Ratenerholung kommt ins Stocken

Nach einer mehrwöchigen positiven Tendenz hat der Wind am Container-Frachtenmarkt vergangene Woche gedreht. Die Spotraten gaben in der Mehrzahl der Fahrtgebiete nach – am stärksten im Verkehr von Fernost nach Nordamerika. So fiel der Shanghai Index SCFI über alle Routen am Freitag um 3,6 Prozent gegenüber der Vorwoche auf durchschnittlich gut 999 US-Dollar/TEU. Für Spotbuchungen von Shanghai zur US-Westküste sackte die SCFI-Durchschnittrate um 11 Prozent auf 1.453 Dollar/FEU, für Verladungen zur US-Ostküste um 3,7 Prozent auf 2.418 Dollar/FEU.

Auf diesen Relationen hatten die Raten im Zuge genereller Preisanhebungen seitens der Carrier seit Anfang April merklich zugelegt. Zwei Tarifanhebungen von je mindestens 1.000 Dollar/FEU hatte es gegeben. Die messbare Wirkung auf den Markt war zwar viel geringer, in Anbetracht der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aber dennoch beachtenswert: Laut SCFI kletterte das Ratenniveau für die US-Westküste um bis zu 500, laut der Freightos-Plattform immerhin um 700 Dollar/FEU.

Dass die Zugewinne jetzt wieder bröckeln, zeigt, wie schwierig weiterhin die Marktbedingungen für die Linienreedereien sind. Trotz massiver Abfahrtsstreichungen („blank sailings“) ist die Kapazitätsauslastung der Schiffe offenbar nicht weit genug angestiegen, um derartige Preiserhöhungen zu stützen. Zuletzt war von Auslastungsquoten um die 90 Prozent die Rede. Im Zuge der Nationalfeiertage zum 1. Mai in China steht zu befürchten, dass der Nachschub an Exportladung in Fernost kurzfristig nochmal abebbt.

Neue Ratenerhöhung in den Startlöchern
Der Chef des japanischen Carriers Ocean Network Express (ONE), Jeremy Nixon, warnt, dass es mindestens bis Juni oder Juli dauern dürfte, bis die Transportnachfrage erneut anzieht. Ungeachtet dessen haben die Linien ihre Vertriebler längst mit einem weiteren offiziellen „General Rate Increase“ von mindestens 1.000 Dollar/FEU per Anfang beziehungsweise per Mitte Mai ins Rennen geschickt. Damit wollen sie auch Eindruck auf ihre US-Großkunden machen, deren Kontrakte traditionell zum 1. Mai erneuert werden. Details zu den neuen Kontraktraten sind bislang nicht durchgesickert.

Unterdessen setzt sich die Abwärtsspirale der Raten in der Transatlantikfahrt fort – einem der letzten Fahrtgebiete, in dem das Preisniveau nach Corona noch deutlich höher als in früheren Zeiten liegt. Laut Freightos Baltic Index fiel die durchschnittliche Spotrate für Verladungen von Nordeuropa zur US-Ostküste vergangene Woche um 6,5 Prozent auf rund 3.500 Dollar/FEU. Die Benchmarking-Plattform Xeneta verzeichnete unter ihren Nutzern einen Rückgang der gebuchten Raten auf dieser Strecke bis auf 3.060 Dollar/FEU – 2 Prozent niedriger als in der Vorwoche und 23 Prozent niedriger als vor einem Monat.

Quelle:
DVZ

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