Maersk plant weitere Zukäufe

Für zusammen fast 1 Milliarde US-Dollar übernimmt Maersk die beiden E-Commerce-Logistikanbieter Visible SCM und B2C Europe. Der Konzern baut damit sein Angebot in Richtung E-Fulfillment und Distribution auf der letzten Meile deutlich aus und stärkt seine Sparte Logistics & Services. Ziel sei es, einen Kreislauf „von der Fabrik bis aufs Sofa“ aufzubauen, sagt der weltweite Maersk-Logistikchef Aymeric Chandavoine. CEO Søren Skou kündigt vor diesem Hintergrund bereits weitere Zukäufe an.

In einem Interview mit dem „Wallstreet Journal“ am Freitag sagte Skou, dass im Laufe dieses Jahres voraussichtlich noch zwei weitere Übernahmen folgen. Die Kriegskasse sei gut gefüllt. Im zweiten Quartal allein hat Maersk unter dem Strich 3,75 Milliarden US-Dollar verdient. Der freie Cashflow soll sich im Gesamtjahr auf mindestens 11,5 Milliarden Dollar summieren.

In der E-Commerce-Logistik sei es das Ziel, ein globales Geschäft für B2C-Fulfillment und B2C-Distribution aufzubauen, teilte Maersk bei Bekanntgabe der beiden Übernahmen Ende vergangener Woche mit. Dabei stünden die drei größten E-Commerce-Regionen Nordamerika, Europa und Asien im Fokus. Mit den beiden Zukäufen habe man schon „signifikante Schritte“ auf dieser Reise getan.

Visible SCM mit Hauptsitz in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah deckt dabei den nordamerikanischen Markt ab. Das Unternehmen steht für einen geschätzten Jahresumsatz von 550 Millionen Dollar und hat 838 Millionen Dollar gekostet. Bezogen auf das EBITDA zahlt Maersk einen Multiplikator von 13. Das Unternehmen betreibt neun Fulfillment-Zentren in den USA und ermöglicht es, pro Jahr 200 Millionen Pakete durch das eigene Netzwerk zu schleusen. Zur Erinnerung: Anfang 2020 hatte Maersk mit Performance Team bereits einen ganz ähnlich aufgestellten US-Anbieter geschluckt.

In Europa treibt Maersk die E-Commerce-Expansion mit der Übernahme des niederländischen Anbieters B2C Europe voran. Sie soll im vierten Quartal abgeschlossen sein, wenn alle kartellrechtlichen Genehmigungen vorliegen. Das Unternehmen betreibt eine Multicarrier-Plattform für die letzte Meile, die sowohl Einzelhändler als auch andere Logistikdienstleister nutzen. B2C-Europe hält in begrenztem Umfang auch eigene Trucking-Kapazitäten vor und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 140 Millionen Dollar. Das Unternehmen wird mit 86 Millionen Dollar bewertet, dem 11-Fachen des EBITDA. Laut Steffen Wagner, globaler Chef der Logistiksparte beim Beratungsunternehmen KPMG, sind zweistellige EBITDA-Multiplikatoren für Kaufpreise im E-Commerce-Bereich im aktuellen Marktumfeld fast schon Standard.

Wagner geht davon aus, dass Maersk im Lagerei- und Distributionsgeschäft rund um den E-Commerce weiter expandieren wird. In Asien beispielsweise hat der Konzern schließlich noch keinen Deal getätigt. Zudem heißt es in der Übernahmemitteilung zu B2C Europe, dass dies ein guter Ausgangspunkt für eine weitere geografische Expansion sei.

Auf der anderen Seite glauben Experten, dass Maersk sich auch in der klassischen Überseespedition nach Übernahmegelegenheiten umsehen wird. „Interessant ist vor allem die internationale Luftfracht“, sagt Hans-Jürgen Willam, geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsnetzwerks WCL. Diese Einschätzung teilt ein weiterer Marktkenner, der namentlich nicht genannt werden möchte. Begründung: Dort werde besonders viel Geschäft durch die Speditionen kontrolliert, und der Markt konsolidiere sich weiter.

Logistiksparte wächst
Maersk hat den Umsatz seines Bereichs Logistics & Services in der ersten Jahreshälfte 2021 bereits kräftig um rund 1 Milliarde auf 4,1 Milliarden US-Dollar gesteigert. Das Unternehmen unterscheidet dabei drei Teilbereiche: Managed by Maersk (665 Millionen Dollar Erlös), Fulfilled by Maersk (937 Millionen) und Transported by Maersk (2,6 Milliarden). Der Rohertrag erreichte gut 1 Milliarde Dollar, der operative EBIT-Gewinn 292 Millionen. Das ist gut vier Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum.

Quelle:
DVZ

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