Containerstau: HHLA ergreift drastische Maßnahmen

Es schwingt ein bisschen Verzweiflung mit in dem jüngsten Kundenschreiben der HHLA vom 21. Juni. Das Unternehmen schreibt, man habe gehofft, dass sich nach dem vorherigen Schreiben zu den Containerstaus im Hamburger Hafen die schleppende Abholung von Importcontainern verbessern würde. Stattdessen habe deren Verweildauer in den drei Terminals noch einmal drastisch zugenommen. Dies erhöhe den Druck auf die Kapazitäten und die operativen Abläufe weiter – mit möglicherweise verheerenden Folgen. Zwar seien die endgültigen Auswirkungen noch nicht abschätzbar, aber es bestehe eine reelle Gefahr für die Aufrechterhaltung des Betriebs, heißt es.

Um dies abzuwenden, greift die HHLA nun zu deutlich verschärften Maßnahmen. Per 1. Juli behält sich der Terminalbetreiber das Recht vor, Importcontainer mit einer zusätzlichen Surcharge in Höhe von 50 EUR je Kalendertag zu belegen. Diese Gebühr gilt ab dem fünften Tag nach Entladung und wird zusätzlich zum regulären Lagergeld erhoben. Container, die auch zehn Tage nach Entladung noch nicht abgeholt worden sind, können außerdem auf eine bewachte Extra-Fläche verbracht werden. Die HHLA stellt für die Umfuhr 300 Euro pro Box in Rechnung. Wer seinen Container dann von dort abholen möchte, kann dies nur per Lkw und mit drei Tagen Vorankündigungsfrist tun.

Das Schlimmste kommt womöglich noch
Die HHLA, aber auch andere Terminalbetreiber kämpfen seit geraumer Zeit mit den extrem langen Verweildauern der Boxen, wobei der Peak womöglich noch überhaupt nicht erreicht ist. Denn nach dem Auslaufen der Quarantäne in wichtigen chinesischen Hafenstädten wie Shanghai wird damit gerechnet, dass die große Containerwelle aus Fernost erst noch über die deutschen Häfen schwappt. Um flexibler reagieren zu können, hatte HHLA-Chefin Angela Titzrath daher beispielsweise schon eine zeitweise Aussetzung des Sonntagsfahrverbots ins Spiel gebracht.

Ein Grundproblem könnte aber all diese Bemühungen zunichtemachen. Denn hinter vorgehaltener Hand heißt es, dass einige Importeure ihre Container überhaupt nicht mehr haben möchten, beispielsweise wenn darin verspätet eingetroffene Saisonwaren sind. Diese werden dann womöglich überhaupt nicht mehr abgeholt.

Quelle:
DVZ

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