Warum es bei Güterzügen hakt

Die Bundesregierung will mehr Güterverkehr auf die Schiene bringen, doch die Infrastruktur ist alt, marode und überlastet. Dabei liegen viele Lösungsansätze bereit.

Derzeit läuft 19 Prozent des Güterverkehrs in Deutschland auf der Schiene. Bis zum Jahr 2030 sollen es 25 Prozent werden. So plant es die Ampel-Bundesregierung in Berlin. Der Blick ins Ausland zeigt, dass das möglich ist: Österreich, Schweden, die Schweiz – teilweise wird sogar mehr als die Hälfte des Güterverkehres auf der Schiene abgewickelt.Experten und Expertinnen sind aber skeptisch, ob das bei uns auch gelingen wird. Zum einen, weil im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr keine Steigerung der Beiträge für die Schiene ersichtlich ist. Außerdem gibt es viele Hindernisse, die schon vergangene Regierungskoalitionen nicht lösen konnten.

Mit kleinen Maßnahmen viel erreichen?
Der Schienenbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), träumt von vielen kleinen Maßnahmen, die eine spürbare Entlastung im Eisenbahnnetz bringen sollen: mehr Elektrifizierung, mehr Überholgleise für Güterzüge, moderne Weichen die auch mit hohen Geschwindigkeiten befahren werden können. Doch mit den aktuell laufenden Strukturen in den Behörden ist damit wohl auf die Schnelle nicht zu rechnen.

Zeitfresser Entscheidungsfindung
Der Interessenverband „Allianz pro Schiene“ bemängelt, dass vor allem die Entscheidungsfindung zu lange dauere. Zum Beispiel, wenn es um die Elektrifizierung bestehender Strecken geht: Dann beginnen die jeweils zuständigen Behörden von Grund an, Berechnungen zu erstellen – mit der Frage, ob sich die Elektrifizierung volkswirtschaftlich lohnt.Dabei, ssagt Andreas Geißler von der „Allianz pro Schiene“, lohne sich das ab einer bestimmten Zahl an Zügen immer, das hätten die vergangenen Jahrzehnte gezeigt. Nur habe bisher noch niemand in Politik oder höherer Verwaltung den Mut gefasst, dieses als Schwellenwert gesetzessicher festzulegen. Dies könne aber den Behörden ein bis zwei Jahre Arbeit ersparen, bei jeder Strecke, so der Experte.

Ausgedruckte Pläne statt digitaler Schnittstelle
Die ehemalige Bahnmanagerin Katharina Klemt-Albert lehrt an der RWTH Aachen University digitales Baumanagement. Was sie frustriert: noch immer werden Genehmigungs- und Abspracheprozesse für Eisenbahnprojekte auf Papier durchgeführt. Zwar planen viele Gewerke, wie Architekten oder Elektroingenieure längst digital, doch wenn die Planungen zusammengeführt werden sollen, fehlt oft die Schnittstelle. Dann werden alle Pläne ausgedruckt und nebeneinandergelegt. Das fresse Zeit.Auch die Genehmigungsprozesse in den Behörden laufen auf Grundlage von Papier. Dabei stehen digitale Lösungen zur Verfügung, die von Anfang bis Ende Papier überflüssig machen. Doch werden sie bisher kaum angewandt. Die Hürde ist hoch: alle Beteiligten, von Planern, Ingenieuren, Baufirmen bis hinzu Behörden müssten dafür fit gemacht und die IT aufgerüstet werden. Jedoch hätte eine konsequente Digitalisierung das Potenzial, Planung und Genehmigung radikal zu beschleunigen, glaubt Katharina Klemt-Albert.

Quelle:
Tagesschau

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