„Flexibilität geht vor Kosten“ – Stimmung bei Logistikern kippt

Hohe Energiepreise, strikte Corona-Lockdowns in China und der Ukraine-Krieg üben starken Druck auf die Logistikbranche aus. Die Geschäftserwartungen für das nächste halbe Jahr seien deutlich eingetrübt, erklärt die Bundesvereinigung Logistik. Eine kurzfristige Entspannung sei nicht in Sicht.

Die deutsche Logistik blickt wegen des Ukraine-Kriegs, Corona-Lockdowns in China und der allgemeinen Unsicherheit skeptisch voraus. „In der deutschen Logistikwirtschaft kippte die Stimmung ins Negative“, erklärt das Münchner IFO-Institut in seiner neuesten Firmen-Umfrage für das zweite Quartal. Die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate hätten sich deutlich eingetrübt, teilt die Bundesvereinigung Logistik (BVL) mit. Eine mögliche separate Blockbildung von USA, Europa und China berge Risiken im weltweiten Austausch von Gütern und Dienstleistungen.

„Eine scharfkantige Abgrenzung politischer Systeme hat ernsthafte Konsequenzen, insbesondere bei kritischen Abhängigkeiten in globalen Wertschöpfungsketten“, sagt der BVL-Vorstandsvorsitzende Thomas Wimmer. In den Bereichen Einkauf, Produktion und Logistik höre man neue Leitsätze wie „Flexibilität geht vor Kosten“ und „Verfügbarkeit ist die neue Währung“, erläutert er. „Was gestern noch unökonomisch war, gilt heute als wirtschaftlich sinnvoll.“

Demnach handelt es sich bei den Störungen in den Lieferketten nicht um vorübergehende Probleme und Phänomene. „Kurzfristig ist keine Entspannung in Sicht“, betonte der Logistik-Experte. Die Staus und Verzögerungen in der Containerschifffahrt hätten inzwischen auch die Nordsee und die Häfen in Deutschland, Holland und Belgien erreicht.

Dies führe nicht nur zu Verspätungen, sondern auch zu einem Mangel an Containern, die derzeit ebenso rar seien wie Paletten und Kartonagen. Während Industrie und Handel auf Rohstoffe und Vorprodukte warteten oder ihre fertige Ware nur schwer versenden könnten, hätten Logistik-Dienstleister Probleme ihre Kapazitäten aufzustocken. Dies wiederum liege auch am massiven Personalmangel. „Diese Missverhältnisse werden noch einige Monate anhalten – bis weit ins Jahr 2023 hinein“, bilanzierte Wimmer. Auch das Bundeswirtschaftsministerium rechnet mit Schwierigkeiten für die deutsche Wirtschaft wegen Folgen der Corona-Lockdowns in China.

Quelle:
N-TV

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