Wie sich der Transportmarkt in Europa bis 2025 entwickelt

Das Schlimmste ist vorbei, ab jetzt geht es nur noch aufwärts. Zumindest lautet so die Erkenntnis einer Umfrage des Logistik-Softwareunternehmens Alpega. Demnach haben die befragten Fachleute – aus 1.200 Logistik- und Transportunternehmen in ganz Europa – ihren Optimismus in Bezug auf die Transportbranche für die nächsten Monate mit durchschnittlich 6,2 von 10 bewertet.

Aber wie aussagekräftig ist dieses Ergebnis tatsächlich? Schließlich hat der Europäische Ladungsverbund Internationaler Spediteure (Elvis) doch erst kürzlich Alarm geschlagen und die prekäre Situation auf dem europäischen Straßentransportmarkt in einem öffentlichen Statement adressiert. Tatsächlich ist beides zutreffend, weil die Situation äußerst ambivalent ist. Daher hängen die unterschiedlichen Wahrnehmungen über den gegenwärtigen Zustand der Branche stark vom jeweiligen Land sowie vom Geschäftsbereich und der Unternehmensgröße ab.

So relativiert sich auch beispielsweise das Umfrageergebnis von Alpega. Denn während mehr als drei Viertel der Befragten aus Spanien oder Portugal stammen, kommen lediglich 2,85 Prozent aus Deutschland. Dementsprechend marginal ist auch der Erkenntnisgewinn für Transport- und Logistikunternehmen hierzulande. Um ein valideres Gefühl für die Stimmungslage auf dem europäischen Transportmarkt zu erhalten, lohnt ein Blick auf die Entwicklung der Marktgröße. Entsprechende Zahlen dazu liefern die Experten von Transport Intelligence (TI), die auf Grundlage der Daten von Eurostat eine Analyse zum Thema durchgeführt haben.

60 Prozent entfallen auf Top 5
Demnach umfasste der europäische Straßengüterverkehrsmarkt im vergangenen Jahr ein Umsatzvolumen von 324,46 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 5,9 Prozent im Vergleich zu 2019, als der Wert bei 350,40 Milliarden Euro lag. Diese Verkleinerung des Marktes hängt maßgeblich mit der Corona-Krise zusammen.

Rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes im europäischen Straßengüterverkehr entfällt auf die fünf größten Volkswirtschaften – Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Mehr als 65 Milliarden Euro werden allein in der Bundesrepublik erwirtschaftet. Deutschland stellt mit einem Anteil von 20,1 Prozent des Gesamtwerts den größten Markt auf dem Kontinent. Frankreich folgt mit einem Anteil von 10,7 Prozent. Italien und Großbritannien liegen jeweils bei 9,9 Prozent und Spanien bei 9,6 Prozent.

So viel zum Status quo. Stellt sich noch die Frage nach der jüngsten Entwicklung sowie mittelfristigen Prognose. Auch hierzu liefert TI entsprechendes Zahlenwerk; der Covid Recovery Tracker (CRT) zeigt die erwartete relative Wachstumsrate eines Landes im Vergleich zur Vorkrisenzeit. Demzufolge wird der europäische Straßengüterverkehrsmarkt im Jahr 2021 voraussichtlich um 4,7 Prozent auf 339,87 Milliarden Euro wachsen.

Damit ist der Gesamtmarkt aber immer noch 1,5 Prozent kleiner als 2019. Bemerkenswert dabei ist, dass sich drei der fünf größten Volkswirtschaften am langsamsten in ganz Europa von den Folgen der Krise erholen. Für Großbritannien wird beispielsweise ein Wachstum von 3,6 Prozent im Jahr 2021 prognostiziert. Damit wäre der Markt immer noch um 4,3 Prozent kleiner als vor der Krise im Jahr 2019.

Deutschland erholt sich schneller
Auch auf den Straßengüterverkehrsmärkten in Italien und Spanien zeichnet sich trotz eines erwarteten Wachstums von 4 und 7 Prozent eine deutlich verzögerte Rehabilitierung als beim Durchschnitt ab. Die TI-Experten gehen davon aus, dass der italienische Markt real um 5,4 und der spanische um 3,4 Prozent kleiner sein wird als 2019.

Für Deutschland wird in diesem Jahr ein Wachstum von 4,2 Prozent vorhergesagt. Damit wäre der Markt nahezu wieder auf Vorkrisenniveau (minus 0,3 Prozent). Ein Grund für die vergleichsweise schnelle Erholung auf Vorkrisenniveau in Deutschland ist, dass der Corona-bedingte Einbruch 2020 mit einem Minus von 4,3 Prozent geringer ausfiel als in Frankreich (5,7), Italien (9), Spanien (9,7) und Großbritannien (7,6).

Darüber hinaus traut sich TI auf Grundlage einer prognostizierten jährlichen Wirtschaftswachstumsrate auch langfristige Vorhersagen zu: Ein reales kumuliertes Wachstum von durchschnittlich 3,3 Prozent pro Jahr vorausgesetzt, soll der europäische Straßengüterverkehrsmarkt im Jahr 2025 382,32 Milliarden Euro wert sein. Das entspräche einem Wachstum von 10,9 Prozent im Vergleich zu 2019. Dabei wird angenommen, dass das internationale Transportgeschäft (12,5 Prozent) stärker wächst als das nationale (10,1 Prozent).

Die Experten gehen davon aus, dass der Marktanteil der Top 5 von 60,2 auf 59,7 Prozent sinken wird. Das stärkste jährliche Wachstum bis zum Jahr 2025 wird derweil in Spanien erwartet. Um 11 Prozent soll der Transportmarkt bis dahin anschwellen. Damit wäre der spanische Transportmarkt der drittgrößte in Europa. Die Transportmärkte in Frankreich und Deutschland sollen bis 2025 um 9,9 Prozent wachsen.

324,46
Milliarden Euro war der europäische Transportmarkt 2020 wert.

339,87
Milliarden Euro sollen es 2021 sein.

382,32
Milliarden Euro sollen es 2025 sein.

Quelle: Transport Intelligence

Quelle:
DVZ

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