DB-Schenker-Verkauf wird immer wahrscheinlicher

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Deutsche Bahn (DB) ihre Speditionstochter DB Schenker verkauft, ist mit dem Beschluss des Aufsichtsrates der DB vom Donnerstag gestiegen. Aufsichtsratsmitglied Stefan Gelbhaar bestätigt das im Gespräch mit der DVZ. „Prüfen und vorbereiten – das ist ein Beschluss, den fasst man nicht jeden Tag“, sagte Gelbhaar, der für Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag sitzt.

Aber: Trotzdem ist der Deal keinesfalls in trockenen Tüchern. „Ob der Verkauf zum Schluss vollzogen wird, hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere natürlich auch von den Angeboten, die für Schenker eingeholt werden können“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen. DB Schenker sei für die DB ein „wirtschaftlicher Garant, ein Goldstück“, eine Beteiligung, die ganz wesentlich zum positiven Ergebnis des Konzerns beigetragen habe.

Dachstrategie der DB von 2019 stellt die Bahnaktivitäten in den Mittelpunkt
Gelbhaar wies aber auch darauf hin, dass die Tochter DB Schenker nicht das Kerngeschäft für die DB sei. 2019 hatte sich die DB ein Leitbild mit dem Titel „Starke Schiene“ gegeben. Mit dieser Dachstrategie habe der Vorstand nochmal klargestellt, wo der Schwerpunkt des Unternehmens liege. Der Politiker wies zudem darauf hin, dass die DB mit dem Schienennetz einen Auftrag zur Daseinsvorsorge erfülle. Gerade der Schienenverkehr müsse seinen Teil dazu beitragen, den Klimaschutz in Deutschland voranzubringen. Alles Punkte, die für DB Schenker so nicht oder nur zum Teil gelten würden.

Was ein akzeptabler Kaufpreis sein könnte, bleibt zunächst offen. „Hier wird nun der Vorstand prüfen und sondieren, und dem Aufsichtsrat als Ergebnis eine entsprechende Erklärung und Einordnung vorlegen“, sagte Gelbhaar. Der Aufsichtsrat hat beschlossen, dass die Einnahmen aus dem Verkauf von DB Schenker im DB-Konzern verbleiben sollen.

Das Außenwirtschaftsgesetz als Hürde für ausländische Investoren?
Die Höhe des Kaufpreises ist gleichwohl nicht das einzige Kriterium. Gerade nach dem Hin und Her rund um den Verkauf einer Beteiligung am Hamburger Hafen wird bei einem Verkauf an einen ausländischen Investor das Außenwirtschaftsgesetz kritisch beäugt werden. Laut jüngsten Medienberichten hegt auch die Deutsche Post ein Interesse an der Übernahme von DB Schenker. Ein Deal, der dann nicht unter das Außenwirtschaftsgesetz fallen würde.

Gelbhaar betonte auch eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. „Es ist mir schon wichtig, wenn Schenker verkauft wird, dass Schenker in gute Hände kommt und dass das auch für die Mitarbeiter Sinn ergibt und gut vermittelbar ist.“

Im nächsten Jahr soll eine Entscheidung fallen
Der Grünen-Politiker wies darauf hin, dass der Beschluss samt Auftrag des Aufsichtsrats an den Vorstand aus der vergangenen Woche nicht der erste Schritt gewesen sei. „Der Beschluss von Donnerstag wird auch nicht der letzte Schritt gewesen sein“, so der Grünen-Politiker. Er rechnet damit, dass im nächsten Jahr eine Entscheidung zum Verkauf fallen wird. Wann genau das sein könnte, da wollte er sich nicht festlegen: „Wir erleben gerade eine vielfältig politisch volatile Zeit, da können viele Faktoren den Prozess beschleunigen oder verlangsamen.“

Für DB Schenker wird für 2023 ein spürbar niedrigerer Gewinn erwartet wie 2022. Im laufenden Jahr sollen es über zwei Milliarden Euro sein. Gelbhaar wehrte sich jedoch dagegen, von einem Gewinneinbruch zu sprechen. „2022 war jedenfalls ein außergewöhnlich gutes Jahr.“ Im Jahr zuvor, 2021, lag das Ebit von DB Schenker mit 1,25 Milliarden Euro deutlich niedriger.

Quelle:
DVZ

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