Hafenarbeiter beenden 48-stündigen Warnstreik – der plötzlich eskalierte

Alle Streiks der Hafenarbeiter zusammengenommen, fielen 80 Arbeitsstunden weg – in einer sensiblen Phase für die Hafenlogistik. Bei einer Kundgebung kommt es zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Nach 48-stündigem Stillstand in den deutschen Nordseehäfen endete am Samstagmorgen der jüngste Warnstreik der Hafenarbeiter. Die Gewerkschaft hatte zu dem Ausstand aufgerufen, um nach sieben ergebnislosen Runden den Druck auf die Arbeitgeber nochmals zu erhöhen. „Der Warnstreik wurde heute wie geplant beendet und die Arbeit geht wieder los“, sagtee ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi für den Hamburger Hafen.

Die Hafenarbeiter hatten am Donnerstag mit Beginn der Frühschicht die Arbeit niedergelegt und damit den Warenumschlag in den Seehäfen an der Nordseeküste weitgehend lahmgelegt. Mit einem ersten Warnstreik in einer Spätschicht sowie einem 24-stündigen Warnstreik im Juni summiert sich der streikbedingte Arbeitsausfall damit auf rund 80 Stunden – der heftigste Arbeitskampf in den Häfen seit mehr als vier Jahrzehnten.

Weitere Arbeitskämpfe sind bis Ende August ausgeschlossen. Ein am Donnerstagabend vor dem Hamburger Arbeitsgericht geschlossener Vergleich sieht vor, dass die Tarifparteien bis Ende kommender Woche drei weitere Verhandlungstermine bis zum 26. August vereinbaren müssen. „Während dieses Zeitraums werden von Verdi keine weiteren Arbeitskampfmaßnahmen mit den Beschäftigten der Klägerinnen durchgeführt“, teilte das Arbeitsgericht mit.

Der Ausstand in den Seehäfen kam für die Hafenlogistiker zur Unzeit, weil er die ohnehin gestörten Abläufe an den Kaikanten noch weiter aus dem Tritt gebracht hat. Coronabedingt herrscht im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen seit 2020 ein großes Durcheinander.

Zu unschönen Zwischenfällen kam es am Freitagmittag bei einer Kundgebung in Hamburg. Bei einer Kundgebung von Hafenarbeitern in Hamburg war es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen, die in zwei vorläufigen Festnahmen mündeten. Fünf Polizeibeamte und fünf Demonstranten wurden nach Polizeiangaben verletzt.

Es sei ein Böller aus der Menge geworfen worden, und die Polizei sei dann eingeschritten und habe den Mann aus dem Demonstrationszug herausgeholt, berichtete ein dpa Fotograf. Die Polizei bestätigte den Vorfall in der Nähe des Hauptbahnhofs auf einer Wiese beim Gewerkschaftshaus. Ein Polizeisprecher berichtete, der Mann sei vorläufig festgenommen worden. Er habe sich gegen den Versuch der Beamten gewehrt, seine Personalien festzustellen.

Hafenarbeiter gehen auf Polizisten los
Die Beamten seien auch von Hafenarbeitern bedrängt worden, berichtete der Fotograf weiter. Die Beamten setzten nach Polizeiangaben Pfefferspray ein. Laut Angaben der Polizei gab es aus den Reihen der Demonstranten dann auch Flaschenwürfe. Deswegen wurde ein weiterer Mann vorläufig festgenommen. Der Vorwurf: Gefährliche Körperverletzung. „Zwangsmittel wurden eingesetzt. Die Lage ist beruhigt“, fasste die Polizei auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zusammen.

Hafenarbeiter aus allen wichtigen Standorten waren in Hamburg auf die Straße gegangen, um für ihre Lohnforderungen zu demonstrieren. Vom Hauptbahnhof aus zogen sie mit einem Zwischenstopp an der Binnenalster zu der zentralen Kundgebung zum Gewerkschaftshaus in Bahnhofsnähe. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi nahmen 5000 Streikende daran teil.

Quelle:
welt.de

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