Gehalt als Fluglotse: Was verdienen die Profis in der Luftfahrt?

Die Deutsche Flugsicherung sucht gerade händeringend Fluglotsen. Der Job ist gut bezahlt, das Auswahlverfahren tough. Eine Lotsin berichtet aus ihrem Arbeitsalltag.

Dass sie mal in der Luftfahrt arbeiten würde, danach sah es für Damaris Schröder die ersten 19 Jahre ihres Lebens nicht aus. „Ich komme aus Heilbronn“, sagt sie, „da gibt es nicht mal einen Flugplatz.“

Heute sitzt sie in der Kontrollzentrale der Deutschen Flugsicherung (DFS) in der Stadt Langen zwischen Darmstadt und Frankfurt und kontrolliert die Flugzeuge, die am größten deutschen Flughafen Frankfurt am Main starten und landen. Als Fluglotsin trägt sie die maßgebliche Verantwortung für die Sicherheit der Fluggäste und der Besatzungen der Maschinen.

Der Weg dorthin war anspruchsvoll: Im November 2013 hat Schröder die Ausbildung bei der DFS begonnen, im August 2017 hat sie ihre letzte Prüfung abgelegt. Die hohe Verantwortung wird gut bezahlt – schon während der Ausbildung. Wie die genauen Konditionen sind, was man in der Ausbildung lernt und wie stressig es als Fluglotsin später werden kann, hat Damaris Schröder dem Handelsblatt verraten.

Ausbildung als Fluglotse: Kein Tag ist wie der andere
Die 29-jährige Lotsin ist heute im sechsten Berufsjahr. Egal, wie lange man dabei ist – eine wirkliche Routine wie in anderen Jobs stellt sich als Fluglotsin nicht ein. Schröder nennt zum Beispiel spontan aufziehende Gewitter – ein typisches Wetterphänomen im Sommer. Weil in eine Gewitterzelle hineinzufliegen eine unnötige Gefahr für ein Flugzeug wäre, ändert sich in einem solchen Fall der Ablauf nicht nur für Piloten, sondern auch für Fluglotsen.

Die Pilotinnen und Piloten weichen dann von der geplanten Route ab und navigieren eigenverantwortlich um die Gewitterzelle herum. „Sie geben mir per Funk durch, wie weit sie ausweichen“, sagt Schröder. „Meine Kollegen müssen die benachbarten Bereiche anrufen und darüber informieren“, erklärt Schröder.

Es bleiben nur noch schmale Flugkorridore übrig, sodass Flugzeuge häufig Warteschleifen am Himmel drehen müssen. Als Folge warten andere Maschinen länger am Boden – für Passagiere ist das nervig. Ein Fluglotse treffe eine solche Entscheidung aber nie grundlos, sagt Schröder. „Es geht immer um die Sicherheit der Passagiere und Crews.“

Erst vor wenigen Tagen hatte sie selbst einen solchen Unwetter-Fall als Lotsin. Dienstbeginn war um 14 Uhr, erzählt sie. Um 18 Uhr habe sie zum ersten Mal wieder auf die Uhr geschaut. „Nach solchen Tagen ist man platt“, sagt Schröder. Gleichzeitig betont die Lotsin, dass sie sich durch die Ausbildung der DFS auch für solche stressigen Situationen gut vorbereitet fühlt.

Ausbildung als Fluglotse: Sechs Monate Grundausbildung, Training am Simulator
Theorie- und Praxisteil zusammen dauern im Schnitt zwei bis drei Jahre. Unabhängig davon, ob ein Fluglotse später im Tower oder in einem Kontrollzentrum arbeitet, die ersten sechs Monate sehen für alle Auszubildenden gleich aus: Die Grundausbildung findet an der DFS-eigenen Akademie in Langen statt. Dort lernen die angehenden Lotsen die Grundlagen in Meteorologie, Luftfahrtrecht und der Navigation von Flugzeugen.

Mit der Zeit wird die Ausbildung immer praxisnäher, im letzten Drittel verbringen die Lernenden gut 80 Prozent der Zeit am Simulator. „Dort startet man mit einem noch recht leichten Fall: Man koordiniert zunächst nur ein Flugzeug, dann wird die Anzahl langsam erhöht“, erzählt Schröder.

Schröder betont aber auch: „Man muss sich hinsetzen und aktiv lernen – dann ist es machbar.“ Wer sich nicht sicher ist, ob der Job wirklich das Richtige ist, solle sich einfach mal am Auswahltest versuchen, rät die 29-Jährige.

Um das Auswahlverfahren zu bestehen, sollte man gut mehrere Aufgaben auf einmal bewältigen können. Wer zudem in der Schule gut im Kopfrechnen und beim Thema Vektorrechnung war, habe gute Karten beim Auswahltest. Gute Englischkenntnisse sind ebenfalls wichtig, denn Fluglosten kommunizieren auf Englisch.

Arbeit als Fluglotse: So sieht der Arbeitsalltag aus
So wie Schröder arbeiten gut 80 Prozent aller Fluglotsen in den Kontrollzentren, die auf die Standorte Langen, Karlsruhe, München und Bremen verteilt sind. Der Rest arbeitet in den Flughafen-Towern.

Fluglotsen arbeiten in drei Schichten: Zwischen 6 und 14 Uhr, zwischen 14 und 22 Uhr und zwischen 22 und 6 Uhr. Kommt Schröder im der Kontrollzentrale an, verschafft sie sich am Computer einen Überblick über die Informationen des Tages: Wie ist das Wetter? Funktionieren alle Navigationsanlagen? Hat sich eine Funkfrequenz geändert? Welche Flugzeuge sind im Luftraum – und in welcher Höhe?

Sie gibt nicht nur den Piloten Anweisungen, sie steht auch in ständigem Kontakt mit den anderen Lotsen, zum Beispiel wenn es einen medizinischen Zwischenfall an Bord eines Flugzeugs gibt und die Maschine so schnell wie möglich landen muss. „Man muss die Fähigkeit besitzen, selektiv zuzuhören und zu filtern, was für mich in dem Moment wichtig und unwichtig ist“, sagt Schröder.

Wegen der hohen Konzentration ist nach spätestens zwei Stunden mindestens eine halbe Stunde Pause. „Da mache ich, was ich in dem Moment brauche: spazieren gehen, in unserer Bibliothek lesen, Sport in unserem kleinen Fitnessraum machen oder Kaffee trinken.“

Gehalt als Fluglotse: Zum Einstieg 100.000 Euro brutto
Während der Ausbildung bekommen angehende Fluglotsen laut der Deutschen Flugsicherung für die ersten zwölf bis 15 Monate 1250 Euro im Monat plus Wohngeld, ab dem sogenannten „Training on the job“ rund 4000 Euro pro Monat. Nach der Ausbildung ist das Einstiegsgehalt tariflich geregelt und liegt bei 100.000 Euro brutto jährlich.

Für Damaris Schröder war unter anderem die Tatsache attraktiv, dass man nach der Ausbildung – wenn man sie besteht – garantiert übernommen wird und einen unbefristeten Vertrag bekommt. Sie hat Anspruch auf 30 Urlaubstage im Jahr. Familie und Beruf ließen sich zudem gut vereinbaren, zum Beispiel mit der Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten.

Auch der Renteneintritt kommt früher als in anderen Jobs: „Für mich ist das zwar noch in weiter Ferne“, sagt Schröder lachend, „aber zwischen 55 und 57 Jahren hört man auf zu arbeiten und geht in die Übergangsversorgung.“

Quelle:
Handelsblatt

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