Schiffsdaten: Welthandel stabilisiert sich

Ein am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) programmierter Algorithmus wertet Schiffsbewegungen aus und übersetzt sie in Handelsdaten. Dieser sogenannte Kiel Trade Indicator schätzt die Im- und Exporte von 75 Ländern und Regionen weltweit sowie des Welthandels insgesamt. Das jüngste Datenupdate prognostiziert für den Welthandel im Dezember im Vergleich zum Vormonat ein Plus von preis- und saisonbereinigt rund 1 Prozent, wie die Forscher mitteilen.

„Insgesamt stabilisiert sich der globale Handel“, kommentiert IfW-Ökonom Vincent Stamer die Ergebnisse. „Chinas Wirtschaft könnte in den kommenden Monaten durch die Aufhebung der Null-Covid-Politik einen positiven Impuls erhalten“, fügt der Leiter des Frühindikators hinzu. In China seien bislang keine Folgen durch die neue Infektionswelle im Dezember und die Lockerungen im Umgang mit dem Coronavirus zu beobachten. Das Minus der Exporte liege innerhalb der normalen Schwankung und bedeute für das vierte Quartal insgesamt eine Seitwärtsbewegung. Die Importe liegen laut IfW sogar im Plus.

Erfolgreiches Jahr 2022
Deutschlands Außenhandel führte den Berechnungen zufolge zum Jahresende die Seitwärtsbewegung der Vormonate fort. Der Wert für die Exporte zeigt ein Plus, für die Importe allerdings ein Minus. Eindeutiger ist das positive Bild für die EU, wo sowohl die Exporte als auch die Importe im Plus liegen.

„Der deutsche Außenhandel kann angesichts widriger Umstände auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurückblicken, weder die Lieferengpässe noch Russlands Angriffskrieg haben zu entscheidenden Einbrüchen geführt“, analysiert Stamer. Wenn 2023 die Weltkonjunktur ihre Schwächephase überwunden habe, dürfte dies auch dem deutschen Außenhandel zusätzlichen Auftrieb verleihen, prognostiziert der Experte.

Nach einer Umfrage des Ifo Instituts zeigte sich die deutsche Exportindustrie zuletzt wieder vorsichtig optimistisch. Die Exporterwartungen der befragten Unternehmen stiegen im Dezember auf plus 1,6 Punkte, von plus 0,9 Punkten im November. Die Autoindustrie rechne weiterhin mit deutlichen Zuwächsen. Auch die Elektroindustrie sehe vermehrt Chancen im Auslandsgeschäft, erläuterte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Dagegen gehen die chemische Industrie und die Metallbranche von rückläufigen Exportumsätzen aus.

Weniger Schiffscontainer unterwegs
Die schwache Weltkonjunktur hat nach den IfW-Zahlen aber die Containerschifffahrt ausgebremst. Anfang 2022 waren noch mehr als 14 Millionen Standardcontainer verschifft worden, aktuell sind es nur noch gut 13 Millionen. Grundlage der Berechnung seien weltweite Schiffspositionsdaten in Echtzeit auf offener See sowie an mehr als 1.200 Häfen.

Quelle:
DVZ

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