Logistik-Indikator: Die Lage wird schlechter und schlechter

Das Geschäftsklima der Verlader und Logistiker insgesamt hat sich im laufenden Quartal wieder abgekühlt. Es befindet sich aber noch auf einem etwas höheren Niveau als im dritten und viertel Quartal 2022. Das geht aus den vom Ifo Institut erhobenen Daten für den Logistik-Indikator hervor, die die Bundesvereinigung Logistik (BVL) gegen Ende jedes Quartals veröffentlicht.

Im zweiten Quartal – die Grafiken bilden erst die Umfragen der Monate April und Mai ab – liefen die Geschäfte insgesamt bisher deutlich schlechter als im Durchschnitt der ersten drei Monate des Jahres. Damit hat sich die Geschäftssituation der Unternehmen das siebte Quartal in Folge verschlechtert. Das liegt vor allem daran, dass die Logistik-Auftraggeber aus Industrie und Handel ihre Lage immer weniger häufig positiv einschätzen.

Hinzu kommt: Bei den Geschäftserwartungen, die sich zu Jahresbeginn noch deutlich aufgehellt hatten, ist der Pessimismus mit Blick auf die kommenden sechs Monate nun wieder größer geworden. In der deutschen Logistikwirtschaft verschlechterte sich das Geschäftsklima folglich im Vergleich zum Vorquartal merklich.

Die aktuelle Geschäftssituation der Logistikdienstleister hat sich den Umfragen zufolge nun vier Quartale in Folge immer weiter verschlechtert. Besonders deutlich war der Rückgang im laufenden Jahresviertel. „Die Geschäftslage wurde nur noch punktuell als positiv bewertet“, schreibt das Ifo Institut in seiner Auswertung. Schlechter war der Wert für die Lagekomponente zuletzt im ersten Quartal 2021. Immerhin: Der Pessimismus unter den Logistikunternehmen nimmt weiter ab. Die Erwartungskomponente legte den vierten Monat in Folge zu. Mehrheitlich wird aber weiterhin mit einer eher rückläufigen Geschäftsentwicklung gerechnet. Letztlich sank der Punktestand des übergeordneten Geschäftsklimaindikators.

Die Nachfrage aufseiten der Dienstleister „war am aktuellen Rand weiter rückläufig und mit den Auftragsbeständen herrschte weitverbreitet Unzufriedenheit“, schreiben die Ifo-Experten weiter. Für die nächsten Monate ist mit einer er sinkenden Nachfrage zu rechnen. Zudem ist zu erwarten, dass die Unternehmen seltener Preissteigerungen durchsetzen können. Der Indikator für die Preisplanungen sank bereits den vierten Monat in Folge.

Die Auftraggeber aus dem Handel und der Industrie waren mit ihren laufenden Geschäften im Frühjahr nun wieder seltener zufrieden als im Durchschnitt der Monate Januar bis März. Auch bei den Verladern gilt: Schlechter war der Wert für die Lagekomponente zuletzt im ersten Quartal 2021. Zudem blicken die Händler und Hersteller weiterhin sorgenvoll nach vorn. So sank der Klimaindikator gegenüber dem ersten Quartal deutlich. „Das Geschäftsklima war nun mancherorts unfreundlich“, teilen die Ifo-Experten mit. Wie bereits im Vorquartal seien die Lagerbestände angestiegen.

BVL-Chef: „Kein Grund für Trübsal“
„Es liegt viel Ware in Deutschlands Lagern, insbesondere Saisonware. Aber auch viele andere Kategorien werden kaum umgeschlagen“, schreibt der BVL-Vorstandsvorsitzende Prof. Thomas Wimmer in seinem Kommentar zu den Ergebnissen des Logistik-Indikators und fügt hinzu: „Im E-Commerce ist es deutlich ruhiger geworden. Bestände werden abgebaut, denn Working Capital ist wieder im Fokus des Controllings. Bei Kunden ist Konsumzurückhaltung aufgrund der Inflation spürbar. Selbst Dauerbrenner wie der Sanitär- und Innenausbau-Markt sind derzeit gesättigt. Es herrscht Preisdruck im Markt.“

Aus Sicht des BVL-Chefs gibt es aber keinen Grund, Trübsal zu blasen. Denn trotz temporärer Schocks in den Wertschöpfungsketten sei der Konsum in den vergangenen Monaten in Summe recht stabil. Die Kombination aus Zinswende und Inflation verringere zwar den Konsum, aber es seien „stabilere“ Verhältnisse auf niedrigerem Level erwartbar. „Bei Logistikimmobilien herrscht übrigens Vollauslastung: Nur 1,5 Prozent der Bestandsflächen sind verfügbar“, merkt Wimmer an.

Der Automotive-Sektor habe sich stabilisiert, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als 2018/19. „Die aufgestaute Nachfrage und der geschickte Einsatz knapper Ressourcen für margenstarke Produkte wirken“, fügt Wimmer hinzu. Eine positive Dynamik sei bei Batterien und Teilen/Komponenten festzustellen. „Und die Preise für Luft- und Seefracht sind gesunken, aber die Binnenschifffahrt verzeichnet Sonderkonjunktur wegen des Booms bei Kohletransporten.“

Quelle:
DVZ

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