Carrier 53’ mischt den Transpazifik-Trade auf

Die dramatischen Engpässe lassen etwas nach, die Frachtraten schwächen sich ab. Von Normalität kann im Containerverkehr zwischen Asien und Nordamerika aber noch keine Rede sein. So bleiben weiterhin Sonderlösungen gefragt, damit US-Importeure ihre Ware irgendwie ins Land bekommen. Davon sind die beiden Logistikunternehmer Willem-Alexander Dous und Jan Frahnert überzeugt. Ihr Konzept ist so einfach wie überzeugend: Fabrikfrische 53-Fuß-Container, wie sie sonst nur im US-Binnenverkehr zum Einsatz kommen, nicht mehr leer, sondern beladen mit Ware von ihrem Fertigungsort in China in die USA zu bringen.

Wachsendes Geschäft
Seit Mitte 2021 bereits führen die beiden Hamburger regelmäßig Door-to-Door-Transporte auf der Strecke durch, und zwar nicht als Spediteur, sondern als Reeder. „39 Reisen haben wir in den ersten zwölf Monaten durchgeführt. In den kommenden zwölf wollen wir 70 schaffen“, sagt Dous. Unter der Marke Carrier 53‘ sind nach einem weiteren Schiffszukauf inzwischen sechs Frachter fest für ihn und Frahnert in Fahrt. Zwei davon gehören den beiden mehrheitlich als Privatinvestoren, vier weitere sind auf Zeit eingechartert.

Es handelt sich nicht um Containerschiffe, sondern um Mehrzweckfrachter und Bulkcarrier. Pro Reise kommen 300 bis 350 Stück von den großen US-Containern an Bord. „Zuerst wurden wir nicht ernst genommen, aber dann fielen die Barrieren ganz schnell.“, sagt Dous.

Schifffahrt war für ihn neu, aber mit Containern kennen er und sein Geschäftspartner sich aus. Dous ist Gründer des Containervermieters Lotus Containers mit Stationen im In- und Ausland, Frahnert sein Mitgesellschafter.

Die erste Anregung für ihr neues Projekt bekamen die Gründer von einem US-Intermodal-Operateur, der sich erkundigte, ob die beiden bei der Lieferung nagelneuer 53-Fuß-Container aus China behilflich sein könnten. Als Partner kam der Reeder und Schiffsmakler Schulte & Bruns mit ins Boot. Dessen Experten wussten, wie man auch Bulker für den Containertransport ertüchtigen kann.

Mehrzweckfrachter von Vorteil
Es stellte sich heraus: Die Verladung auf diese Weise ist viel ökonomischer als mit Containerschiffen. Denn dort nehmen die Spezialcontainer zu viel Platz weg. „Da gehen gleich vier Stellplätze verloren. Das ist teuer. Deshalb ist dafür kein Platz, wenn die Schiffe genug andere Ladung haben“, so Dous. Zudem waren Bulkcarrier stets viel günstiger zu haben als Containerschiffe, die für Einzelreisen bis zu 200.000 Dollar Chartermiete pro Tag kosteten – zehnmal so viel wie früher.

„Inzwischen arbeiten wir an weiteren Schiffszukäufen.“ So will Carrier 53‘ Mitte September neben der bestehenden Verbindung von Humen und Qingdao nach Portland einen weiteren Dienst im Transpazifik-Trade eröffnen: von Taicang (bei Shanghai) nach Los Angeles und Portland. Da das Agenturnetz in China und den USA dank Kooperation mit Niederlassungen von Lotus Containers schnell stand, können die schiffsseitigen Kapazitäten jetzt hochgefahren werden.

Zudem nimmt die Firma in Taican einen zweiten Chassis-Pool (nach Humen) in Betrieb. Schließlich ist das Geschäft Door-to-Door. Carrier 53‘ holt die Container bei den Fa­briken in China per LKW ab, bringt sie zu den Ladestellen und dann in die Häfen. In den USA wird dann der Nachlauf abgewickelt – nach Denver, Chicago oder bis nach New Jersey.

Container bleiben in Nordamerika
Die Reederei bedient dabei zwei verschiedene Kunden. Da ist der Spediteur oder Verlader, der den Warentransport bei Carrier 53‘ wie bei jeder anderen Reederei bucht. Und da ist der Käufer des 53-Fuß-Containers – typischerweise US-Transportunternehmen – die den Transport ihres Containers in die USA buchen, aber ihn gleichzeitig für die erste und einzige Reise an Carrier 53‘ vermieten, damit der Behälter mit Ware von Dritten befrachtet wird.

In den USA angekommen, werden die vollen Container meistens von denselben Transportfirmen im Nachlauf befördert, die ihn anschließend für den Einsatz im US-Markt übernehmen. „Das Geschäft funk­tioniert deshalb nur ‚one way‘“, stellt Dous klar. Da kein 53-Füßer nach Asien zurückgeht, laden die Schiffe auf der Rückreise vor allem konventionelle Bulkladung.

Bei der aktuellen Taktung kommen die Hamburger den Angaben zufolge auf einen Marktanteil von rund einem Drittel. Bedeutet: Von circa 60.000 neuen US-Containern (53er), die jedes Jahr von China nach Nordamerika verbracht werden, fahren sie mehr als 20.000 Stück.

Auch deutsche Exporteure können bald Ladung buchen. Denn für September hat die Reederei außerhalb der Reihe eine Reise mit einem Charterschiff von Hamburg nach Veracruz (Mexiko) angekündigt, diesmal mit normalen Standardcontainern, geliefert von der Schwesterfirma Lotus. „Das ist für uns Zusatzgeschäft. Wir nennen das Liner on demand“, so Dous. Zu solchen Sonderaktionen sei man immer bereit, wenn es Kunden wünschen und es sich rechnet.

Quelle:
DVZ

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