Imperial legt in Europa kräftig zu

Das Geschäftsjahr 2020/2021, zu dem CEO Mohammed Akoojee am Dienstag die Bilanz präsentierte, ist wahrscheinlich das letzte volle Geschäftsjahr für Imperial Logistics als eigenständiges Unternehmen. Schließlich soll die Anfang Juli verkündete Übernahme durch DP World wie geplant im Februar 2022 abgeschlossen sein. Dabei zeigte sich Imperial in den zwölf Monaten bis zum 30. Juni dieses Jahres stark verbessert. Vor allem das Europa-Geschäft hat sich wieder deutlich belebt.

Die Zahlen würden für alle drei Geschäftsbereiche – nämlich Marktzugang nach Afrika (Market Access), Logistik in Afrika (Logistics Africa) und Logistik in Europa (Logistics International) – in die richtige Richtung zeigen, sagte Akoojee. Dabei habe sich Logistics International deutlich besser erholt als die beiden anderen Bereiche, sei zuvor aber auch viel stärker von der Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen worden.

Dahinter verbirgt sich ein Umsatzzuwachs von 10 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro oder 21,2 Milliarden Südafrikanische Rand. Der operative Gewinn hat sich auf 30 Millionen Euro gar verzehnfacht, und die operative Marge verbesserte sich von 0,3 auf 2,6 Prozent. Zum Vergleich: Der Konzernerlös legte um 13 Prozent auf 52,2 Milliarden Rand zu. Das sind umgerechnet 3,09 Milliarden Euro. Bereits nicht mehr darin enthalten sind sowohl die 2020 an die HGK veräußerten Binnennschiffsaktivitäten in Europa als auch die Binnenschifffahrt in Südamerika. Der operative Gewinn von Imperial stieg in Summe um 60 Prozent auf 2,3 Milliarden Rand (135,4 Millionen Euro).

Trotz Zuwächsen Nachholbedarf
Blickt man nur auf diese Zahlen, so zeigt sich das Europa-Geschäft als klarer Outperformer im Konzernverbund. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Logistics International bei der Marge noch hinter den beiden anderen Sparten zurückbleibt. Das Marktzugangsgeschäft kommt auf 5,3 Prozent, die Logistikaktivitäten in Afrika stehen gar bei 6,2 Prozent. Hinzu kommt, dass der Ertrag auf das eingesetzte Kapital (ROIC) in der Sparte mit 4,6 Prozent noch nicht ganz da sei, wo er sein solle, wie es Akoojee ausdrückte.

Als weitere Bürde erwies sich für Imperial in Europa gerade in den vergangenen Monaten die große Abhängigkeit vom Automobilgeschäft, das für die Hälfte der Erlöse von Logistics International steht. Gerade von April bis Juni habe die fehlende Halbleiterverfügbarkeit die Geschäfte der Automotive-Kunden und damit auch jene von Imperial beeinträchtigt, sagte der CEO. Ferner drückten die im Zuge der Kapazitätsknappheit gestiegenen Supply-Chain-Kosten die europäischen Im- und Exporte, während die Geschäfte in UK unter der Fahrerknappheit litten.

Spannend wird sein, welche Rolle Imperial Logistics International künftig unter dem Dach von DP World spielen wird. Zur Erinnerung: Erst im Februar dieses Jahres hatte Akoojee eine Veräußerung der Sparte eingeleitet, nachdem sich kein passender strategischer Partner finden ließ. Unter dem Dach des expansiven und mit reichlich Kapital ausgestatteten Hafen- und Logistikkonzerns aus Dubai sieht die Lage nun natürlich ganz anders aus, und Imperial kann doch noch ein interkontinentaler, wenn nicht gar globaler Logistiker und nicht bloß das „Tor zu Afrika“ werden. Denn in der Übernahmebekanntgabe hieß es eindeutig, dass DP World Interesse an den Aktivitäten auf beiden Kontinenten habe und das Europa-Geschäft nicht separat veräußert werde.

Passend dazu unterstrich Akoojee bei der Bilanzvorlage auch noch einmal, dass es Teil der Strategie sei, in ausgewählte neue Märkte außerhalb Afrikas hineinzuwachsen. Auf der anderen Seite hat Imperial seinen Anspruch, das „Tor zu Afrika“ zu werden, zuletzt mit der Übernahme der J&J-Gruppe für 300 Millionen US-Dollar konsequent weiterverfolgt. Auch dies sei in klarer Absprache mit DP World erfolgt, wurde dabei betont. Es wird daher wohl noch bis zum kommenden Frühjahr dauern, bis klarer ist, wie es mit Imperial und deren Europa-Aktivitäten weitergeht.

Quelle:
DVZ

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