Kooperation ist Schlüssel zu Mehrverkehr auf der Schiene

Ein Marktanteil der Schiene von 30 Prozent an der gesamten Güterverkehrsleistung in Deutschland ist realistisch. Diese Überzeugung äußerte der Geschäftsführer Eisenbahnverkehr des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Martin Henke, am Mittwoch auf der per Videokonferenz abgehaltenen gemeinsamen Marktplatzveranstaltung mit dem Bundesverband Spedition und Logistik DSLV.

Das Schienennetz wird durch eine Fülle mittlerer und kleiner Ausbauten ertüchtigt, versicherte Staatssekretär Enak Ferlemann aus dem Bundesverkehrsministerium. Der Fahrplan des Deutschland-Takts für den Personenverkehr, der gegenwärtig entwickelt wird, sehe auch reservierte Fahrplantrassen (Slots) für den Güterverkehr vor – und zwar in einem Umfang, der ein Wachstum der Verkehrsleistung im Güterverkehr von derzeit 18 auf 30 Prozent zulässt.

Henke räumte ein, dass es sich bereits bei 25 Prozent um ein anspruchsvolles Ziel handelt. Dies ist die Größenordnung, die laut Masterplan Schiene der Bundesregierung bis 2030 erreicht sein soll. „Die Anforderungen an die Politik erhöhen sich drastisch, die Verkehrswende zu vollziehen“, begründete Henke seine Überzeugung. Günstig wirke sich aus, dass große Ausbauvorhaben im Netz früher als erwartet vollendet werden könnten – darunter Teile der Neu- und Ausbaustrecke Karlsruhe – Basel. Statt Anfang der 2040er Jahre könnten große Abschnitte bereits Mitte der 2030er Jahre zur Verfügung stehen. Die Novellierung des Planungsrechts sei noch nicht ausgereizt. Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung mache Raumordnungsverfahren entbehrlich – dies beschleunige Vorhaben um bis zu drei Jahre. Einen Kapazitätsschub brächten das 740-m-Netz für den Güterverkehr sowie die Ausstattung der Magistralen mit Überleitstellen von einem Gleis auf das andere.

Schiene wird zum Prestige-Verkehrsträger
Die Spedition sieht in Kooperationen den Schlüssel zu „mehr Verkehr auf der Schiene“, sagte DSLV-Präsident Axel Plaß. Die Schiene habe sich zum „Prestige-Verkehrsträger“ entwickelt – zahlreiche Unternehmen machten in ihrem Internet-Auftritt auf die Nutzung der Eisenbahn als Beitrag zum Klimaschutz aufmerksam. Die erforderlichen Mengen für Bahntransporte könnten durch Zusammenarbeit von Speditionsunternehmen untereinander, aber auch mit Eisenbahnverkehrsunternehmen aufgebracht werden. Das Modell funktioniere allerdings nur mit klarer Rollenverteilung – die Eisenbahnen könnten in diesem Fall nicht gleichzeitig Speditionsleistungen erbringen. Sie müssten sich außerdem den Qualitätsanforderungen der Logistikunternehmen anpassen.

DB Cargo schickt „EVplus“ ins Rennen
DB-Cargo-Vorstand Sigrid Nikutta hält ebenfalls Kooperationen für den richtigen Weg, um den Anteil der Schiene am Gütertransport zu steigern. Mit dem Produkt „EVplus“ (Einzelwagenverkehr plus) werde DB Cargo innerhalb kürzester Zeit maximal wettbewerbsfähig sein. Dabei handelt es sich um ein schnelles intermodales Produkt. Erbracht werde die Leistung im Einzelwagennetz in Kombination mit Lkw-Vor- und -nachläufen im Nachtsprung. In den Rangierbahnhöfen entstünden Umschlagmöglichkeiten mit Reachstackern, ein Verbindungsgleis zu einem befestigten Platz mit Straßenanschluss – ein so genanntes Tiny Terminal. Erste Pilottransporte seien zur Zufriedenheit der Kunden ausgefallen. In den Gesprächen mit Verladern drehe es sich nicht mehr um das „Ob“, sondern nur noch um das „Wie“ der Verlagerung.

Quelle:
DVZ

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