Transportpreise auf Europas Straßen steigen

Das Jahr 2021 ist nicht einmal zur Hälfte vorbei, aber die Herausforderungen für die Transport- und Logistikbranche reichen bereits jetzt für ein ganzes Jahr. Allen voran beeinflusste die Coronakrise das Geschäft vieler Branchenteilnehmer und sorgte durch die temporären Kontrollen an den Grenzen zu Tschechien und Tirol für erhebliche Mehrkosten sowie längere Wartezeiten.

Darüber hinaus trat zum Jahreswechsel der Brexit in Kraft; die daraus resultierenden Unsicherheiten strapazierten die Nerven und Geldbeutel zusätzlich. Britische Exporte in die EU gingen im Januar beispielsweise um mehr als 40 Prozent zurück im Vergleich zum Vorjahr. Als wäre das nicht genug, stieg der Dieselpreis auf ein Elfmonatshoch. All das zusammengenommen führt dazu, dass Transporte auf europäischen Straßen teurer geworden sind.

Gestiegene Nachfrage

So ist der durchschnittliche Transportpreis auf dem Spotmarkt des europäischen Straßengüterverkehrs im ersten Quartal gestiegen. Der Mittelwert im Komplettladungsverkehr (FTL) betrug nach einer Analyse des britischen Beratungshauses Transport Intelligence (TI) auf europäischen Verbindungen im ersten Quartal dieses Jahres 1.118 Euro. Das entspricht einem Anstieg um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1.101 Euro) sowie einem Plus von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal (1.112 Euro).

Als durchschnittlichen Transportpreis pro Kilometer haben die Fachleute 1,57 Euro errechnet, was leicht über dem Wert des vierten Quartals 2020 liegt. Zwar habe der Anstieg der Covid-19-Infektionen im ersten Quartal die erhoffte wirtschaftliche Erholung in Europa verlangsamt, doch begünstige die gestiegene Exportnachfrage auch die innereuropäischen Transportketten, urteilen die Experten. Dabei hat sich die preisliche Differenz zwischen Hauptlauf und Rückladung von 32 auf 30 Cent pro Kilometer leicht verringert. Denn während der Preis auf Hauptlauf-Strecken um 0,8 Prozent auf durchschnittlich 1,72 Euro pro Kilometer fiel, stieg der Preis bei Rückladungen im Schnitt um 1,3 Prozent auf 1,42 Euro pro Kilometer.

Exporte werden teurer

Ein Blick auf Deutschland zeigt, dass Transporte ins europäische Ausland teurer geworden sind. So stieg der Preis im Mittelwert um rund 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und 1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Beispielsweise kletterten die Transportkosten auf der Verbindung Duisburg–Prag um 9,8 Prozent im Vorjahresvergleich auf 1.018 Euro und stieg somit erstmals über einen Wert von 1.000 Euro. Auch Transporte von Duisburg nach Warschau stiegen um mehr als 9 Prozent im Vorjahresvergleich und 8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal auf durchschnittlich 1.109 Euro. Ganz anders war die Entwicklung im Transportgeschäft zwischen Deutschland und Frankreich. Hier sank der Durchschnittspreis auf der Relation zwischen Duisburg und Lille im ersten Quartal 2021 um 2,9 Prozent im Vorjahresvergleich sowie um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal auf 605 Euro.

Im Gegensatz zu den deutschen Auslandsverkehren sanken die Frachtkosten bei Einfuhrverkehren im Durchschnitt um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Beispielsweise ging der Preis auf der Verbindung Warschau–Duisburg um 4,9 Prozent auf durchschnittlich 1.055 Euro zurück im Vergleich zum Vorquartal. Auf der Strecke Lille–Duisburg verringerte sich der Preis um knapp 4 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Experten begründen diese Entwicklung mit den vergleichsweise scharfen Coronamaßnahmen, die die Bundesregierung der Bevölkerung auferlegte und für einen Nachfragerückgang in Deutschland sorgten.

Verträge werden angepasst

Nicht nur die Preise auf dem europäischen Spotmarkt haben angezogen, auch die Frachten auf dem Kontraktmarkt gehen wieder nach oben. Sie sind in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorquartal um 1,2 Prozent gestiegen, zeigt eine exklusive Auswertung der Transportplattform Transporeon für die DVZ. Wie auf dem Spotmarkt entwickelten sich auch bei den Kontrakten vor allem die Preise auf dem Korridor nach England überdurchschnittlich. Der Hauptgrund: Viele Verträge wurden im ersten Quartal 2021 an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. In der Folge stiegen die Transportraten für Verkehre von und nach Großbritannien zwischen 2,5 und 5 Prozent je nach Abgangs-/Zielrelation.

Fahrermangel spitzt sich zu

Dass der Preis im Frachteinkauf in Europa tatsächlich gestiegen ist, bestätigten diverse Speditionsunternehmen auf DVZ-Anfrage. Allerdings wollte niemand kommentieren, ob diese Mehrkosten auch an die Kunden weitergegeben werden. Chris Mills, Director of Account Management bei C.H. Robinson Europe, bestätigt aber, dass der Markt immer schwieriger werde: „Es sind weniger Fahrer verfügbar, und Spotladungen sind vorherrschend.“ Doch die Hoffnungen seien groß, dass sich die Marktbedingungen zum Sommer wieder verbessern. „Wir bekommen hier und da Rückmeldungen, dass Fahrer gebeten werden, jetzt ihren Urlaub zu nehmen, damit sie bereit sind, sobald die Beschränkungen aufgehoben werden.“

Nichtsdestotrotz dürfte der sich zuspitzende Fahrermangel in Europa den Transportpreis weiter nach oben treiben. Nach Einschätzung der Internationalen Straßentransport Union (IRU) wird dieser am Ende des Jahres auf ein Defizit von 17 Prozent im Vergleich zum benötigten Bedarf ansteigen. Transport Intelligence prognostiziert in der Studie jedenfalls, dass die durchschnittliche Frachtrate in Europa am Ende dieses Jahres zwischen 1.087 und 1.155 Euro liegen wird. Das würde einem Zuwachs von 2,5 bis 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprechen.

Quelle:
Xing

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