Globalen Flutkatastrophen folgen weltweite Lieferengpässe

Reeder sprechen von einem „Tiefschlag“ für globale Lieferketten. Als eines der ersten Industrieunternehmen verkündet Thyssenkrupp, keine Rohstoffe mehr zu erhalten.

Der globale Warenverkehr kommt nicht zur Ruhe: Erst verstopft ein Container-Schiff den Suez-Kanal, dann fallen Häfen in Südchina wegen gehäufter Covid-Fälle aus, jetzt blockieren Überschwemmungsgebiete in Westeuropa und China den Verkehr. Darüber berichtete Tim Huxley, der CEO von Mandarin Shipping, dem Nachrichtensender CNBC.

Immer neue Hiobsbotschaften
„Es vergeht selten eine Woche ohne etwas Neues“, sagte der Chef eines großen Containerschiff-Betreibers mit Sitz in Hongkong. Zunächst war es ein Mangel an Containern, der zu Verzögerungen und Preisanstiegen führte. Im April hielt die Havarie des riesigen Containerschiffes Ever Given den weltweiten Warenstrom auf. Nun droht weiteres Ungemach: Starkregen und Überschwemmungen in Westeuropa und China unterbrechen neuerlich Transportwege.

Europäische Transportwege auf der Schiene gestört
Huxley sagt zu den Auswirkungen: „Es wird die Lieferkette stören, weil die Schienenverbindungen alle unterbrochen sind.“ Als Beispiel nennt er Linien aus Tschechien und der Slowakei, die zu den Häfen in Rotterdam und Hamburg führen. Die Ein- und Ausladungen der Fracht verzögere sich zusätzlich. „Das wird die Branche wirklich durcheinanderbringen“, ist er sich sicher. Dabei verweist er auf den Stahlproduzenten Thyssenkrupp, der in einem Schreiben an Kunden bereits am 16. Juli „höhere Gewalt“ proklamiert habe. Der Konzern erklärte, aufgrund der Überflutungen keine Rohstoffe zu bekommen. Die Warnung besagt zudem, dass er dank der Naturkatastrophe nicht zu Vertragsstrafen herangezogen werden kann. Ein Grund liegt in der Beschädigung der Eisenbahnlinien in Hagen: Dort „fehlen“ ganze Teile der Strecke.

Der Ausfall bei Thyssenkrupp wird sich laut Huxley auf viele Branchen auswirken. Er nennt exemplarisch die Automobilindustrie und Hersteller von Haushaltsgeräten. Die Fahrzeughersteller hatten zuletzt mit Produktionseinbußen aufgrund des globalen Chipmangel zu kämpfen, VW bremste etwa die Produktion.

Überschwemmungen in China
Auch die chinesische Provinz Henan wird von Überflutungen heimgesucht. Hierbei ist das Kernproblem, dass die Region dadurch vom Festland abgeschnitten ist. Das schränkt besonders die Versorgung mit Weizen und Kohle ein. Huxley weist darauf hin, dass Henan mit einer jährlichen Weizen-Produktion von 38 Millionen Tonnen der „Brotkorb Chinas“ sei. Der gestörte Schienenverkehr hat wiederum Einfluss auf die kommerzielle Schifffahrt. „Das wird natürlich (…) die Frachtraten in die Höhe treiben“, so der Manager.

Quelle:
Xing

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