Spediteure beklagen „Diktat der Reeder“

Die Containerschifffahrt floriert wieder. Die Reeder machen gute Geschäft. Oft auf Kosten der Spediteure. Der Verein Bremer Spediteure sagt: „Marktmechanismen versagen.“

Der Welthandel floriert – trotz Corona. Die Nachfrage nach Industriegütern hat weltweit kräftig angezogen. Und „China fährt wieder Volllast“, heißt es im digitalen Pressegespräch des Vereins Bremer Spediteure (VBS). So haben sich auch die Transportmengen im Seeverkehr schnell erholt. „Seit Mitte 2020 sind die Volumina von Monat zu Monat angestiegen, vor allem im ersten Quartal dieses Jahres“, sagte der VBS-Vorsitzende Oliver Oestreich (Lexzau, Scharbau).

Die Nachfrage nach Containerstellplätzen an Bord der Schiffe übersteigt das Angebot. Buchungen müssen vier bis sechs Wochen vor der Abfahrt aufgegeben werden. Es herrscht ein Mangel an Leercontainern. Die Frachtraten haben sich auf vielen Routen verfünffacht, teilweise verzehnfacht. Die großen Mengen, die gravierenden Kapazitätsengpässe und die mangelnde Fahrplantreue der Reedereien stellen auch die Bremer Spediteure vor gewaltige Herausforderungen. „Vor allem die Überseespeditionen sind am Rande ihrer Leitungsfähigkeit“, so Oestreich.

Eines wird im Pressegespräch spürbar: Die Spediteure sind nicht gut auf die Reeder zu sprechen. „Das Verhältnis hat sich deutlich verschlechtert“, heißt es diplomatisch. Carsten Hellmers (Alexander Global Logistics) spricht hingegen von einem „Diktat der Reeder“. Diese optimierten die Fahrpläne nach ihren Vorstellungen, bestätigte Buchungen würden ignoriert, die Spediteure müssten sich permanent auf neue Situationen einstellen.

Die zehn größten Containerreedereien haben sich zu drei Konsortien zusammengeschlossen, die 85 Prozent des Marktes abdecken. „Die Märkte sind fast außer Kraft gesetzt“, sagt VBS-Geschäftsführer Robert Völkl. „Das Oligopol ist marktbeherrschend“, ergänzt Sven Schoon (ETS Transport & Logistics).

Eine Folge ist der Boom bei der Luftfracht. Die Zuwachsrate für März liegt gegenüber dem Vorjahr bei 21 Prozent. „Die Kunden schwenken auf Lufttransport um“, sagt Philip Herwig (Röhlig Logistics). Doch der Frachtraum sei durch den pandemiebedingten Wegfall der Passagiermaschinen begrenzt. Und alle verfügbaren Frachtmaschinen seien in der Luft und gut bestückt.

Quelle:
Kreiszeitung.de

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