Trotz Rekordgewinn – Containergigant Maersk zahlt nur drei Prozent Steuern

Die weltweit größte Containerreederei Maersk hat 2022 so viel Gewinn gemacht wie noch nie in ihrer Geschichte. Nur an den Staat müssen die Dänen kaum etwas abgeben – dank eines Schlupflochs.

Unter Arbeitnehmern ist Dänemark für seine hohe Steuerlast berüchtigt. Zumindest bei Unternehmensteuern jedoch liegt das skandinavische Land mit 22 Prozent deutlich unter dem Satz, der etwa in Deutschland fällig ist (fast 30 Prozent).

Doch selbst von 22 Prozent ist das, was die weltweit größte Containerreederei Maersk vergangenes Jahr an Steuern bezahlt hat, meilenweit entfernt. Zwar erwirtschaftete der Konzern aus Kopenhagen 2022 einen Rekordgewinn von 29,3 Milliarden Dollar, wie aus den Jahreszahlen des Unternehmens hervorging. Doch davon landeten nur 3,1 Prozent beim dänischen Staat.

Dänemark diskutiert seither intensiv darüber, ob das Unternehmen genug tut, um seinen Anteil zum Staat beizutragen. Das dürfte auch daran liegen, dass Maersk von diesem niedrigen Steuersatz profitiert haben soll. Der Konzern hat sich nach Informationen von Danmarks Radio darüber hinaus hinter den Kulissen dafür eingesetzt, dass die Schifffahrt weiterhin vom OECD-Abkommen zur globalen Besteuerung ausgenommen bleibt.

Lobbyarbeit hinter den Kulissen
Entsprechend kann die dänische Reederei trotz des 2021 geschlossenen Abkommens von 135 Ländern über eine Mindeststeuer – von 15 Prozent – auch fast den kompletten Gewinn des Jahres 2022 behalten. Die Reederei habe einfach das noch immer bestehende Schlupfloch ausgenutzt. Der Sender beruft sich auf Dokumente des Steuerministeriums und der dänischen Schifffahrtsverwaltung, die zeigten, wie Maersk Einfluss auf die Entscheidungsprozesse nahm.

Dass ein Unternehmen sich steuerlich möglichst gut aufstellen will, ist nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlicher angesichts dieser Vorgeschichte ist dagegen, dass Maersk laut Danmarks Radio im vergangenen Jahr öffentlich behauptet hatte, man sei bereit, mehr Steuern zu bezahlen – sofern es hierzu internationale Regeln durch die OECD gebe.

Die Lobbyarbeit bezüglich der Mindeststeuer räumte eine Maersk-Direktorin gegenüber dem Sender ein. Man sei darüber besorgt gewesen, wie diese Vorschriften international umgesetzt würden, sagte sie.

Anstelle der Körperschaftsteuer zahlt Maersk in Dänemark lediglich eine sogenannte Tonnagesteuer, die sich nach der Größe und dem Volumen der Schiffe des Unternehmens richtet. Auch deutsche Reedereien profitieren von diesem System – und dem Staat entgehen dadurch Milliarden. Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd zahlte 2021 etwa bei mehr als neun Milliarden Euro Gewinn gerade mal 0,67 Prozent Steuern.

Der zuletzt verbuchte Gewinn bei Maersk entspricht ein Plus von mehr als 60 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2021 – und etwa dem Zehnfachen des Gewinns von 2020. Der Umsatz stieg um knapp ein Drittel auf 81,5 Milliarden Dollar. Es handle sich um das beste Finanzergebnis in der Geschichte des Unternehmens, sagte der neue Maersk-Chef Vincent Clerc.

Dänemarks sozialdemokratischer Steuerminister Jeppe Bruus zeigte im Fernsehen Verständnis für die Kritik und den Frust vieler Dänen, dass sie vom höchsten Unternehmensgewinn in der Geschichte des Landes kaum etwas abbekommen. Zugleich sagte er dem Portal »Netavisen Pio« zufolge, auf die besondere Situation der Schifffahrt müsse Rücksicht genommen werden. Die sozialdemokratische Vorgängerregierung hatte der Ausnahme der Branche von der Mindeststeuer international zugestimmt.

Quelle:
Spiegel

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