900 Millionen Euro Schaden für Branche: Lkw-Fahrer 10 Tage mehr krank

Laut aktuellem Gesundheitsreport von Barmer und Jobmatch.me ist die Lage in der Transportbranche dramatisch: Lkw-Fahrer sind im Jahresschnitt 10 Tage länger krank als andere Arbeitnehmer.

Berufskraftfahrer und -fahrerinnen werden händeringend gesucht. Kein Wunder beim rasant wachsenden Warenverkehr. Erschwerend kommen Nachwuchssorgen hinzu. Nun zeigt der aktuelle Gesundheitsreport von Barmer und Jobmatch.me ein weiteres Problem auf: Lkw-Fahrer sind 46 Prozent länger arbeitsunfähig gemeldet als der Schnitt aller Arbeitnehmenden. Das kostet die Logistikbranche rund 800 bis 900 Millionen Euro pro Jahr. Hochgerechnet ergeben allein die 10 zusätzlich ausgefallenen Arbeitstage die Zahl von 24.000 fehlenden Lkw-Fahrer.

Erhebung von Jobmatch.me zeigt – Stress macht Lkw-Fahrer krank
Doch welche Umstände führen zu den signifikant langen Fehlzeiten? Da geben die Zahlen von Jobmatch.me Auskunft. Das drängendste Problem ist: Die angespannte Situation auf den Straßen – 54 Prozent der Lkw-Fahrer gaben andere Verkehrsteilnehmer als größten Stressfaktor an, hinzu kommt der gravierende Parkplatzmangel. Außerdem machen den Fahrern Lärm und soziale Isolation, Schichtarbeit und Zeitdruck, Abgase, Monotonie und Bewegungsarmut sowie fehlende Work-Life-Balance zu schaffen.

Arbeitgeber, die Antworten auf diese Herausforderungen finden, haben einen signifikanten Wettbewerbsvorteil am hart umkämpften Mitarbeitermarkt, weiß Daniel Stancke, CEO von Jobmatch.me: „Auf unserem Jobmatching-Portal machen wir es Jobsuchenden so leicht wie möglich. Sie brauchen nur ihr Smartphone und beantworten drei kurze Fragen zu sich, was sie suchen und wie sie ticken – gerade hier kommen softe Faktoren zum Arbeitsplatz stark zum Tragen. Unser Algorithmus berechnet in Echtzeit potenzielle Matches und schon gibt es die ersten Jobvorschläge. Unternehmen, die die Knackpunkte in ihrer Branche kennen und reagieren, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil.“ Mehr Infos unter: jobmatch.me/arbeitgeber

Gesundheitsmanagement lohnt sich für das Unternehmen
„Betriebliches Gesundheitsmanagement kommt nicht nur den Beschäftigten zugute, sondern lohnt sich auch fürs Unternehmen“, sagt Andreas Lakemann, Geschäftsführer bei der Barmer Bremen. Dazu gehören Maßnahmen wie ergonomische Optimierungen der Fahrzeugkabine, Fahrsicherheitstrainings oder bessere Dienstpläne und Kommunikationsstrukturen. Auch wichtig sind Stress- und Konfliktmanagement, Fitnessangebote oder Ernährungsberatung.

Zahlen lügen nicht: Lkw-Fahrer fallen im Schnitt 4 Wochen wegen Krankheit aus
Im Jahr 2020 lag die Anzahl der Krankheitstage über alle Berufsgruppen der etwa 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland bei knapp 18 Tagen. Eine Erhebung der Barmer unter ihren 3,5 Millionen berufstätigen Versicherten ergab, dass im Bereich Logistik mit 28,28 Krankheitstagen und einem Plus von 45,8 Prozent die Arbeitsunfähigkeit dramatisch höher liegt als der Bundesschnitt. Ein Höchstwert von 38 Tagen wird in der Altersgruppe der 55- bis 69-Jährigen erreicht. Dies zeigt sehr deutlich, wie stark die gesundheitliche Belastung von Lkw-Fahrern im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist und verweist zugleich auf den erhöhten Verlust der Bruttowertschöpfung in der Logistik. Wie aus den Zahlen des Barmer Gesundheitsreports hervorgeht, sind die physischen Belastungsfolgen äußerst vielseitig. Bei Betrachtung der Fehlzeiten wird deutlich, dass insbesondere Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (29,6 Prozent) sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (8,6 Prozent) das Krankheitsbild dominieren. Hinzu kommt das erhöhte Verletzungsrisiko (14,4 Prozent) im dichten Verkehr oder beim Handhaben der Fracht.

Key Facts von Barmer und Jobmatch.me:
Für den Gesundheitsreport Logistik hat die BARMER die Daten von 75.405 bei der Barmer versicherten LKW-Fahrern untersucht.
Ein erstes Bild ist branchentypisch: Die große Mehrheit von 91,4 Prozent der versicherten Lkw-Fahrer ist männlich, nur 8,6 Prozent weiblich.

Ein durchgängig beschäftigter Lkw-Fahrer war innerhalb des Jahres 2020 im Schnitt 28,82 Tage arbeitsunfähig gemeldet. Das sind fast 10 Tage mehr und 45,8 Prozent länger als Beschäftigte nach berufsübergreifenden Auswertungen (durchschnittlich 19,77 Tage auf Seite 7 vs. 17 Tage auf Seite 12). Dies entspricht einem Krankenstand von 7,90 Prozent.
Die meisten Fehltage sind insbesondere Muskel-Skelett-Erkrankungen (29,6 Prozent ggü. 22,1 Prozent bei Referenzgruppe), sowie den Krankheitsarten Verletzungen (14,4 Prozent ggü. 11,5 Prozent) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (8,6 Prozent) zuzuordnen.

Quelle:
eurotransport

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