Generationswechsel bei Duisport: Wofür Bangen steht

Nun geht doch alles schneller als geplant. Markus Bangen (49) wird im August neuer Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG (Duisport). Er tritt die Nachfolge von Erich Staake (67) an, der mit Vorwürfen wegen Impfdrängelei und Vorteilsnahme in die Schlagzeilen geraten war. Ein „rechtlich relevantes Fehlverhalten“ hatte der Aufsichtsrat zwar nicht festgestellt, doch hat Staake dem Gremium angeboten, früher auszuscheiden und das Unternehmen Ende Juli zu verlassen statt wie geplant erst Ende November.

Knapp zwei Jahrzehnte Erfahrung
Für Bangen dürfte dies kein großes Problem darstellen. Der Jurist ist bereits seit 2000 bei der Hafengesellschaft und sitzt seit 2008 im Vorstand. Dort ist er neben Recht und Personal auch für den Einkauf, die Industrielogistik, die Suprastruktur und die Terminals zuständig, deckt also bereits sowohl die internen als auch die externen Aufgabenfelder zu einem großen Teil ab.

Bangen, geboren in Bonn und damit waschechter Rheinländer, gilt als bestens vernetzt in der Logistikbranche. Studiert hat er Jura mit Schwerpunkt Europa- und Transportrecht in Bonn. Sein Referendariat absolvierte er in San Francisco. Bangen ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Ein Team tritt an
Der Wechsel an der Hafenspitze bedeutet auch einen Generationswechsel. Bangen steht für einen modernen und kooperativen Führungsstil. Staake hingegen ließ „keine Götter neben sich zu“, wie Beobachter sagen. Er umgab sich gern mit seinen „alten Freunden“ aus Wirtschaft und Politik, zumeist Altvordere wie Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Ex-NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement oder Mitglieder aus dem Initiativkreis Ruhr wie Ex-Evonik-Chef Klaus Engel. Doch diese Zeit der „Barone an Rhein und Ruhr“ ist Geschichte.

Bereits das Foto anlässlich der Vorstellung Bangens durch den Aufsichtsrat spricht Bände. So steht Bangen dort mit seinem neuen Vorstandskollegen Carsten Hinne (46) gemeinsam im Kreise der Aufsichtsräte der Duisburger Hafen AG auf der Treppe des Duisburger Rathauses und nicht etwa in der Mitte. Dort hat sich AR-Chef Hendrik Schulte platziert, der Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium. Die Botschaft ist deutlich: Hier geht es nicht nur um den Einen, vielmehr tritt ein Team an. Hinne kommt von der Deutschen Bahn und soll offenbar den Güterverkehr auf der Schiene vorantreiben, insbesondere die Verbindungen nach China. Das Land NRW ist zu zwei Dritteln an der Hafen AG beteiligt, die Stadt Duisburg hält ein weiteres Drittel.

Martin Murrack, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats und Stadtdirektor in Duisburg, bringt es auf den Punkt: „Mit den beiden Personalentscheidungen haben wir den personellen Neubeginn beim Duisburger Hafen eingeleitet. Die Kombination aus Kontinuität und frischem Wind ist genau das, was der Hafen jetzt braucht. Beide haben betont, dass sie ein neues, modernes Managementverständnis haben und dabei auf Compliance und die Wertschätzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wert legen.“

„Die Kombination aus Kontinuität und frischem Wind ist das, was der Hafen jetzt braucht.“

Martin Murrack, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Duisburger Hafen AG

Ein Kollege aus der Hafenbranche, ein paar Kilometer den Rhein aufwärts, charakterisiert Bangen als unaufgeregt und besonnen. „Der Mann ist eben auch Jurist“, meint Sascha Odermatt, Chef der Neuss-Düsseldorfer Häfen, schmunzelnd. Bangen kann zuhören und ist damit wahrscheinlich die richtige Wahl für die kommenden Herausforderungen, Klimawandel und Wachstum unter einen Hut zu bringen sowie die Kurve Richtung Digitalisierung zu nehmen.

Herausforderungen in der Branche
„Mit Markus Bangen kommt ein echter Hafenkenner ans Ruder“, lobt auch Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK Duisburg, den Neuen. „Gemeinsam mit seinem neuen Vorstandsteam steht er vor der Herausforderung, den Hafen auf lange Sicht zu einem Schlüsselspieler im wirtschaftlichen Transformationsprozess unserer Industrie zu machen. Multimodale Verkehrsverknüpfungen am Endpunkt der Neuen Seidenstraße, eine Gigabit-Mobilfunkinfrastruktur für innovative digitale Dienste und Prozesse sowie eine zentrale Rolle bei der Verteilung und Distribution von Wasserstoff sind nur einige der Herausforderungen“, sagt Dietzfelbinger und schreibt damit auch schon einmal etwas ins Aufgabenheft von Bangen und Hinne.

Quelle:
DVZ

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