Rotterdam baut sein Containergeschäft massiv aus

APM Terminals, ein Schwesterunternehmen der Reederei Maersk, erweitert seine Anlage um zwei Millionen Containereinheiten. Damit wächst auch der Druck auf Deutschlands größten Seehafen Hamburg weiter.

Europas größter Hafen Rotterdam erweitert seine Kapazität für den Umschlag von Containern massiv. Das Unternehmen APM Terminals, einer der weltweit führenden Betreiber von Containerterminals und Tochterunternehmen des dänischen Konzerns A.P. Moller-Maersk, baut seinen bereits bestehenden Terminal für weitere zwei Millionen Containereinheiten (TEU) aus, auf einer Fläche von 47,5 Hektar und mit 1000 Meter zusätzlicher Kaikante. Die neue Anlage soll in der zweiten Jahreshälfte 2026 in Betrieb gehen, teilten APM Terminals und der Hafenbetrieb von Rotterdam am Freitagabend mit. Die Investition umfasse mehr als eine Milliarde Euro.

„Die Entscheidung von APM Terminals, den Terminal zu erweitern und Rotterdam als Drehscheibe für die eigenen westeuropäischen Aktivitäten zu wählen, freut uns sehr“, sagte Rotterdams Hafenchef Allard Castelein: „Diese zusätzliche Terminalkapazität wird für die effiziente und nachhaltige Abwicklung des steigenden Containeraufkommens in den kommenden Jahren dringend benötigt.“ Keith Svendsen, Chef von APM Terminals, sagte: „Unsere Entscheidung, auf der Maasvlakte II weiter zu investieren und zu expandieren, unterstreicht die Bedeutung Rotterdams für die globalen Lieferketten und für unser globales Netzwerk. Wir sind gespannt auf dieses wichtige Projekt und die Möglichkeiten, die es eröffnen wird.“

Vor allem Deutschlands größter Seehafen Hamburg kommt dadurch weiter unter Druck. Den Wettbewerb um die Spitzenposition beim Containerumschlag gegen die beiden größeren Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen hat die Hansestadt längst verloren. Zugleich machen kleinere, aufstrebende Containerhäfen wie Wilhelmshaven und Danzig Hamburg Ladung streitig. Im vergangenen Jahr hatte Hamburg einen Containerumschlag von insgesamt 8,3 Millionen TEU, in Rotterdam waren es 14,5 Millionen TEU. Generell gilt das Geschäft mit dem Containerumschlag in Nordeuropa, auch wegen der multiplen Krisen dieser Zeit, als hoch wettbewerbsintensiv und angespannt.

Das besondere Problem für Hamburg besteht darin, dass die Terminals im Hafenerweiterungsgebiet Maasvlakte II in Rotterdam hoch automatisiert und dadurch produktiver sind als die vier Anlagen in Deutschlands größtem Seehafen. APM Terminals auf der Maasvlakte II wurde 2015 als weitgehend automatisierte und CO₂-emissionsfreie Anlage eröffnet. Der zusätzliche Bereich des Terminals soll ebenfalls mit Netto-Null-Emissionen und weitgehend automatisiert laufen, die Erweiterung soll für die Landstromversorgung von Schiffen vorbereitet sein.

Der Automatisierungsgrad von Terminals wie in Rotterdam bedeutet unter anderem, dass die Containerbrücken von der Zentrale aus ferngesteuert werden und dass keine Brückenfahrer mehr auf den Anlagen selbst sitzen. Das hat auch den Effekt, dass die Container an den Auslegern der Brücken schneller hin- und herbewegt werden können als auf Anlagen mit Fahrerinnen oder Fahrern.

Hamburgs führender Terminalbetreiber HHLA versucht derzeit, vor allem auf dem größten Hamburger Terminal Burchardkai einen höheren durchschnittlichen Umschlag von 30 Boxen je Containerbrücke in der Stunde zu erreichen. Dafür wird der Burchardkai derzeit automatisiert. In den vergangenen Jahren war dies mit erheblichem Streit zwischen dem HHLA-Management und der Belegschaft verbunden. Die Mitarbeiter fürchten um Einkommen und finanziell privilegierte Schichtmodelle. Vorbild für die Überarbeitung am Burchardkai und später auch am Tollerort ist Hamburgs am weitesten automatisierter Terminal Altenwerder, der ebenfalls der HHLA gehört. Der Burchardkai wird derzeit mit automatisierten Blocklagern ausgerüstet.

Neben der Erweiterung des Terminals baut A.P. Moller-Maersk seine logistische Präsenz in Rotterdam auch mit anderen Anlagen aus. Hintergrund dafür ist auch, dass Maersk – früher die größte und derzeit die zweitgrößte Linienreederei der Welt – zu einem voll integrierten Logistikkonzern umstrukturiert wird. Unter anderem dafür erweitert auch die Frachtfluggesellschaft Maersk Air Cargo derzeit ihr Angebot, etwa mit Direktflügen zwischen dem dänischen Billund und China.

Quelle:
Welt.de

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