MSC investiert 700 Millionen Euro in Le Havre

In Zusammenhang mit der kompletten Übernahme von zwei der drei Containerterminals im modernen Seehafen Port 2000 hat die italienisch-schweizerische Reederei für die nächsten Jahre Investitionen von 700 Millionen Euro angekündigt. Mittelfristig strebt MSC über die Terminals im Port 2000 einen Umschlag von 4,5 Millionen TEU pro Jahr an, statt der heute möglichen 1,5 Millionen TEU. Diese Ankündigung erfreut auch Stéphane Raison, Direktor der Hafengruppe Haropa, die 2021 durch die Fusion der Seehäfen Le Havre und Rouen sowie der Häfen von Paris entstanden ist.

Raison sagte auf der kürzlich in Paris abgehaltenen Haropa-Pressekonferenz, er habe die Hoffnung, dass ein Teil des Übersee-Verkehrs von und nach Frankreich, der heute über die MSC-Terminals in Antwerpen läuft, nach Le Havre zurückkehren wird. Dort legen derzeit 30 Liniendienste von MSC an, während es in Le Havre 19 sind. Die geplanten massiven Investitionen von MSC seien nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Vergabe des trimodalen Terminals in Bruyères-sur-Oise am 6. Januar dieses Jahres an Medlog, die Logistik-Tochter von MSC, zu sehen, die aufgrund ihrer Palette an multimodalen Serviceangeboten ausgewählt wurde. Diese Infrastruktur, über die Container für und aus der nahen Pariser Region laufen, soll über einen Zeitraum von zehn Jahren eine Million Lkw-Fahrten einsparen. „Die Idee ist, Import- und Exportgüter an verschiedenen Punkten des Korridors zwischen Le Havre und Paris abzuholen“, fügte Raison hinzu.

Haropa habe sich im vergangenen Jahr „mehr als nur widerstandsfähig“ gezeigt, führte Raison weiter aus. „Trotz der verschiedenen Krisen, angefangen mit der Corona-Pandemie, hielt sich Haropa im ersten vollen Geschäftsjahr seit der Fusion in einem unruhigen Marktumfeld über der Wasserlinie“. Der Seegüterumschlag von Le Havre und Rouen stieg um 2 Prozent auf 85,1 Millionen Tonnen. Das Wachstum kam vor allem von den flüssigen Massengütern, die um 5 Prozent auf 40,1 Millionen Tonnen zulegten und einer sehr guten Getreideernte, die Rouen, Europas größtem Getreideexporthafen, einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf 8,6 Millionen Tonnen bescherte.

Dagegen ließ der Containerumschlag zu wünschen übrig. Er stieg nur um 0,3 Prozent auf 3,1 Millionen TEU. Gesunken ist die dabei bewegte Tonnage, und zwar um 5 Prozent auf 28,4 Millionen Tonnen, weil der Anteil von Leercontainern größer war als in den Vorjahren. Doch vor dem Hintergrund des allgemeinen Rückgangs des Containerverkehrs in den Häfen der Nordrange zeigte sich Direktor Raison insgesamt mit dem Containerumschlag relativ zufrieden.

Immens hoher Lkw-Anteil im Hinterlandverkehr
Unbefriedigend sei jedoch der nach wie vor übergroße Anteil der Lkw am Hinterlandverkehr, die im vergangenen Jahr 88 Prozent der Container transportiert haben, während es im Vorjahr 87 Prozent waren. Den Rest müssen sich der Wasserweg und die Bahn teilen, auf die beim Modal Split etwa 8 beziehungsweise 5 Prozent entfielen.

Die angesichts der Energiekrise wichtige Installation eines mobilen Flüssiggasterminals in Le Havre, das die heute vier festen Gasterminals in Frankreich – zwei in Marseille-Fos sowie je eins in Dünkirchen und in Montoir-de-Bretage bei Nantes – ergänzen soll, ist im Moment noch durch zwei Klagen von Umweltvereinen blockiert. Raison ist jedoch zuversichtlich, dass die Justiz die Bauerlaubnis für rechtens erklären wird und dass das FSRU (Floating storage and regasification unit) genannte mobile Terminal, über das jährlich 5 Millionen Tonnen Gas geleitet werden sollen, spätestens Ende des Jahres den Betrieb aufnehmen kann. Dabei handelt es sich um einen speziellen Flüssiggastanker, der über seine 170.000 m3 großen Tanks für die Zwischenlagerung hinaus über Technik verfügt, mit der Naturgas aus dem flüssigen in den gasförmigen Zustand zurückverwandelt wird.

Das RoRo-Terminal in Le Havre musste 2022 mit 265.000 ver- oder entladenen Neu- und Gebrauchtwagen einen Rückgang um 11 Prozent hinnehmen, was vor allem an der Drosselung der französischen Autoproduktion aufgrund fehlender Halbleiter lag.

Beim Binnenschiffsverkehr in der Pariser Region ging der Gesamtumschlag um 6 Prozent auf 21 Millionen Tonnen zurück, was vor allem auf den durch die Energiekrise und die Inflation bedingten Einbruch der Transporte für die Baubranche zurückzuführen war. Dagegen stieg hier der Containerumschlag um 25 Prozent auf 208.000 TEU und der von Getreide um 30 Prozent auf 2,9 Millionen Tonnen.

Quelle:
DVZ

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