Logistikunternehmer fordert Umdenken: Wer Klimaschutz will, muss mehr bezahlen

Wer das Klima schützen will, muss umdenken. Das sind die Vorschläge von Spediteur Holger te Heesen, Chef von ABC-Logistik aus Düsseldorf, für eine klimafreundliche Logistik

Wer sich mit Holger te Heesen über Verkehrspolitik austauscht, mag daran zweifeln, dass er in der Logistik zu Hause ist. Ginge es nach ihm, würden Containertransporte per Lkw von den ARA-Häfen zumindest den Rhein entlang verboten oder so teuer gemacht, dass Bahn oder Binnenschiff hierdurch den Vorrang bekommen. Er würde die Lkw-Maut auf allen Langstrecken progressiv und deutlich erhöhen, um damit die Schiene zu stärken und die Regionalität zu fördern. „Der Reparaturstau auf den meisten Autobahnen und Brücken und auch die Situation auf den Parkplätzen schreien nach Verkehrsreduzierung“, sagt er.

Die Forderungen kommen nicht von ungefähr: Der Geschäftsführer von ABC-Logistik aus Düsseldorf will mit seiner Firmengruppe einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Dazu müssten überflüssige Transporte vermieden oder zumindest klimaneutral ausgeführt werden. Überflüssig werden viele Touren nach te Heesens Überzeugung, wenn Verbraucher ihr Einkaufsverhalten überdenken und regionale Strukturen stärken.

Dann müsste das Mineralwasser nicht mehr aus der Lombardei nach Deutschland kommen, wo die Bundesrepublik doch selbst über gute Mineralbrunnen verfügt. Und wer dennoch zum Edelwasser in der grünen Flasche greifen will, müsse allein schon für Transport und Logistik spürbar mehr bezahlen, so der Vorstoß des Logistikprofis. Dazu bedürfe es aber staatlicher Regularien.

ABC-Logistik nutzt Ökostrom, Pkw-Flotte fährt mit Strom
Dass er nicht Wasser predigt und Wein trinkt, belegen mehrere Beispiele von selbst praktiziertem Umweltschutz. Die Firma bezieht Ökostrom, auf den Hallendächern sind auf 6.000 Quadratmetern ­Fotovoltaikanlagen verbaut, in den Hallen hängen LED-Lampen. Rund 50 der 280 Mitarbeiter nutzen bereits Job-Bikes. Die Pkw-Firmenflotte ist bereits auf Elektro und Hybrid umgestellt, und auch der Chef fährt – jedenfalls im Sommer – mit dem Rad zur Arbeit.

„Wir müssen unsere Klimaziele erreichen und auch der nächsten Generation eine intakte Welt hinterlassen“, so seine Überzeugung. Und deshalb muss auch der Teil der Transporte, der sich nicht vermeiden lässt, nach Ansicht von te Heesen ohne den Einsatz von fossilen Brennstoffen erfolgen. Batterieelektrische und Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge werden es möglich machen. Die zweite Kategorie lässt nach Überzeugung des 61-Jährigen bis zu ihrer Serienreife aber noch Jahre auf sich warten, sodass er selbst eine deutliche Präferenz für die erste Kategorie zeigt. „Wir haben keine Zeit zu verlieren, sondern müssen uns auf das konzentrieren, was verfügbar ist“, sagt er. „Und die Elektromobilität ist definitiv schneller umsetzbar.“

Diese Antriebsart wird ihren Siegeszug seiner Einschätzung nach auch im Fernverkehr antreten. Die Batteriefertigung mache große Fortschritte, was Leistung und damit Reichweite angehe, ebenso der Aufbau einer (Schnell-)Lade-Infrastruktur. Noch gibt es die Nullemissions-Lkw für die Langstrecke aber nicht – wohl aber für den Nah- und Regionalverkehr: Fünf Elektrofahrzeuge des Typs E-NV200 von Nissan und des Typs ID3 von VW hat ABC-Logistik seit drei Jahren erfolgreich auf der letzten Meile im Einsatz, zwei Verteiler-Lkw der neuen Generation mit E-Achse von BPW sind so gut wie bestellt. „Sobald die neuen Förderrichtlinien der Bundesregierung feststehen, kann der Liefertermin festgelegt werden.“ Auch Elektro-Rangierfahrzeuge von Terberg sollen in die Flotte kommen. Am Diesel festzuhalten, ist für te Heesen keine Option: „Ich glaube fest an die Zukunft der Elektromobilität.“

Holger te Heesen: Wasserstoff in Binnenschiffen
Wasserstoff (H2) im Verkehr hat für den Unternehmer auch seine Berechtigung. Es muss aber nicht die Straße sein. Hier rechnet te Heesen mit einem Zeitraum von mindestens zehn Jahren, bis serienreife Lkw verfügbar sind. Der Logistiker kann sich diesen Energieträger deutlich früher für den Antrieb von Binnenschiffen vorstellen, die teils seit vielen Jahrzehnten im Dienst sind. Der Aufbau einer Infrastruktur an den Häfen sei einfacher zu organisieren als für den Straßengüterverkehr, der nach te Heesens Auffassung alle 50 Kilometer eine für Lkw geeignete Tankstelle verlangt.

Hinzu kommt mit Blick auf die Straße: Es braucht nicht nur ein flächendeckendes Netzwerk an Zapfsäulen, es braucht auch grünes H2, damit der Transport wirklich nachhaltig wird. Und letztlich muss auch die Tankstelle umweltverträglich versorgt werden. „Es bringt nichts, wenn ein Diesel-Lkw den grünen Wasserstoff über 500 Kilometer zur Tankstelle bringt.“

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