So sehr treffen die stark steigenden Energiepreise Logistiker

Ob Diesel, Gas oder Strom – die Energiepreise steigen nicht erst seit dem Beginn des Ukraine-Krieges rasant. Die Dieselpreise sind innerhalb von zwölf Monaten um über 50 Prozent gestiegen, die Preise von LNG haben sich versechs- bis verachtfacht, und auch die Gas- und Strompreise haben sich seit Ende Februar etwa verdreifacht.

Diese Entwicklung hat Folgen. So arbeiten laut einer nicht repräsentativen Umfrage der DVZ auf der Social-Media-Plattform LinkedIn bereits 30 Prozent der rund 110 Teilnehmer wegen der Energiekrise nur noch eingeschränkt. Weitere 14 Prozent stufen die Belastung für ihr Unternehmen sogar als existenzgefährdend ein. Die Mehrheit (56 Prozent) gibt an, die hohen Energiepreise noch stemmen zu können.

Die Transport- und Logistikunternehmen reagieren vor allem auf zwei Wegen. Sie geben die steigenden Kosten – oft allerdings zeitversetzt und nicht in vollem Umfang – an die Kunden weiter, ist der Tenor einer DVZ-Umfrage unter zahlreichen Unternehmen. Dies geschieht über die schon etablierten Dieselfloater, aber auch über neu installierte Energiefloater. Zudem versuchen die Anbieter, Preiserhöhungen durchzusetzen. Aber: Letztlich müssen die Unternehmen in vielen Fällen in Vorleistung gehen, betont stellvertretend Carsten Taucke vom Lebensmittellogistiker Nagel Group. Parallel dazu haben sie zahlreiche Maßnahmen zur Kostenreduzierung initiiert.

Garbe Transport, Hamburg
Für das Hamburger Transportunternehmen Garbe mit über 100 eigenen Lkw sind vor allem die Kosten für Diesel, Gas und Adblue relevant. Zudem die Stromkosten für das Heizen von Büro und Lagerräumen, aber auch für den Einsatz von Kühlmaschinen und Elektrostaplern. Was Inhaber Michael Garbe weiß: „Die Kosten steigen erheblich, auch wenn wir noch keine genauen Abrechnungen vorliegen haben.“ Da viele Stromverträge zum Jahresende auslaufen, weiß er auch noch nicht genau, wie es weitergeht, rechnet aber grob schon einmal mit Mehrkosten von etwa 100.000 Euro pro Jahr – ohne die zusätzlichen Treibstoffaufwendungen für den Einsatz der Diesel- und Gas-Lkw. Etwas abfedern möchte Garbe das mit einer weiteren Photovoltaikanlage auf einem Neubau.

Die Frage ist, wie die Mehrkosten an den Markt weitergegeben werden können. Die steigenden Dieselkosten werden – zeitverzögert – über Floater berechnet. Angesichts der extrem teuren Gaspreise hat Garbe schon 20 seiner 40 LNG-Lkw aus dem Betrieb genommen und „in die Ecke gestellt“. Bei den übrigen Kosten „treten wir bei den Kunden häufig in Vorlage, werden aber 2023 mit einer Preiserhöhung auf die Kunden zugehen müssen“, kündigt er an.

Bursped, Hamburg
Die Hamburger Stückgutspedition Bursped ächzt im Fuhrparkbereich vor allem unter den gestiegenen Treibstoffkosten, „eine äußerst schwerwiegende Belastung“, wie der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Seils befindet. Die Dieselkosten seien gegenüber dem Vorjahr in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 76 Prozent gestiegen. Ohne Dieselzuschläge und andere Kostenerhöhungen wäre es nicht mehr möglich, die Situation zu überstehen, stellt er fest. Im Bereich der Umschlag- und Kontraktlogistikläger seien die Stromkosten und im Winter die Gaskosten eine Herausforderung – allein für die Sprinkleranlagen „werden wir heizen müssen“.

Bursped reagiert, indem „wir so viel sparen, wie wir können“, und indem die steigenden Kosten über Dieselfloater und Energiezuschläge an die Kunden weiterbelastet werden, „aber leicht ist dies natürlich nicht“. Da aktuell auch keine Besserungen zu erwarten sind, heißt die Devise „Preiserhöhungen und sparen“.

