GVN-Chef Sokolovic: „Das Fahrerproblem ist brutal“

Das fehlende Personal ist für das Transportgewerbe derzeit das größte Unternehmerrisiko. Dies stellte Mathias Krage, Präsident des Gesamtverbands Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN), am Freitag bei seinen einleitenden Worten zur diesjährigen Mitgliederversammlung in Hannover fest. Es sei eine „bedrohliche Entwicklung“, wenn Unternehmer deshalb aufgeben, weil sie sich das nicht mehr weiter antun wollten, so die Aussage des für drei weitere Jahre in seinem Amt bestätigten Unternehmers.

„Kannibalismus untereinander“
In diese Kerbe schlug auch GVN-Hauptgeschäftsführer Benjamin Sokolovic bei seinem Jahresbericht. Das Fahrerproblem sei „brutal“ und führe zu einem „Kannibalismus untereinander“, prangerte er die immer aggressivere Abwerbung selbst unter den Transportunternehmen des niedersächsischen Verbandes an. Fehlendes Fahrpersonal führe dazu, dass Unternehmer „immer öfter Aufträge ablehnen, Fahrzeuge stehenlassen, den Fuhrpark verkleinern oder sogar ganz schließen.“

Zwar versuche der GVN durch deutliche Erhöhungen der Tariflöhne dem Personalmangel gegenzusteuern, verweist Sokolovic auf den Abschluss zu Beginn dieses Jahres um über einen Anstieg um 11 Prozent bei einer Laufzeit von 25 Monaten. Aber angesichts der heutigen Situation hinsichtlich der Inflation „muss man nüchtern festhalten, dass dieser Tariflohn allein nicht mehr ausreicht, um attraktiv zu bleiben“. Die Auszubildenden-Gehälter wurden um 30 Prozent angehoben, um Nachwuchskräfte sowohl im kaufmännischen als auch gewerblichen Bereich anzulocken.

Verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen
Die aktuelle Situation in der Spedition – Stückgut,KEP, See- und Luftfracht – beschreibt der GVN-Hauptgeschäftsführer als stabil. Ein Ausblick auf das Jahr falle ihm angesichts der aktuellen eher rückläufigen Entwicklungen dagegen schwer. Auch der Güterkraftverkehr sei bisher „verhältnismäßig gut durch die letzten Krisenjahre gekommen“, konstatiert er gegenüber der DVZ. Allerdings stelle er fest, dass immer mehr kleinere Betriebe vom Markt verschwinden oder in größeren aufgehen.

Mangelnde Unterstützung von der Politik beklagt Sokolovic sowohl hinsichtlich der Mehrkosten in Millionenhöhe aufgrund der AdBlue-Verknappung auf dem Markt, als auch für Unternehmer, die unter der Vervierfachung der LNG-Preise gelitten haben. „Ich frage mich, wer soll in Zukunft noch in neue Technologien investieren. Gebrannte Kinder, wie Käufer von LNG-Lkw, werden dies sicher nicht tun.“

Maut-Floater muss Mehrkosten abfedern
Kritisch bewertet der Verbandschef auch die beschlossene Mauterhöhung per Anfang 2023. Diese Mehrkosten müssten die Unternehmer über einen Maut-Floater abfedern, appelliert er. Besser wäre es aus seiner Sicht gewesen, das Vorhaben in die für 2024 geplante komplette Mautreform zu integrieren.

Quelle:
DVZ

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