Gräfenhausen: Neuer Fahrerrekord im Streik

So viele Fahrer wie noch nie während der Streiktage im März/April und jetzt im Juli haben sich an der Raststätte Gräfenhausen West der Autobahn A5 von Frankfurt in Richtung Darmstadt versammelt. Rund 80 Lkw derselben polnischen Speditionsgruppe mit einer Gesamtflotte von gut 900 Fahrzeugen sind dort inzwischen zum Stehen gekommen. Meldungen über eine zweite Streikgruppe an einem weiteren Parkplatz im nahegelegenen Pfungstadt haben sich dagegen nicht bestätigt.

Die überwiegend georgischen Fahrer verlangen ausstehende Zahlungen und setzen inzwischen immer selbstbewusster die Druckmittel ein, die ihnen zur Verfügung stehen: moderne Lkw, beladen mit Gütern mittlerer und großer europäischer Unternehmen, Solidarität und ihren Mut, der sich aus dem Wissen speist, kaum etwas verlieren zu können. Täglich erreichen weitere von ihnen die Raststätte, die sich zum Mythos entwickelt hat.

Letzte Zuflucht Gräfenhausen
„Wer hierherkommt, hat schon lange kein Geld mehr bekommen“, erzählt Anna Weirich vom DBG-Beratungsnetzwerk Faire Mobilität, das die Streikenden vor Ort unterstützt. „Die Fahrer suchen ihren letzten Ausweg, denn wer einfach nur kündigt, wird kein Geld mehr erhalten“, berichtet sie. Das wüssten viele der Fahrer von ehemaligen Kollegen zu berichten. „Es scheint zum Geschäftsmodell der polnischen Firma zu gehören, durch vorenthaltene Zahlungen Abhängigkeit zu schaffen, damit sie das Unternehmen nicht verlassen“, sagt sie. „Hier haben alle Fahrer dasselbe Problem.“

Doch dieses Geschäftsmodell scheint jetzt ins Wanken zu geraten angesichts der beinahe absurden Szenen, die sich in Gräfenhausen abspielen: Seit Tagen verhandeln Vertreter der Speditionsunternehmen direkt vor Ort mit ihren Fahrern, die bis Sonntagabend ausnahmslos ausgezahlt wurden. Auch zu Wochenbeginn betone das Unternehmen weiterhin seine Zahlungsbereitschaft, aber „heute am Montag hat noch keiner der Fahrer sein Geld bekommen“, verrät Weirich im Gespräch mit der DVZ.

Rückfahrkarte nach Hause
Zwar sei der Geldfluss ins Stocken geraten, das Szenario bleibe aber klar: Wer nach Gräfenhausen komme, verlasse die Raststätte – und damit auch das Unternehmen – erst dann, wenn er selbst und alle Kollegen bezahlt wurden. „Beide Seiten wollen anschließend nicht mehr zusammenarbeiten“, sagt die Gewerkschafterin. Die Fahrer lösten in der deutschen Raststätte gemeinsam ihre Rückfahrkarte nach Hause.

Quelle:
DVZ

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