Studie: E-Lkw gehört die Zukunft

Die Forscher des gemeinnützig organisierten Öko-Instituts haben ihren dritten Teilbericht des Forschungs- und Dialogvorhabens „Strategie für die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs“ veröffentlicht. Diese vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Auftrag gegebene Studie bescheinigt dem E-Lkw die größte Zukunftsfähigkeit von allen verfügbaren alternativen Antriebskonzepten.

Knackpunkt Stromversorgung
Allerdings gilt das nur unter der Annahme, dass bis zum Jahr 2035 ein flächendeckendes und leistungsfähiges Ladenetz zur Verfügung steht. Das wiederum heißt, dass es ausreichend Strom aus erneuerbaren oder anderen Quellen geben muss. Dann aber könnten die Neuzulassungen batterieelektrischer Lkw auf 100 Prozent steigen, wodurch die CO₂-Emissionen des Straßenverkehrs bis 2045 auf null sinken könnten.

Neben der Frage nach den Stromquellen sehen die Forscher des Öko-Instituts im raschen und zielgerichteten Aufbau einer Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge die wichtigste Stellschraube für den Erfolg der emissionsfreien Elektro-Antriebe.

Klarer Vorteil beim E-Lkw
Das aktuelle Forschungsprojekt des Öko-Instituts bewertet verschiedene Antriebstechnologien im Straßengüterverkehr hinsichtlich ihrer technischen und ökonomischen Potenziale. Der Vergleich ergab laut den Forschern, dass batterieelektrische Lkw in Zukunft Vorteile gegenüber Brennstoffzellen- und Oberleitungs-Lkw haben. Das gelte selbst, wenn von konservativen Annahmen zu technischen Bedingungen wie den potenziellen Reichweiten beim Fahren und verfügbaren Nachladeoptionen ausgegangen werde.

So sind Brennstoffzellenfahrzeuge in der Gesamtkostenberechnung deutlich teurer als reine E-Lkw – Hintergrund ist die hohe Unsicherheit bei den Wasserstoffpreisen. Oberleitungs-Lkw hingegen sind auf Strecken mit Oberleitungen begrenzt, was einer Elektrifizierung der gesamten Flotte im Wege steht. Hier allerdings müsste berücksichtigt werden, dass auch die bisher getesteten Oberleitungs-Lkw daraus ausgelegt sind, die letzte Meile entweder im batterieelektrischen Betrieb oder mit einem Verbrenner als Hilfsmotor zurücklegen können.

„Die Analyse zeigt zudem, dass sich E-Lkw rechnen“, sagt Katharina Göckeler, Projektleiterin und Expertin für klimafreundlichen Güterverkehr am Öko-Institut. „Sobald die Lkw-Maut ab Dezember 2023 um Aufschlag von 200 Euro pro Tonne CO2 steigt, erzielen alle Nullemissionsfahrzeuge deutliche Kostenvorteile gegenüber konventionellen Diesel-Lkw.“

Energetischer Vorteil
Laut Göckeler würde der Endenergieverbrauch im Straßengüterverkehr sinken, wenn alle Lkw und Lastzüge elektrisch unterwegs wären. Der Grund: Der batterieelektrische Fahrzeugantrieb ist im Vergleich zum Verbrennungsmotor deutlich effizienter im Betrieb. So läge der Strombedarf bei der Gesamtumstellung der in Deutschland fahrenden E-Lkw im Jahr 2045 bei jährlich 110 Terawattstunden (TWh). Zum Vergleich: Heute verbraucht der gesamte Güterverkehr auf der Straße 173 TWh pro Jahr.

Wichtigste Voraussetzung für den Umstieg auf E-Lkw ist laut den Öko-Institut-Forschern, dass die öffentliche Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge deutlich ausgebaut wird. Dabei müssten insbesondere an den Autobahnen Lade-Hubs entstehen, die für das Über-Nacht-Laden sowie für das Schnellladen geeignet sind.

Das Bedarfsszenario
Die Bedarfsabschätzung der Studie zeigt, dass rund 55 Prozent des Gesamtenergiebedarfs des Lkw im Depot vor dem Fahrtantritt geladen werden könnte. Weitere 25 Prozent könnten über Nacht an öffentlichen Nacht-Lade-Punkten, sogenannten Night-Charging-Systems (NCS) geladen werden. Damit ließen sich im Ein-Mann-Betrieb auch mehrtägige Touren abdecken.

Die übrige Energie müsste während der Tour mit hoher Ladeleistung nachgeladen werden. Dafür soll das sogenannte Megawatt-Charging-System (MCS) ein Nachladen der Batterie innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepause von 45 Minuten nach 4,5 Stunden Fahrt ermöglichen.

„Wir brauchen ein Netz von rund 2.000 MCS-Ladepunkten und rund 40.000 NCS-Ladepunkten entlang des Bundes-Autobahnnetzes“, betont Göckeler. „Da insbesondere MCS-Ladepunkte eine hohe Stromleistung haben und einen Anschluss an das Hochspannungsnetz benötigen, müssen die Planungen für ihren Aufbau jetzt zeitnah starten.“

Quelle:
DVZ

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