Was die USA gegen Lieferengpässe tun

Vor der Westküste der USA stauen sich die Schiffe aus Asien, eine halbe Million Container warten auf ihre Abfertigung. Deshalb soll der Hafen von Los Angeles künftig rund um die Uhr betrieben werden.

Die weltweiten Engpässe von Waren und Rohstoffen aller Art machen sich auch in den USA bemerkbar. So warten derzeit vor der amerikanischen Westküste zahlreiche Schiffe mit rund einer halben Million Containern an Bord auf Abfertigung. Regierungsbeamte warnten bereits vor steigenden Preisen und leeren Regalen in der Vorweihnachtszeit. Um das Problem zu beheben, haben sich Regierung, Supermarktketten wie Walmart und Paketdienste wie FedEx und UPS zu einem beispiellosen Kraftakt entschieden: Danach soll der Hafen von Los Angeles, wo die Schiffe aus Asien ankommen, künftig 24 Stunden am Tag betrieben werden.

„Wir arbeiten rund um die Uhr daran, mehr Waren schneller zu bewegen und unsere Lieferketten zu stärken“, sagte US-Präsident Joe Biden. Durch die Öffnung an sieben Tagen in der Woche, in der Nacht und an den Wochenenden werde der Hafen von Los Angeles mehr als 60 zusätzliche Stunden pro Woche geöffnet sein, sagte Biden. Der benachbarte Hafen von Long Beach arbeitet bereits im Dauerbetrieb.

Beitrag Container im Stau.

Auch Walmart-Mitarbeiter sollen länger arbeiten
Die beiden Häfen sind die Größten der USA. Mit dem Dauerbetrieb der beiden Häfen soll der Rückstau abgebaut werden. „Ich weiß, dass Sie viel über sogenannte Lieferketten hören und wie schwierig es ist, eine Reihe von Dingen zu bekommen – vom Toaster über Turnschuhe bis hin zu Fahrrädern und Schlafzimmermöbeln“, sagte Biden. Er verstehe, dass dies vielen Menschen Sorge bereite. Allerdings sei die Ausweitung von Arbeitszeiten und das Hochfahren der Kapazitäten in den Häfen nur ein erster Schritt. Andere private Marktteilnehmer müssten nun nachziehen. „Es heißt nicht ohne Grund ‚Lieferkette‘.“In der Folge müssen sich auch viele Mitarbeiter der großen Einzelhändler und Supermarktketten wie Walmart auf längere Arbeitszeiten einstellen. Die Firmen haben zugesagt, ebenfalls außerhalb ihrer Hauptzeiten zu arbeiten, um die Waren zu entladen oder zu transportieren. „Die heute eingegangenen Verpflichtungen sind ein Zeichen für einen großen Fortschritt und dafür, dass die Waren von den Herstellern in die Geschäfte oder zu Ihnen nach Hause kommen“, sagte Biden. Dennoch könne nicht garantiert werden, dass alle bestellten Waren rechtzeitig vor Weihnachten geliefert würden, ergänzte ein Sprecher des Weißen Hauses.

Modefirmen in der Bredouille
Lieferengpässe und steigende Frachtkosten bringen auch Modefirmen, die auf Fast Fashion setzen, in die Bredouille. Vor allem bei Waren aus Asien stockt es. „Die meisten Marken kämpfen derzeit damit zu wissen, wann Ware geliefert wird und wann Dinge vielleicht schiefgehen könnten und wie sich das genau auswirkt“, beschreibt ein Experte die Unsicherheit in der Branche. Eine kurzfristige Abhilfe ist nicht in Sicht.Ende September berichtete die schwedische Modekette H&M von Engpässen bei der Produktion und Logistik. Konzernchefin Helena Helmersson sagte, die Situation verbessere sich zwar auf der Lieferantenseite, aber sie rechne im laufenden Quartal mit weiteren Verzögerungen. Nike-Finanzvorstand Matt Friend erklärte, die Lieferzeiten aus Asien in die USA hätten sich im vergangenen Monat auf 80 Tage verdoppelt. Auch Abercrombie & Fitch, Boohoo oder ASOS klagten über Lieferschwierigkeiten und höhere Rohstoffpreise.

Zuversicht in Großbritannien
Derweil verbreitet die britische Regierung Zuversicht. Der Generalsekretär der Konservativen Partei, Oliver Dowden, zeigte sich überzeugt davon, dass die Geschenke rechtzeitig zum Fest ankommen. „Ich bin zuversichtlich, dass die Leute ihr Spielzeug zu Weihnachten bekommen werden“, sagte er dem TV-Sender Sky. Die Situation entspanne sich zunehmend im Hafen von Felixtowe, über den 36 Prozent der Containerfracht des Landes abgefertigt wird. Der Mangel an Lkw-Fahrer sei global und kein Problem alleine von Großbritannien.Maersk, die größte Containerreederei der Welt, ist offenbar anderer Meinung. Sie hat einige Schiffe aus dem Hafen Felixstowe im Osten Englands umgeleitet, weil es im Hafen angesichts des akuten Mangels an Lkw-Fahrern Probleme beim Abtransport von Waren gab. Großbritannien kämpft seit Wochen gegen Versorgungsengpässe. Johnson hatte eingeräumt, dass der Austritt Großbritanniens aus der EU zu Spannungen in den Lieferketten und bei den Arbeitskräften geführt habe.

Quelle:
Tagesschau

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