Diese Treiber sind 2022 relevant

Hoher Kapazitätsbedarf, zunehmende Regularien, mehr Komplexität in der Planung – das sind einige der Einflussfaktoren, welche die Logistikweisen in Vorbereitung auf ihre Prognose für die Entwicklung der Logistikwirtschaft 2022 identifiziert haben. Analysiert wurden die Bereiche Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Technologie. Auf der politischen Ebene ist sicherlich entscheidend, wie sich die künftige Regierung zusammensetzt und welche Maßnahmen diese dann hinsichtlich Infrastruktur und Klimazielen plant und umsetzt.

Längerfristig wird die Klimapolitik die Gestaltung der Lieferketten stark beeinflussen. Insgesamt werden die Regularien und Vorgaben zunehmen, erwarten die Experten. Sie rechnen mit einer steigenden Steuerbelastung – unter anderem durch CO2-Bepreisung – für Unternehmen. Transport- und Logistikdienstleister investieren sowohl mehr in alternative Antriebe als auch in die Messung und Dokumentation von Umweltschutzmaßnahmen. Denn Industrie und Handel verlangen vermehrt Nachweise über die Einhaltung von Klimaschutzvorgaben.

In der Wirtschaft ist im kommenden Jahr weiterhin mit Engpässen in der Beschaffung und somit Störungen in den Liefer- und Logistikketten zu rechnen. Daher gehen die Experten von höheren Beständen und einer Ausweitung der Lagerstandorte aus. Aufgrund des hohen Kapazitätsbedarfs wird keine hohe Insolvenzquote bei den Logistikdienstleistern erwartet, die in relevanten Industrien tätig sind.

Die Nachfrage nach Logistikleistungen wird dem Expertengremium zufolge solide wachsen – ebenso wie die weltweite Nachfrage nach Produkten aus Deutschland. Dies ist teilweise ein Nachholeffekt durch die Corona-Pandemie. Der Welthandel kommt regional unterschiedlich in Fahrt. China ist bereits wieder auf Wachstumskurs, die USA werden sich schnell erholen, so die Erwartung. Die Wirtschaftskraft der EU wird als geschwächt angesehen.

Umplanungen wegen Versorgungsengpässen erhöhen den Aufwand in den Logistikketten. Die Preise für Luft- und Seetransporte werden hoch bleiben. Aufgrund der angespannten Versorgungslage rechnet das Expertengremium mittel- bis langfristig mit einem Umbau der Lieferketten. Ziel dabei ist eine bessere Widerstandsfähigkeit. Dies wiederum bedeutet steigende Logistikkosten. Insgesamt verstärken sich die Abhängigkeiten zwischen allen Supply-Chain-Beteiligten, erwarten die Logistikweisen.

Zugleich sorgt die fortschreitende Digitalisierung für geringere Produktionskosten und eine höhere Transparenz, wodurch die Prozesseffizienz insgesamt steigt. Die Ressourcenauslastung wird besser und führt zu geringeren Logistikkosten oder mitunter zu höheren Margen. Der Zugang zu neuen Märkten wird erleichtert. Allerdings erfordert die zunehmende Digitalisierung ebenso ausreichende Investitionen in wirksame IT-Sicherheitskonzepte. Denn Cyberattacken können schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für Unternehmen haben.

Ein wichtiger Wachstumstreiber wird 2022 in Deutschland die Automobilindustrie sein, erwarten die Experten, obwohl bei einigen Werken und Zulieferern auch mit einer negativen Entwicklung gerechnet werden muss. Die steigende Nachfrage aus Asien und den USA wird sich fortsetzen. Das führt in der Industrie zu steigender Komplexität aufgrund der Parallelproduktion und könnte zum Vorteil für die Dienstleister werden: Ihr Anteil an der Wertschöpfung dürfte steigen. Allerdings bleiben die Engpässe bei Chips ein großes Problem der Automobilindustrie. Europäische Standorte könnten bei der Versorgung mit Halbleitern gegenüber Standorten in Asien benachteiligt werden. Mittel- bis langfristig liegt daher der Fokus darauf, Beschaffungsstrategien zu ändern. Das könnte bedeuten, Chipproduktion auch in Europa stärker anzusiedeln.

Die Corona-Pandemie hat den Strukturwandel in Industrie und Handel erheblich beschleunigt. Infolgedessen muss die Logistik in der Lage sein, mehrere Absatz-, Versorgungs- und Distributionskanäle zu bedienen. Es wird für Logistikunternehmen schwieriger, Personal zu finden. Bedingung sind außer attraktiven Arbeitsbedingungen höhere Löhne für die Belegschaft. In den Unternehmen steigen die Personalkosten zudem aufgrund der sich verändernden Ansprüche an die Arbeitsbedingungen.

Für die Logistikbranche ist relevant, wie sich die Binnen- und Auslandsnachfrage entwickeln. Das Konsumentenverhalten sowie die weiter zunehmende, aber verlangsamte E-Commerce-Entwicklung beeinflussen die logistischen Abläufe und wirken auf die Logistikkonjunktur. Weniger Bedeutung hingegen hat die taggleiche Zustellung in diesem Segment. Stattdessen gewinnen Nachhaltigkeitsaspekte an Bedeutung. Darüber hinaus erwarten die Logistikweisen Nachholeffekte im privaten Konsum. Der Trend zu steigenden Sendungsmengen bei kleiner werdenden Sendungsgrößen in der E-Commerce-Logistik wird anhalten. Allerdings ist die Atomisierung von Sendungen nicht beliebig skalierbar. Die Preise für die Logistik müssen sich daher den Anforderungen durch die komplexeren Strukturen anpassen.

Auch die Corona-Pandemie dürfte 2022 noch nicht ausgestanden sein. Sie bleibt für die Logistikwirtschaft eine Belastung, da weiterhin Hygienemaßnahmen und Tests notwendig sind.

Einflüsse auf die Logistik
Die Logistikweisen haben in Vorbereitung auf ihre Prognose für 2022 im Herbst wichtige Faktoren für den Wirtschaftsbereich identifiziert und Thesen aufgestellt.

  • Die Corona-Pandemie hat langfristige Auswirkungen beispielsweise in Form von Arbeitsschutzvorschriften.
  • Konsumverhalten verändert sich dauerhaft.
  • Verknappung von Kapazitäten und höhere Preise.
  • Klimaschutz führt zu verschärften Regularien und stärkerer Belastung der Logistikwirtschaft.
  • Versorgung mit Rohstoffen und Halbfertigwaren bleibt angespannt und verursacht hohen Aufwand im Lieferkettenmanagement.
  • Investitionen in digitale Prozesse nehmen zu.
  • Personalplanung und Motivation der Mitarbeiter wird schwieriger. Um qualifiziertes Personal zu gewinnen, sind höhere Löhne erforderlich.
  • Strukturwandel in Industrie und Handel zu mehrkanaligen Vertriebswegen wurde durch Corona beschleunigt.
  • Logistische Neuplanungen werden häufiger nötig. Dadurch steigen die Kosten.
  • Nachhaltiges Konsumverhalten gewinnt erst mittel- bis langfristig an Bedeutung für die Logistik.

Quelle:
DVZ

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