Nagel-Group, Versmold
Als eine „enorme Belastung“ bezeichnet CEO Carsten Taucke die stark gestiegenen Energiepreise. „Diese Situation war für uns nicht vorhersehbar oder planbar.“ Die Summe der Kostensteigerungen für Energie, Strom und Diesel für die Nagel-Group „gehen in Millionenhöhe, für die wir in Vorleistung gehen müssen“. An eine belastbare Mittelfristplanung sei daher im Moment nicht zu denken.

Die Nagel-Group habe entsprechende Instrumente geschaffen, diese Preissteigerung weitergeben zu können – allerdings immer mit zeitlichem Verzug. Zudem wurden organisatorische und technische Maßnahmen zum Energiesparen eingeleitet. Der größte Wärmeverlust entstehe dabei an der Rampe, wenn Tore zu lange offen stehen. Zudem überprüfe die Nagel-Group die Heizungsanlagen oder Gebäudehüllen, um sie effizienter zu nutzen oder Wärmeverluste vermeiden zu können. Und: „Wir investieren auch in unsere Kälteanlagen, um sie auf den technisch neuesten Stand zu bringen.“

Hellmann Worldwide Logistics, Osnabrück
Für den Großteil der deutschen Standorte kann Hellmann noch auf „alte“ Strom- und Gasverträge zurückgreifen, die bis Ende des Jahres gelten. Daher seien die Preissteigerungen in diesem Bereich noch nicht exakt zu beziffern. Massiv zu spüren seien dagegen die enormen Erhöhungen für Kraftstoffe wie Diesel und LNG.

Das Thema Energieeffizienz stehe bei Hellmann schon seit längerem im Fokus. Dennoch werde angesichts der aktuellen Preisentwicklungen erneut analysiert, wo es gegebenenfalls weitere Potenziale für die Reduzierung des Energieverbrauchs gibt – bei den Immobilien und den Transportketten. „Die enormen Preissteigerungen können nicht ansatzweise abgefedert werden“, heißt es in der Stellungnahme. Dies gelte aber für die gesamte deutsche Wirtschaft, die „durch die aktuellen Entwicklungen mit enormen Mehrkosten rechnen muss“. Viele Unternehmen werden das nicht stemmen können, befürchtet der Logistiker. Es müsse damit gerechnet werden, dass die Energiepreise weiter steigen. Insbesondere die Strompreiserhöhungen würden Privathaushalte und Unternehmen allein in Deutschland möglicherweise einen zweistelligen Millionenbetrag kosten, weshalb Hellmann hier „akuten politischen Handlungsbedarf“ sieht.

Cretschmar Cargo Süd, Düsseldorf
Mit massiven Eingriffen in den Unternehmensalltag rechnet Oliver Rüter, geschäftsführender Gesellschafter von Cretschmar Cargo Süd, Düsseldorf, angesichts der Energiepreisentwicklung. Er nennt in diesem Zusammenhang Stichworte wie Fahrverbote, Geschwindigkeitsbeschränkungen, vorgeschriebene subventionierte Verbrauchsmengen, vorgegebene Raumtemperaturen. „Es wird kälter in unserer Branche, aber es wird nicht anders gehen“, so seine Einschätzung. Umso wichtiger sei es, offen mit Mitarbeitern und Kunden zu kommunizieren, eine Open Book Policy zu betreiben und die vorhandenen Ressourcen noch besser zu nutzen. In seinem Unternehmen seien die Energiekosten einschließlich Diesel „über alles um 65 bis 70 Prozent“ gestiegen.

Hermes, Hamburg
Der KEP-Dienstleister Hermes geht davon aus, dass die Energiekosten auch in den kommenden Monaten weiter steigen werden, und hat seine Preise für Privatkunden bereits im August angepasst. Denn in diesem Fall könnten Mehrkosten nicht durch Effizienzsteigerung wettgemacht werden, sagt ein Sprecher. Auch an B2B-Kunden werde ein Teil der Mehrkosten, beispielsweise mittels Dieselfloater, weitergegeben. Um seine Servicepartner zu unterstützen, habe Hermes verschiedene Maßnahmen wie etwa einen Dieselzuschuss auf den Weg gebracht. Und im Zuge eines Energiesparprogramms will das Unternehmen an den eigenen Standorten den Energieverbrauch bis Ende der Winterperiode 2022/2023 um bis zu 20 Prozent senken.

