Studie: So wichtig ist der Logistiksektor für Österreich

Die Logistikbranche in Österreich hat 2021 etwa 14,7 Milliarden Euro direkt zur heimischen Volkswirtschaft beigetragen. Das waren 4,0 Prozent der gesamtösterreichischen Bruttowertschöpfung. Die indirekten Effekte der Vorleistungen, also durch Dienstleister und Zulieferer, summierten sich zudem auf 5,8 Milliarden Euro. Inklusive der induzierten Effekte, die durch die Einkommen der Beschäftigten ausgelöst werden, ergab sich eine Bruttowertschöpfung von insgesamt 20,9 Milliarden Euro. Mit einem Anteil von 5,8 Prozent war 2021 damit jeder 17. in Österreich erwirtschaftete Euro auf die Logistik zurückzuführen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), dem Zentralverband Spedition & Logistik und der Industriellenvereinigung in Wien präsentierten Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica. Sie weise erstmals den vollständigen ökonomischen Fußabdruck der österreichischen Logistikbranche aus.

Die Logistik sei gemessen an den direkten Effekten im Vergleich von 74 Branchen der sechstwichtigste Sektor Österreichs. Er übertrifft in seiner wirtschaftlichen Bedeutung sogar den gesamten Einzelhandel, der 2021 den Wirtschaftsforschern zufolge auf etwa 14,0 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung kam.

Zunehmender Personalmangel
Auch für den österreichischen Arbeitsmarkt sei die Bedeutung des Sektors hoch. So hängen der Studie zufolge etwa 250.000 Jobs an der Branche, die damit 5,4 Prozent der Gesamtbeschäftigung sichere.

„Die in den vergangenen Jahren sinkenden Beschäftigungszahlen bei gleichzeitig zunehmendem Transportaufkommen weisen zugleich auf demografisch bedingte, also arbeitsangebotsseitige Engpässe hin, denen sich die Logistikbranche gegenübersieht“, schreiben die Studienautoren. Verschärft werde die Lage durch die anstehende Pensionierungswelle der Generation der Babyboomer, welche auf einen schon bestehenden Fachkräftemangel treffe. Die Engpässe seien eine Gefahr für die Lieferkettenstabilität. „Wenn in unserer komplex organisierten Wirtschaft die Lieferketten nicht aufrechterhalten werden können, bringt das unsere gesamte Volkswirtschaft in eine prekäre Lage“, sagt Studienleiter Christian Helmenstein.

Die fiskalischen Effekte, die sich durch die Geschäftstätigkeit der Unternehmen im Logistiksektor ergeben, machten mit insgesamt rund 7,5 Mrd. Euro etwa 4,4 Prozent des Steuer- und Abgabenaufkommens aus. Hinzu kamen 2021 Lkw-Mauterlöse in Höhe von 1,7 Milliarden Euro. Im Vor-Corona-Jahr 2019 beliefen sich diese noch auf rund 1,5 Milliarden Euro.

Zudem investiert der Logistiksektor den Wirtschaftsforschern zufolge jährlich rund 1,1 Milliarden Euro. Das entspricht einer jährlichen Erhöhung um 8 bis 10 Prozent seit 2016.

Trotz der hohen Bedeutung für die Volkswirtschaft fühlen sich die Branchenvertreter von der Politik eher stiefmütterlich behandelt. Neben dem von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) wiederholt angekündigten „Masterplan Güterverkehr“ fehlten vor allem zukunftsorientierte Strategien für alternative Antriebe. „Große Wirkung gibt es nicht durch Verbote, Staatseingriffe und Reglementierungen, sondern durch die Mechanismen des Wettbewerbs um die besten Technologien und den Markt“, fordert Alexander Klacska, Bundesspartenobmann Transport und Verkehr bei der WKÖ, eine ökosoziale Klimapolitik auf dem Fundament von Marktmechanismen.

„Außer der Elektromobilität müssen vielversprechende Technologien wie Wasserstoffantriebe und Brückentechnologien – zum Beispiel E-Fuels – gefördert werden“, ergänzt Wolfram Senger-Weiss, Vizepräsident des Zentralverbands Spedition & Logistik. Zeige sich die Bundesregierung weiterhin untätig, gefährde sie ihre eigenen Dekarbonisierungsziele.

Gerade für einen arbeitsteilig organisierten Wirtschaftsstandort wie Österreich bilde die Logistik das Rückgrat, betont Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung. Dabei sei außer einer funktionierenden Infrastruktur das Sicherstellen der Energieversorgung immer wichtiger.

Hier steht das Economica-Papier „Die volkswirtschaftliche Bedeutung des österreichischen Logistiksektors“ zum Downlaod bereit.

Quelle:
DVZ

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