Hamburg verliert überdurchschnittlich viel Containerladung

Der Warenumschlag im Hamburger Hafen ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres – verglichen mit dem Vorjahreszeitrum – weiter zurückgegangen. Der Containerumschlag liegt mit 1,9 Millionen TEU um 16,9 Prozent niedriger als im ersten Quartal des Vorjahres. Die Gründe dafür sind vielfältig, wie Hafen Hamburg Marketing bei Veröffentlichung der Zahlen am Mittwoch mitteilte: „Anhaltende geopolitische Spannungen, Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland, hohe Inflation, globale Kaufzurückhaltung und hohe Lagerbestände.“

Der Rückgang in dieser Größenordnung war durch die Vorlage der Quartalszahlen von den Terminalbetreibern Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und Eurogate bereits absehbar. Verglichen mit den Konkurrenzhäfen Rotterdam (minus 11,6 Prozent) und Antwerpen-Brügge (minus 5,7 Prozent), fällt der Rückgang in Hamburg deutlich stärker aus.

Nachhaltigkeit statt Größe
Professor Jan Ninnemnan, Studiengangsleiter für Logistikmanagement an der Hamburg School of Business Administration, sieht als Ursache für den überdurchschnittlichen Rückgang des Containerumschlags in Deutschland strukturelle Probleme. Verglichen mit den Nordrange-Häfen habe Hamburg höhere Kosten, eine niedrigere Produktivität und sei durch die Elbe eingeschränkter erreichbar. Der Wettbewerb würde durch neue Terminalkapazitäten in Nordeuropa zudem weiter zunehmen. Eine entscheidende Lösung für einen günstigeren und effizienteren Betrieb sei die weitere Automatisierung der Terminals, die zurzeit nur am Terminal Burchardkai vorangetrieben werde. Das sagte Ninnemann im Gespräch mit der DVZ auf der Messe transport logistic vergangene Woche.

Um den Hamburger Hafen zu stärken, investiert die HHLA in technische Innovationen und Nachhaltigkeit. Gegenüber der DVZ sagte eine Sprecherin des Unternehmens: „In Zukunft wird der Hamburger Hafen nicht der größte, sondern der Beste in Sachen Innovation und Nachhaltigkeit sein.“

Verkehre mit Nordamerika wachsen
Beim Blick auf die Fahrgebiete zeigt sich eine gegenläufige Entwicklung. Trotz rückläufiger Mengen bleibt China der mit Abstand wichtigste Handelspartner des Hafens. Den zweiten Platz haben die USA mit einem Zuwachs von 9,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum gefestigt – in diesem Fahrtgebiet wurden 152.000 TEU umgeschlagen. Der Handel mit Kanada wuchs sogar um 31,7 Prozent – verglichen mit dem ersten Quartal 2022 – auf 52.000 TEU. Der Handel mit Russland – vor dem Krieg viertwichtigster Partner des Hafens – ist durch die Sanktionen quasi zum Erliegen gekommen.

Dem Hamburger Hafen kommt sein universelles Profil zugute. Der wachsende Umschlag von Massengütern (plus 5,4 Prozent) wie Mineralölen und Futtermitteln, konnte den starken Rückgang der Containermengen etwas abfedern. Der Gesamtumschlag in den ersten drei Monaten dieses Jahres war mit 28,1 Millionen Tonnen nur 10,2 Prozent niedriger im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Um 17,5 Prozent zugenommen hat die Zahl der „Megamax“-Schiffe, die den Hamburger Hafen zu Beginn des Jahres angelaufen haben. So wurden 67 Anläufe von Schiffen mit einer Kapazität von über 18.000 TEU gezählt. „Dieser langanhaltende Trend zeigt die dringende Notwendigkeit, die nötigen Wassertiefen herzustellen, um die temporäre Einschränkung der Tiefen auf der Tideelbe wieder aufheben zu können“, sagt Axel Mattern, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing. Neben der Fahrrinnenanpassung macht die Schiffsgrößenentwicklung vor allem eine höhere Produktivität der Terminals nötig, wie sie Ninnemann anmahnt. Zu Spitzenzeiten müssen an den Terminals heutzutage weniger, dafür aber größere, Schiffe mit mehr Ladung zeitgleich abgefertigt werden. In der Vergangenheit waren die Mengen auf kleinere Schiffseinheiten verteilt, die die Kaikanten gleichmäßiger ausgelastet haben.

Für das laufende Jahr geht die Marketingorganisation des Hamburger Hafens davon aus, dass sich die Umschlagzahlen erholen werden.

Quelle:
DVZ

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