12,5 Prozent mehr Lohn ist den Hafenarbeitern zu wenig

Deutschland drohen schwierige Tarifrunden: Selbst ein Lohnaufschlag von 12,5 Prozent reicht den Arbeitern an deutschen Seehäfen nicht, die Gewerkschaft Verdi droht mit neuen Streiks. Auch eine Schlichtung lehnt die Gewerkschaft ab. Die Lieferketten werden dadurch noch stärker belastet.

Im Tarifkonflikt um die Entlohnung der Hafenarbeiter in Deutschland zeichnet sich weiter keine Lösung ab – obwohl die Arbeitgeber eine mehr als zweistellige Lohnerhöhung angeboten haben. Auch in der sechsten Verhandlungsrunde am Dienstag hatten sich die Gewerkschaft Verdi und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) nicht einigen können, teilten die Gewerkschaft und der ZDS am Mittwoch mit.

„Wir brauchen einen echten Inflationsausgleich, um die Beschäftigten in allen Betrieben nicht mit den Folgen der Preissteigerung allein zu lassen“, begründete Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth das Nein der Verdi-Tarifkommission zum Angebot der Arbeitgeber. Schwiegershausen-Güth betonte, Verdi sehe eine Lösung des Tarifkonflikts um die rund 12 000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Unternehmen in Hamburg, Niedersachsen und Bremen weiter am Verhandlungstisch.

Eine Schlichtung wie von der Arbeitgeberseite vorgeschlagen lehne die Gewerkschaft ab. Gleichzeitig schloss sie weitere Warnstreiks nicht aus. Verdi nimmt damit auch in Kauf, dass weite Teile der deutschen Industrie unter Teilemangel leiden, da die Lieferketten und die Versorgung der Unternehmen mit Material ohnehin gestört sind. Gestörte Lieferketten und eine Lohn-Preis-Spirale, die durch zweistellige Tarifabschlüsse beschleunigt wird, treiben die Inflation in Deutschland.

Nach Verdi-Angaben bietet der ZDS eine Erhöhung der Entgelte rückwirkend zum 1. Juni zwischen 5,18 Prozent für die Beschäftigten im Automobilumschlag und 8 Prozent für die Beschäftigten in Vollcontainerbetrieben sowie 3,5 Prozent für die beschäftigungsgesicherten Betriebe an. Ab dem 1. Juni 2023 sollen die Löhne dann dauerhaft um weitere 3,1 Prozent steigen, beziehungsweise um 2 Prozent für die beschäftigungsgesicherten Betriebe. Die Gesamtlaufzeit soll 24 Monate betragen.

„Angebot von bis zu 12,5 Prozent liegt auf dem Tisch“
Der ZDS zeigte sich enttäuscht. „Wiederholt haben wir unsere Angebote verbessert und sind auf die Verdi-Forderungen eingegangen“, sagte ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel. Doch die Gewerkschaft habe keinerlei Kompromissbereitschaft gezeigt. „Jetzt liegt ein Angebot von bis zu 12,5 Prozent auf dem Tisch. Das umfasst auch eine rückwirkend zum 1.6. gültige, dauerhafte Lohnerhöhung von bis 8 Prozent.“ Damit liege die Branche über der Inflationsrate und weit über anderen Tarifabschlüssen. „Mehr als das können wir uns nicht leisten, ohne den Fortbestand von Unternehmen zu gefährden“, sagte Riedel. Sie warnte vor einer Eskalation und betonte erneut: „Wir brauchen dringend ein Schlichtungsverfahren.“

Vor knapp zwei Wochen hatten Hafenarbeiter mit einem 24-stündigen Warnstreik die Abfertigung von Container- und Frachtschiffen in Deutschlands großen Nordseehäfen weitgehend lahmgelegt. Betroffen waren die Häfen Hamburg, Emden, Bremen, Bremerhaven, Brake und Wilhelmshaven. Es war der zweite Warnstreik innerhalb von drei Wochen. Zuvor gab es bei den Hafenarbeitern viele Jahre lang keine Arbeitsniederlegungen.

Quelle:
manager-magazin

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