Corona wird zum Sicherheitsrisiko für die Schifffahrt

Wegen Corona verzögert sich die Wartung – eine Gefahr für die Schifffahrt. Denn nun treten Maschinenschäden auf hoher See häufiger auf. Auch überlange Dienstzeiten der Besatzung bergen Risiken.

Die Coronapandemie erhöht nach Angaben von Versicherern auf absehbare Zeit die Sicherheitsrisiken für die weltweite Schifffahrt. Auch der Trend zu immer größeren Schiffen berge ein Risiko, wie die Blockade des Suezkanals durch den Containerfrachter »Ever Given« gezeigt habe, teilte der Schiffsversicherer der Allianz (AGCS) mit.

Das Risiko durch Corona liege in verzögerten Wartungen. »Wir sehen einen Anstieg der Kosten für Kasko- und Maschinenschäden aufgrund von Verzögerungen bei der Herstellung und Lieferung von Ersatzteilen«, sagte Justus Heinrich, Leiter der AGCS für Zentral- und Osteuropa. Auch die überlangen Dienstzeiten der Besatzungen seien ein Problem, die Crews seien oft monatelang nicht abgelöst worden, sagte Leonburg. »Man arbeitet nicht besser, man macht Fehler.«

Die Blockade des Suezkanals durch die »Ever Given« im März zeige, dass Zwischenfälle mit immer größeren Schiffen aufwendige und damit teure Reaktionen erforderten, sagte Leonburg. Der quergestellte Frachter mit einer Kapazität von 20.000 Containern hatte das Nadelöhr der Weltschifffahrt über Tage blockiert. Der Frachtverkehr zwischen Europa und Asien wurde durcheinandergebracht.

Mit dem Wachstum der Schiffe steige auch das Risiko, weil sich die durchschnittliche Kapazität der Frachter verdoppelt habe, die Kapazität in den Häfen aber gleich geblieben sei. Dadurch vergrößere sich die Unfallgefahr, heißt es in dem Bericht. Auch die Containerverluste auf See häuften sich, 2020 gingen demnach 3000 Container verloren.

Mehr Piratenangriffe vor Westafrika
Das Risiko von Piratenangriffen habe sich in den vergangenen Jahren von Ostafrika vor die westafrikanische Küste in den Golf von Guinea verlagert. 2020 wurden bei 22 registrierten Überfällen 130 Besatzungsmitglieder verschleppt, wie es in dem Bericht heißt.

Insgesamt gingen 49 große Schiffe mit mehr als 100 Tonnen im vergangenen Jahr verloren, 2019 waren es noch 48. Die Zahl der Totalverluste sei aber in einem Jahrzehnt um etwa die Hälfte gesunken, hieß es. 2703 registrierte Schiffsunfälle 2020 bedeuteten einen leichten Rückgang um vier Prozent im Vergleich zu 2019. Dabei waren die Schiffe wegen der Pandemie weniger unterwegs.

In Südchina und Indochina gab es dem Bericht zufolge die meisten Totalverluste von Schiffen (16). Die meisten Schiffsunfälle (579) wurden hingegen in den Meeresgebieten Nordsee, Britische Inseln und Biskaya verzeichnet. Die viel befahrenen Schifffahrtsrouten im Westen Europas liegen den Angaben nach auch im langfristigen Vergleich seit 2011 auf dem zweiten Platz der Unfallträchtigkeit – hinter dem östlichen Mittelmeer und vor Südchina und der Ostsee.

Quelle:
Spiegel

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