Lieferketten unter Beschuss: Logistik-Unternehmen immer häufiger im Visier von Hackern

Globale Lieferketten sind fragiler als angenommen. Dazu kommt, dass die Digitalisierung des Transportwesens mehr Hacking-Opfer in Schiff- und Luftfahrt nach sich zieht.

„Eine der drastischsten Entscheidungen, die wir je getroffen haben, als wir sagten, dass einige unserer Systeme infiziert waren, war die Trennung vom Internet.“ Diese Worte stammen von Sami Awad-Harmann, dem Chief Information Officer des globalen Frachtunternehmens Hellmann Worldwide Logistics. Das Unternehmen mit Sitz in Osnabrück wurde letzten Dezember gehackt und beschloss, offline zu gehen. Nun stehen 70 Gigabyte interne Daten im Darknet. Es ist nur ein Beispiel aus einer Reihe, das zeigt, wie anfällig unsere Versorgungsinfrastruktur gegen Hackerangriffe ist. Dem Thema hat sich CNBC angenommen.

Als Hellmann erkannte, dass der Logistiker angegriffen wird, versuchte er sofort, die Ausbreitung zu stoppen. Awad-Hartmann erklärt: „Sie müssen es stoppen, um sicherzustellen, dass es nicht weiter in ihre Infrastruktur eindringt.“ Er kappte einige der globalen Rechenzentren und fuhr andere Systeme ganz herunter. Dann trennte sich Hellmann vom Internet. „Sobald man diesen Schritt macht, hört man auf. Du arbeitest nicht mehr“, erinnert sich der IT-Chef an seine dunkelsten Stunden.

Maersk arbeitet 10 Tage mit Stift und Papier
Mit der schnellen Abschaltung verhinderte das Team um Awad-Hartmann die Verschlüsselung. „Dann erpressen sie dich“, erklärt der 49-Jährige. Obendrein starte anschließend die Lösegeld-Forderung. Doch so weit kam es nicht. Container-Konzern AP Moeller-Maersk gelang das 2017 allerdings nicht. Der dänische Mutterkonzern der Reederei Hamburg Süd musste zugegeben, dass Hacker ihn teilweise lahmgelegt hatten. Zehn Tag habe man komplett analog gearbeitet, gab der Geschäftsführer Jim Hagemann Snabe ein Jahr später zu. Maersk bezifferte den eigenen Schaden auf 200 bis 300 Millionen Dollar. Der Schaden für angeschlossene Unternehmen, deren Transporte verzögert wurden: unbekannt.

Globale Logistiker unter Beschuss
Weitere Opfer waren 2013 der Hafen von Antwerpen, 2017 die deutsche Raben Group oder 2020 das japanische Speditionsunternehmen Toll Group. 2021 wurden alleine in der zweiten Jahreshälfte 27 erfolgreiche Angriffe auf Unternehmen der Transport- und Logistikbranche gezählt. Neben Hellmann war aus Deutschland auch das Logistikunternehmen TST betroffen.

Hacker erkennen Bedeutung von Lieferketten
Awad-Hartmann sagte CNBC, Hacker hätten die Bedeutung von globalen Lieferketten erkannt. Die Warenströme zu unterbrechen, habe Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Sie reichen bis zum Supermarktregal um die Ecke und das sei der Anreiz für die Online-Gauner. „Und dann ist natürlich ein Logistikunternehmen ein Ziel für sie.“ Er ist sich sicher, dass die Bedrohungen zunehmen. Unternehmen müssen sich immer häufiger fragen, ob ihre IT-Abteilungen noch richtig vorbereitet sind. „Das ist etwas, das uns sehr beschäftigt und viel Geld kostet.“

Quielle:
T3N

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