Bolloré will aus Logistik in Afrika aussteigen

Der französische Bolloré-Konzern will seine Logistik in Afrika komplett verkaufen und hat bereits die Bank Morgan Stanley mit der Suche nach Kaufinteressenten beauftragt. Das berichtete die französische Tageszeitung Le Monde am Wochenende in einem ganzseitigen Artikel. Erste Kandidaten für die Übernahme sollen die Reedereigruppen CMA CGM und Maersk sein, im Gespräch seien aber auch Dubai Ports World und die chinesische Gruppe Cosco Shipping. Der Kaufpreis wird auf 2 bis 3 Milliarden Euro geschätzt. Das Unternehmen selbst war zu keiner Stellungnahme bereit.

Die Konzerntochter Bolloré Africa Logistics setzte mit 20.800 Mitarbeitern in 47 Ländern 2020 rund 2,1 Milliarden Euro um. Vor allem in Westafrika zwischen Dhakar und Brazzaville, aber auch in Tansania und auf den Komoren ist Bolloré Konzessionär für insgesamt 42 Häfen, 16 Containerterminals, 7 Roll-on/roll-off-Terminals, 3 Eisenbahnlinien, die von der Küste ins Landesinnere führen, und für ein Straßennetz von mehreren tausend Kilometern. Außerdem verfügt die Gruppe, die alle Arten von Transport- und Logistikaktivitäten betreibt, über zahlreiche Lagerhäuser und eine Flotte von Lkw für den nationalen und internationalen Straßentransport.

Als wahrscheinliches Motiv für die Verkaufsabsichten nennt Le Monde die Probleme mit der Justiz in mehreren afrikanischen Ländern und auch in Frankreich. Dem Konzern wird vorgeworfen, hohe Beamte und Politiker bis hin zu Präsidenten bestochen zu haben, um sich bei der Ausschreibung von Konzessionen den Zuschlag zu sichern. In einem Verfahren in Togo, in dem im Februar 2021 das Urteil gesprochen wurde, hatte sich der Konzern schuldig bekannt und wurde zu einer Geldstrafe von 12 Millionen Euro verurteilt. Der Status als überführter Bestecher hat nicht zuletzt zur Folge, dass große internationale Banken nicht mehr mit Bolloré zusammenarbeiten dürfen – der Konzern hat deshalb Probleme, auf dem Kontinent zu investieren. „Ein neuer Eigentümer könnte unbescholten wieder bei Null anfangen“, folgert Le Monde.

Quelle:
DVZ

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