DHL kauft J.F. Hillebrand für 1,5 Milliarden Euro

Deutsche Post DHL will J.F. Hillebrand übernehmen, um das Geschäft mit dem Verschiffen von Getränken auszubauen. Man habe einen Vertrag unterschrieben, um für rund 1,5 Milliarden Euro bis zu 100 Prozent des Mainzer Wein- und Getränkelogistikers zu übernehmen, teilte der Konzern am Dienstag in Bonn mit. Vergangene Woche hatte bereits die Finanznachrichtenagentur „Bloomberg“ gemeldet, dass DHL in das Bieterverfahren eingestiegen sei. Damit der Kaufvertrag gültig wird, bedarf es noch der Zustimmungen verschiedener Kartellbehörden, etwa von der EU und von den USA. DHL will den Kauf aus der eigenen Kasse bezahlen, also ohne neue Kredite – da das Geschäft brummt beim Logistikriesen, ist die Kasse gut gefüllt.

Hillebrand bietet Speditionsleistungen für Getränke, die hauptsächlich über den Seeverkehr abgewickelt werden. Das Unternehmen beschäftigt etwa 2.700 Mitarbeiter und ist in 90 Ländern aktiv. Zuletzt kam die Firma den Angaben zufolge auf einen Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Euro. Für 2021 rechnet Hillebrand mit einem Transport von 0,5 Millionen Standardcontainern. Zum Vergleich: DHL kam 2020 auf 2,9 Millionen Standardcontainer in der Seefracht.

Hillebrand ist gewissermaßen als Makler tätig – es werden also Containerkapazitäten gebucht, um Produkte über die Weltmeere zu verschiffen und Großhändler zu beliefern, ob Whiskey, Wein oder Saftkonzentrate. Die Strategie war es zuletzt, nicht nur auf die Logistik für alkoholische Getränke ausgerichtet zu sein, sondern auch den Bereich der ungefährlichen Flüssiggüter per Bulk abzudecken. So hatte Hillebrand 2020 das britische Unternehmen Braid übernommen. Braid ist in der Logistik mit Flüssigkeiten in loser Schüttung wie Wein, Olivenöl, ungefährlichen Chemikalien, Säften und Speiseölen tätig. Zudem hatte Hillebrand 2019 die in Frankfurt beheimatete 3W-Logistik und Anfang 2020 das US-amerikanische Unternehmen Royal Logistics übernommen. Im Mai dieses Jahres gaben die Mainzer dann den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an Vignobl Export bekannt, einem französischen Dienstleister für die Logistik kleiner Mengen alkoholischer Getränke.

Die Übernahme sei „eine hervorragende Ergänzung unseres bestehenden Portfolios“, sagte Post-Chef Frank Appel. „Im Einklang mit unserer Konzernstrategie stärken wir unser logistisches Kerngeschäft und sorgen für langfristiges profitables Wachstum.“ Hillebrand-Chef Cees van Gent sagte, er freue sich „nun darauf, unsere Kräfte mit Deutsche Post DHL Group zu bündeln“ und verwies auf die 177-jährige Geschichte von Hillebrand.

Die Frachtsparte von DHL hat nach eigenen Angaben weltweit 42.000 Vollzeitstellen, wobei die Luftfracht stärker ist als die Seefracht. Im ersten Halbjahr 2021 kam die DHL-Frachtsparte auf einen Umsatz von 10 Milliarden Euro.

Quelle:
DVZ

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