China United Lines steuert Europa an

Die chinesische Linienreederei China United Lines (CU Lines) will sich auf der Strecke zwischen Fernost und Europa etablieren. Ab Juni führt das staatlich kontrollierte Unternehmen mit Hauptsitz in Shanghai wöchentliche Abfahrten von Shanghai nach Rotterdam, Hamburg und Antwerpen durch.

Diese Taktung soll bis Ende Juli aufrechterhalten werden. Ob es danach wöchentlich oder zweiwöchentlich weitergeht, ist nach DVZ-Informationen noch offen.

Linienagentur und Klarierung in Europa übernimmt die zu Peter Döhle gehörende Agentur- und Logistikgruppe Menzell & Döhle mit den Landesgesellschaften Menzell Döhle Shipping (Deutschland), Neptumar NV (Niederlande) und Neptumar BV (Belgien). Die Zusammenarbeit soll bald noch intensiviert werden durch Gründung des Gemeinschaftsunternehmens CU Lines Europe in Hamburg.

Zum Einsatz kommen klassische Panamax-Schiffe mit Behälterkapazitäten zwischen 3.500 und 4.500 TEU, die nur ein Viertel so viel Kapazität haben wie die Megafrachter der großen Carrier-Allianzen (2M, Ocean, THE Alliance), die den Markt bislang fast zu 100 Prozent dominieren.

Kostspieliges Geschäftsmodell
CU Lines hat die Frachter für die kommenden Abfahrten von dem chinesischen Eigner Hainan Ansheng Shipping sowie von Peter Döhle und von der griechischen Reederei Capital Ship Management eingechartert. Die Slotkosten (Schiffs- und Reisekosten pro TEU) liegen aufgrund der geringeren Schiffsgröße viel höher als bei den Allianz-Carriern. Angesichts der auf Rekordniveau gestiegenen Frachtraten dürfte CU Lines aber zunächst keine Schwierigkeiten haben, in den schwarzen Zahlen zu fahren. Wie im Markt zu vernehmen ist, sollen die ersten Abfahrten nahezu vollständig für hoch zahlende Spotladung gebucht sein, die in China kontrolliert wird (CIF-Basis).

Aktuell werden dafür Preise von teils deutlich über 10.000 US-Dollar/FEU gezahlt. Die durchschnittliche Spotrate für die Relation Shanghai/Rotterdam hat sich gegenüber dem Vorjahr fast verfünffacht.

CU Lines konzentriert sich bislang vor allem auf chinesische Küstenverkehre. Ob sich die 2005 gegründete Gesellschaft auf Dauer als unabhängiger Carrier gegen die Allianzen wird behaupten können, bleibt abzuwarten.

Sollten die Frachtraten stark sinken, dürfte das Konzept von CU Lines unter Druck geraten. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ein neuer Anbieter im Fernost-Europa-Verkehr auf den Plan tritt. Ende 2014 war die damalige Hamburg Süd als Slotcharterer (ohne eigene Tonnage) in den Trade eingestiegen. 2004 hatten Wan Hai Lines (Taiwan) und Pacific International Lines (PIL) einen Dienst mit eigenen Schiffen aufgelegt, der später in eine Slotcharter umgewandelt wurde. Beide Carrier zogen sich 2019 endgültig aus dem Fahrtgebiet zurück.

Quelle:
DVZ

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