CMA CGM Air Cargo setzt ihr bisheriges Geschäftsmodell weitgehend aus und tritt, statt wie bislang als klassische Luftfrachtgesellschaft, nun vorwiegend als Leasinggeberin auf. Wie sich aus öffentlichen Flugdaten ergibt, ist die im Februar 2021 gegründete Airline dazu übergegangen, den Großteil ihrer Frachterflotte an andere Airlines zu vermieten.
Der Carrier bedient im Zuge dieser Veränderung bei der Vermarktung von Kapazität sein ohnehin überschaubares Netzwerk nur noch sehr eingeschränkt. So hat der Carrier seine Nordamerika-Verbindungen aktuell komplett eingestellt; die bislang angebotenen Flüge von und nach Chicago und Atlanta sind gestrichen.
Dies ist umso bemerkenswerter, als der Carrier die Transatlantikstrecke seit der Aufnahme des Flugbetriebs am 8. März 2021 betrieben und bislang als Kernbereich des eigenen Geschäfts betrachtet hat.
Aus dem Innern von CMA CGM Air Cargo ist zu hören, dass zumindest die Verbindung nach Chicago wieder aufgenommen werde. So soll zunächst am 29. Dezember ein einziger sogenannter Extraflug von Paris Charles de Gaulle nach Chicago stattfinden. Ab dem 5. Januar 2023 werde die Airline dann weitere Flüge zwischen Paris und Chicago anbieten, heißt es.
Kunden nicht unterrichtet
Von der DVZ befragte Luftfrachtspeditionen gaben unterdessen an, von dem Carrier nicht über die plötzliche Aussetzung der Transatlantik-Dienste unterrichtet worden zu sein. Die Airline selbst gibt bislang im Rahmen ihrer Außendarstellung nicht zu erkennen, dass die betreffenden Linienflüge derzeit nicht angeboten werden. Auf ihren Webseiten sind die Verbindungen nach Chicago und Atlanta nach wie vor ausgewiesen.
CMA CGM Air Cargo besitzt auf dem Papier eine Flotte von sechs Frachtern; sie besteht aus zwei Großraumflugzeugen des Typs B777F und vier für Mittel- und Langstrecken ausgelegte A330-200.
Wie sich aus von der DVZ analysierten Flugdaten ergibt, bedient die französische Airline ihr Netzwerk derzeit nur mit zweien ihrer eigenen Frachter. Vier ihrer Flugzeuge hingegen fliegen für andere Carrier: Eine der beiden B777F fliegt aktuell für Qatar Airways Cargo, hauptsächlich zwischen verschiedenen europäischen Standorten und Doha.
Die katarische Airline setzt den Frachter allerdings gelegentlich auch für innereuropäische Kurzstreckenflüge ein, etwa von Luxemburg nach Paris oder von London nach Basel. Der zweite an Qatar Airways Cargo vermietete Frachter aus der Flotte der französischen Airline wird ebenfalls zwischen europäischen Hubs wie Brüssel, Paris und Luxemburg und Doha eingesetzt.
Die DHL-Express-Airline European Transport Leipzig (EAT) ist Abnehmerin zweier weiterer A330-200 aus der Flotte der französischen Airline. Die Maschinen pendeln derzeit zwischen Brüssel nach Miami sowie Cincinnati. Dort betreibt DHL Express sein großes nordamerikanisches Drehkreuz.
Geschäftsmodell auf den Kopf gestellt
Der Schritt stellt das bisherige Geschäftsmodell der im vergangenen Jahr unter großer Aufmerksamkeit der Luftfrachtbranche gestarteten Airline auf den Kopf. Im Zuge stark sinkender Raten, schwindender Ladungsmengen und wachsender Kapazität zieht es das Management der Airline derzeit offenbar vor, die Kapazität außerhalb des klassischen Luftfrachtgeschäfts als Leasinggeberin zu vermarkten.
Denn sowohl EAT als auch Qatar Airways Cargo benutzen die Frachter von CMA CGM Air Cargo unter Verwendung der jeweils eigenen IATA-Codes; dies lässt den Schluss zu, dass die Maschinen im Rahmen von typischerweise auf längere Zeiträume angelegten Leasingverträgen vermietet werden und nicht auf Grundlage von kurzfristigen Chartervereinbarungen.
CMA CGM Air Cargo hält derzeit von ihrem ursprünglichen Netzwerk an interkontinentalen Verbindungen nur den Liniendienst zwischen dem Flughafen Paris Charles de Gaulle und Hongkong aufrecht; diese Strecke wird mit dem verbliebenen Frachter des Typs B777 fünfmal pro Woche bedient. Mit ihrem zweiten noch zur Verfügung stehenden Frachter fliegt der französische Carrier derzeit täglich vom Flughafen Paris Charles de Gaulle aus nach Kairo und zurück.
Quelle:
DVZ