Kühne + Nagel und DSV kämpfen in der Luftfracht um Platz 1

Apex Logistics International (Apex) ist weltweit unter den Luftfrachtspeditionen der Gewinner des Jahres 2020. Das ist eines der Ergebnisse einer Analyse des Beraters Armstrong & Associates. Das im Februar des laufenden Jahres von Kühne + Nagel (KN) weitgehend übernommene chinesische Unternehmen steigerte trotz Corona die Frachtmenge gegenüber 2019 entgegen dem Markttrend um mehr als 44 Prozent auf 750.000 Tonnen und kletterte damit im globalen Ranking der nach Tonnage größten Luftfrachtspeditionen um vier Plätze auf Rang 7. Der Kauf von knapp 90 Prozent der Apex-Anteile kostete KN 1,1 Milliarden Schweizer Franken; es ist die größte Übernahme in der Geschichte von KN.

Rasanter Aufstieg von Apex
Die im Mai nach der Genehmigung der Regulierungsbehörden vollzogene Akquisition ist für den Schweizer Logistiker nur der erste Schritt bei seinen Plänen mit dem neuen Tochterunternehmen: Vergangene Woche verkündete Kühne + Nagel den Verkauf von 24,9 Prozent seiner Anteile an den Schweizer Finanzinvestor Partners Group. Das Unternehmen mit Sitz in Zug erhält zudem einen Sitz im Aufsichtsgremium von Apex.

Das erst vor 20 Jahren gegründete Logistikunternehmen mit Hauptsitz in Shanghai setzt auch 2020 seinen rasanten Aufstieg im Bereich Luftfracht fort: Im Jahr 2018 belegte die Spedition noch Rang 15, im Jahr darauf bereits Rang 11.

DHL Supply Chain/Global Forwarding (DHL GF) belegt in den Top 25 des Jahres 2020 – zum vorerst letzten Mal – erneut Rang 1 (1,7 Millionen Tonnen, minus 12,1 Prozent). Künftig wird die Spitzenposition auf absehbare Zeit mit Hilfe der Apex-Fracht mit großem Vorsprung an KN gehen; derzeit liegen die Schweizer mit 1,4 Millionen Tonnen (minus 12,3 Prozent) noch auf Rang 2. DSV ist nach der Übernahme von Panalpina auf Rang 3 vorgerückt und verdrängt Wettbewerber DB Schenker zum ersten Mal auf Rang 4.

Das Ergebnis von DSV ist mit rund 1,3 Millionen Tonnen und einem Zugewinn von 18,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr allerdings schlechter, als es aussieht: DSV und Panalpina disponierten als voneinander getrennte Unternehmen zusammengerechnet noch rund 1,7 Millionen Tonnen Fracht.

Auch bei DSV wird sich das globale Aufkommen durch die im April des laufenden Jahres verkündete Übernahme des kuwaitischen Logistikers Agilty Logistics erhöhen. Auf Grundlage der kumulierten Frachtmengen aus dem vergangenen Jahr könnte sich dabei das Aufkommen der Dänen bis auf mehr als 1,6 Millionen Tonnen erhöhen. Diese Annahme ist allerdings mit Unsicherheit behaftet. Wie das Beispiel DSV/ Panalpina zeigt, könnte die Integration für DSV unter dem Strich auch dazu führen, dass die addierten Frachtmengen der beiden Unternehmen nicht erreicht werden.

Der Vergleich der Akquisitionen zeigt, dass DSV mit Agility im Bereich Luftfracht das weitaus umsatzstärkere Unternehmen gekauft hat als KN mit Apex: So verzeichnete Agility im vergangenen Jahr mit rund 356.000 Tonnen Fracht zwar weniger als die Hälfte des Aufkommens von Apex, erwirtschaftete mit 4 Milliarden US-Dollar jedoch rund doppelt so hohe Erlöse.

Angesichts der zunehmenden Konsolidierung geraten die beiden deutschen Großspeditionen DHL GF und DB Schenker mit ihren Luftfrachtsparten im Ranking zunehmend unter Druck. Während DB Schenker für absehbare Zeit den Anschluss an die Top 3 verlieren wird, wird die Deutsche-Post-Tochter voraussichtlich nur mit einem knappen Vorsprung vor DSV den zweiten Platz halten können. Vorbei sind damit vorerst die Zeiten, in denen DHL GF regelmäßig mit zum Teil deutlich mehr als 2 Millionen Tonnen Fracht mit großem Abstand die Rangliste der nach Aufkommen größten Luftfrachtspeditionen anführte.

Quelle:
DVZ

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