Spedition Heidelmann, Schwalmstadt
„Die Dieselkosten hatten sich bereits in dem halben Jahr vor März 2022 um 21 Prozent verteuert. Seit März haben sie sich durchschnittlich um weitere 24 Prozent, in der Spitze sogar um 35 Prozent erhöht. Und nach dem Ende des Tankrabatts bewegen sich die Dieselpreise wieder stärker nach oben“, stellt Till Bischoff, Geschäftsführer der Spedition Heidelmann, fest. Unklar seien zudem derzeit noch die konkreten Auswirkungen der Gasumlage ab Oktober 2022. „Für 2023 sehen wir uns mit deutlich steigenden Energiekosten konfrontiert, die bei uns als Lebensmittel- und Pharmalogistiker mit großen temperaturgeführten Lagerhallen entsprechende Auswirkungen auf die Gesamtkosten haben werden.“

Nordfrost, Schortens
„Per August haben sich die Kosten für Strom und Gas gegenüber dem ohnehin hohen Stand im März 2022 noch mal verdoppelt und gegenüber dem Niveau von Anfang 2021 sogar mehr als vervierfacht – das alles in einem sehr energieintensiven Geschäft.“ Das habe Nordfrost veranlasst, per April einen Energiefloater für alle Dienstleistungen in der Lagerlogistik einzuführen, betont Geschäftsführerin Britta Bartels. „Dieser Schritt war unumgänglich.“ Wegen der hohen Energiekosten könnte es laut Nordfrost in den nächsten Monaten zu einem zeitweiligen Rückgang der Bestände im temperaturgeführten Bereich kommen.

LUG Aircargo Handling und Perishable Center, Frankfurt
Als Geschäftsführer von zwei in der Luftfracht aktiven Unternehmen kann Rainer Wittenfeld derzeit aus nächster Nähe beobachten, wie unterschiedlich sich die in die Höhe schnellenden Energiepreise auswirken. „Im Perishable Center sind die Stromkosten in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres um mehr als 50 Prozent in die Höhe gegangen“, sagt Wittenfeld.

Beim Abfertiger LUG Aircargo Handling wirken sich die steigenden Energiekosten vergleichsweise moderat aus. Laut Wittenfeld liegt das allerdings daran, dass „wir die Möglichkeit hatten, bereits im November vergangenen Jahres unseren Strompreis langfristig zu fixieren“. Aus diesem Grund seien die Stromkosten um weniger als 10 Prozent gestiegen.

Die Stromkosten belasteten das Perishable Center Frankfurt (PCF) am meisten. Wie es mit den Kosten für Wärme weitergehen wird, ist derzeit noch unsicher. „Die Versorger haben sich noch zu keiner Aussage für den Winter hinreißen lassen. Dies wird uns aber trotz allem nicht so treffen wie die Stromkostenerhöhungen, da wir Wärme nur für das Verwaltungsgebäude und die Sozialräume benötigen“, so Wittenfeld.

Die größte Sorge macht sich Wittenfeld im Falle von LUG um den Gaspreis. Dieser wird sich ab dem vierten Quartal fast verdreifachen, so wurde dem Unternehmen mitgeteilt. Die Temperatur zu senken, ist für LUG nur beschränkt möglich, da die Abfertigungshalle geheizt werden muss, in der die Mitarbeiter ihrer Tätigkeit nachgehen. Schließlich muss LUG dafür sorgen, dass „unsere Mitarbeiter ein angenehmes Arbeitsumfeld haben“, so der Manager. Dass sich die Situation bereits im kommenden Jahr entspannen wird, hält Wittenfeld für unwahrscheinlich. „Ich rechne damit nicht vor 2024, wobei die Stromkosten schneller wieder sinken werden als die Kosten für Gas.“

Quick Cargo Service, Frankfurt
„Die Kosten für unseren Fuhrpark sind um circa 35 Prozent gestiegen, die Heizkosten und Strom sind um rund 45 Prozent teurer geworden“, sagt Stephan Haltmayer von Quick Cargo Service. Diese Posten stellen derzeit die größten finanziellen Belastungen für das Unternehmen dar.

Der Geschäftsführer der familiengeführten mittelständischen Luft- und Seefrachtspedition ist davon überzeugt, dass die Erhöhung „unser Ergebnis belasten“ wird. Wie das Unternehmen mit den steigenden Kosten verfahren wird, zeichnet sich laut Haltmayer auch schon ab: „Wir werden versuchen, die Kosten auf unsere Produkte umzulegen.“

Um den Betrieb des Unternehmens möglichst kostensparend zu gestalten, versucht QCS, die Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren, und hält sie dazu an, sparsam mit den Ressourcen umzugehen. „Wir haben zudem erste E-Fahrzeuge angeschafft und auch Ladestationen an unseren Gebäuden angebracht. Wir werden versuchen, einen Teil der Kosten in unsere Preise einzubauen.“

Contargo, Duisburg
Nach Einschätzung von Contargo-Geschäftsführer Jürgen Albersmann wird sich die Situation im kommenden Jahr erst noch zuspitzen und nicht verbessern. Mit einer strukturellen Verbesserung rechnet der auf den Hinterlandtransport im Kombinierten Verkehr spezialisierte Logistiker erst nach einer spürbaren und anhaltenden Stabilisierung der Energie- und Rohstoffmärkte auf einem nachhaltigen Preisniveau.

