisch hohe Energie- und Treibstoffkosten, eine weitere Verschärfung des Fahrermangels sowie anhaltende Störungen in den weltweiten Lieferketten, auch aufgrund der neuen Corona-Ausbrüche jüngst in China.

Wohin die Investitionen bei Dachser fließen
Bei den Investitionen will das Unternehmen aber nicht sparen. Dachser kündigt eine Verdopplung der Ausgaben an, die vornehmlich in den Kapazitätsausbau und in die Digitalisierung fließen. Konkret geplant sind Investitionen von rund 200 Millionen Euro – nach etwa 100 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Ursprünglich wollte Dachser 2021 190 Millionen Euro investieren. Dass der Wert am Ende deutlich darunter lag, führt Eling im Wesentlichen auf Bauverzögerungen zurück; die Mittel wurden ins laufende Jahr übertragen.

„Unter die Investitionen fallen Leuchtturmprojekte wie unser voll automatisiertes Hochregallager in Memmingen für 52.000 Paletten, das im Oktober in Betrieb geht“, erläutert CEO Eling. „Daneben investieren wir substanziell in Digitalisierung, Klimaschutzmaßnahmen und insbesondere unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn die Logistik ist und bleibt ein Geschäft, das von Menschen für Menschen gemacht wird.“ Im vergangenen Jahr stellte das Familienunternehmen weltweit rund 1.000 Leute zusätzlich ein. Etwa 2.200 junge Menschen durchlaufen bei Dachser zurzeit eine Ausbildung. Insgesamt beschäftigt der Logistikdienstleister an weltweit 376 Standorten rund 31.800 Mitarbeiter.

Herausfordernd war für das Unternehmen auch das vergangene Geschäftsjahr, indem es sich jedoch außerordentlich gut behauptete und beim Umsatz neue Bestwerte erzielte. Angaben zum Ergebnis macht Dachser traditionell nicht. Erstmals durchbrach der Umsatz die Mauer von sieben Milliarden Euro. Die erzielten 7,1 Milliarden Euro bedeuten ein Plus von 26 Prozent gegenüber 2020. Als Gründe für den Umsatzsprung nennt das Unternehmen hohe Sendungs- und Tonnagesteigerungen von 6,3 (auf 83,6 Millionen) beziehungsweise 7,7 Prozent (auf 42,8 Millionen Tonnen) in Verbindung mit hohen Transportpreisen. Ermöglicht wurden die hohen Frachten und Raten demnach durch die akute Laderaumknappheit.

„2021 war in vieler Hinsicht ein Ausnahmejahr; es gab extreme Herausforderungen zu bewältigen“, erklärte Dachser-Chef Eling. „Brexit, Covid-19-Pandemie und globale Lieferketten an der Belastungsgrenze prägten das Jahr und sorgten für große Verunsicherung bei unseren Kunden“, sagte er. Dachser sei es gelungen, Kunden enger an das Unternehmen zu binden und insbesondere das Geschäft mit Großkunden gezielt auszubauen.

Warum Luft- und Seefracht besonders gut liefen
Ein Segment lief besonders stark: die Luft- und Seefracht, die besonders von hohen Raten aufgrund knapper Frachtkapazitäten profitierte. Das Unternehmen verbuchte einen historischen Umsatzzuwachs von 78,3 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Als besonders erfolgreich habe sich der weitere Ausbau der Luftfrachtcharter zu einem Netzwerk aus regelmäßigen Verkehren zwischen Asien, Europa und Nordamerika entwickelt. Dachser organisierte 2021 nach eigenen Angaben insgesamt 230 Charterflüge. „Die Luft- und Seefracht war 2021 DER Wachstumstreiber bei Dachser“, betonte Firmenchef Eling.

Ein zweistelliges Plus (von 12,3 Prozent) erzielte Dachser auf im Landverkehr, der – gemessen am Umsatz – stärksten Säule des Unternehmens. Erstmals steht Dachser im Landverkehr (Road Logistics) mit 4,99 Milliarden Euro Jahresumsatz an der Fünf-Milliarden-Schwelle. 3,9 Milliarden Euro entfielen auf die Business Line European Logistics, die einen Zuwachs von 13,1 Prozent verbuchte. In ihr sind die europaweiten Stückgut- und Logistikaktivitäten im Industrie- und Konsumgütergeschäft gebündelt. In Deutschland legten die Landverkehre Eling zufolge um 12,4 Prozent zu. Der Bereich hat nach einer leichten Delle 2020 damit auch die Vor-Corona-Werte von 2019 übertroffen.

Die Business Line Food Logistics kletterte beim Umsatz mit 1,1 Milliarden Euro erstmals über die Eine-Milliarde-Marke. Zugrunde liegt eine Steigerung von 9,8 Prozent. In dieser Sparte laufen bei Dachser Transport und Logistik von Lebensmitteln.

Stopp der Russland-Aktivitäten
Dachser hat nach eigenen Angaben alle Netzwerktransporte nach und aus Russland und Belarus eingestellt. Ein kompletter Übernahme- und Verladestopp gelte auch für interkontinentale Zugverkehre und Lkw-Transporte zwischen Europa und Asien, die Russland und Belarus durchqueren.
Seit 2008 ist Dachser in Russland mit einer eigenen Landesgesellschaft vertreten. Der Fokus liegt in Transport- und Logistikdienstleistungen in den Business Fields Road Logistics und Air & Sea Logistics. Rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Russland an sieben Standorten beschäftigt. Die dortige Dachser-Landesgesellschaft erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von rund 26 Millionen Euro. Das entspricht einem halben Prozent des Konzernumsatzes. In der Ukraine und Belarus ist Dachser nicht mit eigenen Standorten vertreten.

Quelle:
Eurotransport

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