Das Ende des Reeder-Rauschs

Noch bis vor ein paar Wochen waren Frachtschiffe so gefragt wie nie. Doch die Rekordzahlen im Schiffstransport sind erst einmal vorbei. Auch die Frachtraten sinken. Das alles deutet auf eine gewisse Normalisierung hin – von der Verbraucher profitieren werden.

Der Markt für Frachtschiffe beginnt sich zu drehen. Laut dem britischen Datendienst Vessels Value fallen die Preise rapide, Bestellungen gehen zurück, beauftragt werden vor allem kleinere Schiffe. Der Höhepunkt des Wachstums und der Preissprünge im Transport auf dem Seeweg scheint vorüber.

Noch bis vor ein paar Wochen waren Frachtschiffe dagegen gefragt wie nie. Die pandemiebedingt knappen Kapazitäten und gestörten Lieferketten führten dazu, dass selbst für gebrauchte Schiffe die Preise durch die Decke gingen.

Der Weltmarktführer unter den Reedereien, die Mediterranean Shipping Company (MSC) aus der Schweiz, zahlte im vergangenen Februar den Rekordpreis von knapp 83 Millionen Dollar (83 Millionen Euro) für ein im Jahr 2006 gebautes Frachtschiff mit Platz für 4300 Standardcontainer. Doch nun ist ebendieses Schiff von MSC gerade noch rund 52 Millionen Dollar wert.

Auch bei den Bestellungen zeigt sich ein Trend: Orderten die Containerreedereien im vergangenen Jahr weltweit 621 Neubauten bei den Werften, sind es laut Vessels Value seit Anfang 2022 gerade noch 355 Aufträge. Zudem handelt es sich dabei um deutlich kleinere Schiffe. Statt Frachter mit Platz für 15.000 Standardcontainer dominieren nun halb so große Neubauten die Bestellliste. Ebenso hat sich die Zahl der verkauften gebrauchten Containerschiffe auf 270 Abschlüsse seit Jahresanfang gegenüber 2021 halbiert.

Die zurückgehende Nachfrage nach Schiffen hängt damit zusammen, dass der Bedarf an Seetransport geringer ausfällt. Zeitgleich sinkt der Preis für eine Containerüberführung etwa von Asien nach Europa oder in die USA seit Wochen – während er sich in den Monaten davor fast verzehnfacht hatte.

Zudem steigen auch die Kapazitäten wieder: In den USA, Asien und Europa werden die Staus der Containerschiffe vor den Häfen von Woche zu Woche kürzer, die Abfertigungen funktionieren teils wieder wie vor der Pandemie.

Wirtschaftsinstitute bestätigen diese Entwicklung. „Der Trend abnehmender Frachtraten in der weltweiten Containerschifffahrt setzt sich deutlich messbar fort“, schreibt etwa das Kiel Institut für Weltwirtschaft. Rekordpreise von 10.000 Dollar je Containertransport sind vorerst vorbei.

Am Ende werden davon auch die Verbraucher profitieren, wenn etwa der Schiffstransport des Fernsehers oder Gartenstuhls aus Asien günstiger wird – und Einzelhändler den Nachlass dann auch weitergeben.

Quelle:
welt.de

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