„Zum Glück haben sich die Konditionen für Strom im zweiten Halbjahr 2022 zunächst nur verdoppelt. Das liegt an einem langfristigen Kontrakt, der große Teile des Verbrauchs abgedeckt hat. Für 2023 ist aber mit dem Vielfachen an Energiekosten zu rechnen“, so Albersmann.

Die Energiekosten wirkten sich in allen Bereichen der Transportkette aus, sowohl beim Kraftstoff für Schiffe und Lkw als auch beim Einkauf von Bahnstrom für Züge. „Die indirekten Preiserhöhungen durch Mehrkosten bei Lieferanten und Dienstleistern sind in diesem Jahr auf deutlich mehr als 10 Prozent zu beziffern“, so der Manager.

„Wir sind gezwungen, innerhalb der Organisation alles Mögliche zu unternehmen, um die Verbräuche zu reduzieren und die Transporte so effizient wie möglich zu gestalten. Dennoch müssen wir einen großen Teil der Preissteigerungen an die Kundschaft weitergeben, um unser Transportangebot mit den dafür erforderlichen Ressourcen aufrechtzuerhalten.“

Hapag-Lloyd, Hamburg
Die hohen Energiepreise schlagen sich auch bei der nach Transportaufkommen größten deutschen Containerreederei vor allem bei den Bunkerverbrauchspreisen nieder. Sie sind laut Unternehmenssprecher Tim Seifert im ersten Halbjahr um 67 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert gestiegen. Der Carrier geht auch für das Gesamtjahr 2022 davon aus, dass die Bunkerverbrauchspreise deutlich über dem Wert des Vorjahres liegen werden. Die Inflation beeinflusse aber auch alle anderen Kostenkategorien, wie sich etwa in den deutlich höheren Aufwendungen für das Containerhandling oder den Kosten der Charterschiffe zeige. Die Mehrkosten bei den Brennstoffen beziffert Seifert auf 642,1 Millionen Euro. Die Gesamtkosten summieren sich nun auf rund 1,34 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum hatten die Kosten noch bei 725,3 Millionen Euro gelegen.

Um die Kosten zu senken, setzt der Carrier auf die Modernisierung der Flotte. So werden in den kommenden fünf Jahren 150 Schiffe der Bestandsflotte einem umfassenden „Fleet Upgrade Program“ unterzogen. Es sei geplant, mindestens 86 Schiffe mit neuen und effizienteren Propellern auszurüsten. Zudem werden 36 Schiffe einen neuen, strömungsoptimierten Bugwulst erhalten. Während der planmäßigen Dockungen soll außerdem auf allen Schiffen ein widerstandsmindernder Unterwasseranstrich aufgetragen werden. Der Großteil der Maßnahmen wird bis 2025 durchgeführt. Um die Stromkosten zu senken, erstelle Hapag-Lloyd an seinen weltweiten Standorten Maßnahmenpläne zur Energieeinsparung, so Seifert.

Maersk, Kopenhagen
Die Containerreederei reicht die erhöhten Kosten mittels des sogenannten Bunker Adjustment Factors (BAF) an ihre Kunden weiter, sobald der Brennstoff teurer oder – mit leichter Verzögerung – billiger wird, teilt Unternehmenssprecher Rainer Horn mit. Den BAF haben laut Maersk heute eigentlich alle Reedereien in den Jahresverträgen mit ihren Kunden. „Bei Spotladung ist ein steigender oder fallender Bunkerpreis in der Rate enthalten, da Spotladung in der Regel nur einige Wochen im Voraus gebucht werden kann“, so Horn.

Fraport, Frankfurt
Die Flughafenbetreiberin Fraport erarbeitet für den Airport Frankfurt am Main derzeit zahlreiche kurzfristig umsetzbare Maßnahmen, um zusätzlich Energie einzusparen. „Als Zielwert wollen wir dadurch den Energieverbrauch um etwa 15 Prozent senken. Zahlreiche Maßnahmen sind schon umgesetzt, zum Beispiel wird bereits die Umluftzufuhr in den Terminals reduziert, was den Aufwand bei der Klimatisierung oder Beheizung – je nach Außenklima – senkt“, so Unternehmenssprecher Christian Engel.

