EU beschließt E-Fuel-Quote – für Schiffe

Ziel für 2050: Große Schiffe sollen in Europa 80 Prozent weniger Treibhausgas ausstoßen. Um das zu erreichen, ist auch eine Pflicht für klimaneutrale Kraftstoffe vorgesehen.

Etwa 90 Prozent des Welthandels laufen über den Seeweg. Zwar gelten Schiffe im Vergleich zum Verkehr an Land als klimafreundlicher, aber dennoch sind die Einsparmöglichkeiten bei den Emissionen groß. So sollen nun große Schiffe in der EU ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis 2050 um 80 Prozent verringern. Darauf haben sich die Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments geeinigt.

Damit das gelingt, setzt die EU auf eine Quote für synthetische Kraftstoffe. Ab 2034 soll ihr Anteil in der Schifffahrt bei mindestens zwei Prozent liegen. »Das gilt jedoch nur, wenn der Anteil von E-Fuels in der Schifffahrt im Jahr 2030 unter einem Prozent liegt«, teilte die Initiative E-Fuel Alliance mit. Auch die Umweltorganisation »Transport & Environment« hält eine solche Quote für nötig, damit die Produktion der vergleichsweise klimafreundlichen Treibstoffe in Gang kommt. Im Gegensatz zu Autos , die sich auch elektrisch antreiben lassen, bräuchten Schiffe und Flugzeuge die erneuerbare Energie in flüssiger Form oder Gasform. Für Flugzeuge wurde eine solche Quote bereits beschlossen.

Erfüllen ließe sich die Quote auch technologieneutral, offiziell ist von »erneuerbaren Treibstoffen nicht-biologischen Ursprungs« die Rede. Das könnte auch grüner Wasserstoff sein oder ein damit hergestellter E-Ersatzstoff für Ammoniak, Methanol, Methangas oder Diesel. Als Antrieb kämen Verbrennungsmotoren ebenso wie Elektromotoren mit Brennstoffzelle oder Gasturbinen in Betracht.

Weltweite Produktion an E-Fuels deckt nur Bruchteil des Bedarfs
E-Fuels haben ähnliche Eigenschaften und chemische Zusammensetzungen wie konventionelle Kraftstoffe – sie sind kohlenstoffhaltig und flüssig. Hergestellt werden sie aus Wasserstoff und dem Treibhausgas CO₂. Weil sie bei der Produktion CO₂ aufnehmen – aus Produktionsanlagen oder aus der Luft – und bei der Verbrennung wieder abgeben, gelten sie als klimaneutral, wenn bei der Produktion ausschließlich Ökostrom eingesetzt wird.

Über E-Fuels wird derzeit debattiert, weil die FDP sie zur Bedingung für das in der EU geplante Aus für Autos mit Verbrenner ab 2035 macht . Die Kraftstoffe sind umstritten, weil sie noch zu teuer sind und außerdem als ineffizient gelten. Wenn sie nun auch in der Schifffahrt eingesetzt werden sollen, würde das die Nachfrage weiter in die Höhe treiben.

Das Problem: Die Treibstoffe sind kaum verfügbar. Laut einer Schätzung des Potsdamer Instituts für Klimaforschung (PiK) decken die weltweiten Pläne für künftige Produktionsanlagen von E-Fuels gerade einmal zehn Prozent allein des deutschen Bedarfs. Der Stoff werde kaum für Schiffe, Flugzeuge und Chemieindustrie genügen. Erst danach wäre auch ein Einsatz im Straßenverkehr sinnvoll.

Einige große Investitionen in synthetische Schiffstreibstoffe sind bereits angekündigt. Die dänische Reederei Mærsk hat mit e-Methanol betriebene Schiffe angekündigt und will in Spanien für zehn Milliarden Euro eine Raffinerie bauen. Mit einer für 2030 angepeilten Produktionskapazität von zwei Millionen Tonnen könnte Mærsk die EU-Quote laut »Transport & Environment« schon allein erfüllen.

Die nun beschlossen Reduktionsziele in der Schifffahrt gelten nach Angaben des Parlaments für Energie, die in oder zwischen EU-Häfen verbraucht wird. Wenn der Abfahrts- oder Ankunftshafen außerhalb der EU liegt, gelten die Reduktionsziele zu 50 Prozent. Zudem gibt es zeitlich befristete Ausnahmen, etwa wenn Schiffe kleine Inseln und Gebiete ansteuern, die wirtschaftlich in hohem Maße von ihrer Anbindung abhängen.

Kritiker bemängelt zu viele Ausnahmen
Der an den Verhandlungen beteiligte Grünen-Abgeordnete Rasmus Andresen kritisierte: »Durch sehr weitreichende Ausnahmen, beispielsweise für den Inselverkehr und kleinere Schiffe, sind die vereinbarten Schlupflöcher zu groß.« Das neue Gesetz könne nur ein Einstieg in eine umweltfreundliche Schifffahrt sein.

Das EU-Parlament hatte sich in den Verhandlungen dafür eingesetzt, dass der CO₂-Ausstoß von Schiffen ab 2035 um 20 Prozent und ab 2050 um 80 Prozent im Vergleich zu 2020 reduziert sein müsse. Die EU-Staaten waren dem Vorschlag der EU-Kommission gefolgt und hatten eine Reduzierung um 13 Prozent und 75 Prozent vorgeschlagen. Am Ende einigte man sich als Zwischenschritte auf 14,5 Prozent Reduktion bis 2035, 31 Prozent bis 2040 und 62 Prozent bis 2045. Bereits im Januar hatten die EU-Gremien vereinbart, dass die Schifffahrt ab 2024 in den Emissionshandel mit CO₂-Zertifikaten aufgenommen wird.

Quelle:
Spiegel

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