Wegen Liquiditätsproblemen: Alstom streicht 1500 Stellen

Der französische Zughersteller muss dringend Schulden abbauen. Darum streicht der Konzern Stellen und will Unternehmensteile verkaufen. So sollen Milliarden eingespart werden.

Der französische Zugbauer Alstom will mit einem Maßnahmenbündel seine Liquiditätsprobleme in den Griff bekommen. Der TGV-Hersteller kündigte am Mittwoch an, 1500 Arbeitsplätze zu streichen und Vermögenswerte zu veräußern. Der Vorstand erwäge zudem eine Kapitalerhöhung. Auch die Aktionäre werden die Einsparungen zu spüren bekommen: Sie sollen für 2023 leer ausgehen und keine Dividende erhalten.

Ziel sei es, die Nettoverschuldung bis März 2025 um zwei Milliarden Euro von zuletzt 3,43 Milliarden Euro runterzuschrauben. Der Verkauf von Unternehmensteilen solle zwischen 500 Millionen Euro und einer Milliarde Euro einbringen.

„Der negative freie Cashflow von Alstom im ersten Halbjahr ist ein klares Signal zur Veränderung“, erklärte Konzernchef Henri Poupart-Lafarge. Eine Kapitalerhöhung sei zwar nicht die bevorzugte Option. Aber der Vorstand habe das Gefühl, dass die übrigen Maßnahmen nicht ausreichen könnten. Alstom teilte zudem mit, Poupart-Lafarge werde seinen Posten als Verwaltungsratschef räumen und der ehemalige Safran-Chef Philippe Petitcolin diesen übernehmen.

Die Anleger warfen die Alstom-Papiere aus den Depots. Die Aktien brachen um rund 19 Prozent ein. Seit Jahresbeginn haben die Papiere damit fast 40 Prozent an Wert verloren.

Alstom hatte im Oktober gewarnt, dass der Konzern 2023 einen Mittelabfluss von 500 bis 750 Millionen Euro erwarte als Folge einer schwächeren Auftragslage und Projektverzögerungen. Der Konzern, nach der chinesischen CRRC der zweitgrößte Zughersteller der Welt, hat Rekordaufträge für Züge und damit verbundene Dienstleistungen, kämpft jedoch mit problematischen Verträgen, die aus der Übernahme der Bahnsparte von Bombardier im Jahr 2021 stammen.

„Vor einiger Zeit, als die Zinsen bei Null lagen, war es für ein Unternehmen kein großes Problem, Bargeld zu bekommen. Jetzt ist es so und der Markt kennt keine Gnade“, hatte Angelo Meda, Portfoliomanager bei Banor SIM in Mailand kommentiert.

Quelle:
Handelsblatt

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