„In Richtung Winter werden sich die Maßnahmen auch darauf richten, weniger Heizenergie aufzuwenden, indem wir die Raumtemperatur in den Terminals und weiteren Flughafengebäuden reduzieren. Als Richtwerte orientieren wir uns dabei an den kürzlich beschlossenen Energieeinsparverordnungen.“

Roland Umschlag, Bremen
Der Terminalbetreiber spürt die steigenden Energiekosten vor allem beim Strom für Umschlagkräne und Beleuchtung sowie beim Diesel für die Staplerflotte. Dramatisch ist die Entwicklung beim Strompreis. Etwa 5 Cent reiner Energiepreis ohne Umlagen pro Kilowattstunde bis Ende 2021 (dank eines mehrjährigen Liefervertrages), 18,9 Cent Anfang 2022, 49,9 Cent im August. Der Stromlieferant rechnet für 2023 mit einem Festpreis von 50 bis 60 Cent. Roland-Geschäftsführer Christoph Holtkemper: „2021 haben wir rund 1 Million Kilowattstunden verbraucht. Die Kosten dafür haben wir 2022 bereits im Mai erreicht.“

Weil gleichzeitig auch die Kosten für Personal, Mieten, Reifen und Werkstattleistungen erheblich gestiegen sind, wird Roland Umschlag 2023 die Handlinggebühren um etwa 10 Prozent anheben, kündigt Holtkemper an. Um Energie zu sparen, wird die Beleuchtung auf LED umgerüstet und ihr Einsatz reduziert.

Im Bahnverkehr – Roland betreibt wöchentlich 42 eigene Kombizüge zwischen den deutschen Seehäfen – wird ein Energiezuschlag erhoben. Basis ist der Dieselpreis Stand Oktober 2021. Der Zuschlag wird im vierwöchentlichen Rhythmus angepasst. Derzeit sind es 5 Euro je TEU und Richtung auf Hamburg/Wilhelmshaven.

Und wie lange wird die riesige Zusatzbelastung anhalten? Holtkemper verweist auf Aussagen seines Stromlieferanten – „der sieht in 2024 und 2025 eine Entspannung“.

Reederei Deymann, Haren/Ems
Die Binnenschifffahrt ist vor allem von steigenden Treibstoffkosten betroffen, konstatiert Binnenreeder Martin Deymann. „Die haben sich in diesem Jahr schon mehr als verdoppelt, können aber weitergegeben werden, weil wir Gasöl-Gleitklauseln vereinbart haben.“ Die Nachfrage insbesondere nach Kohletransporten ist massiv angestiegen. Gleichzeitig ist die Kapazität in der Rheinschifffahrt aber gesunken: Etwa 100.000 Ladetonnen – entspricht rund 50 Schiffen – wurden in das Donau-Fahrtgebiet abgezogen. Beides zusammen sorgt für kräftig steigende Raten. Diese Marktsituation wird nach Einschätzung Deymanns „bestimmt noch zwei bis drei Jahre anhalten“.

Lokomotion & Kombiverkehr, Frankfurt
Zu Beginn des Jahres kostete eine Megawattstunde rund 60 Euro. In den vergangenen Wochen lag der Preis zeitweise bei über 600 Euro, das entspricht in etwa einer Verzehnfachung, beklagt Armin Riedl, Geschäftsführer des Eisenbahnunternehmens Lokomotion und des Operateurs Kombiverkehr KG. Neue Züge anzubieten und dafür zusätzlichen Strom einzukaufen, habe derzeit keinen Sinn. Hedging wie in anderen Branchen sei schlecht möglich. Die Besonderheit im Schienengüterverkehr bestehe darin, dass die Eisenbahnen zu Jahresbeginn ihre Verkehrsmenge nicht exakt kennen würden. Denn durch lange Umwege, die wegen Baustellen gefahren werden müssen, seien die Mengen des einzukaufenden Stroms nicht einfach planbar. „Mit diesen Energiepreisen wird sich eine Verkehrswende nicht realisieren lassen“, sagt Riedl. Auf das Problem gebe es nur eine Antwort: „Der Bezugspreis für energieintensive Unternehmen, und das betrifft auch die Industrie, muss schlichtweg gedeckelt werden.“

Quelle:
DVZ

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