Deutsche Post-Chef Appel übergibt mit mäßigen Zahlen

Frank Appel hat 15 Jahre lang die Deutsche Post geführt. Seinem Nachfolger hinterlässt er deutliche Rückgänge beim Gewinn.

Für die Deutsche Post endet 2023 eine Ära – und der Rekordkurs der vergangenen Jahre. Unmittelbar vor dem Chefwechsel an der Spitze vom seit Februar 2008 amtierenden Frank Appel zu Tobias Meyer vermeldete der Bonner Konzern am Mittwoch deutliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn.

Der über Jahre durch eine Sonderkonjunktur beim Online-Handel in der Corona-Pandemie angeschobene Logistik-Riese muss der eingetrübten Konsum-Stimmung und den wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs Tribut zollen: Im ersten Quartal schrumpfte der Umsatz um 7,5 Prozent auf 20,9 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) sank sogar um 24 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. „Wie erwartet haben wir die nachlassende Wachstumsdynamik und die Normalisierung der Frachtmärkte gespürt“, sagte Finanzchefin Melanie Kreis. Die Prognosen für 2023 und 2025 bekräftigte der Bonner Konzern.

Appel kehrt der Post ab Donnerstag den Rücken. Mit der dann stattfindenden Hauptversammlung übergibt er sein Amt an Post-Vorstand Tobias Meyer. Appel, der seit April 2022 auch Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom ist, hat die Post geprägt und unter anderem die Internationalisierung vorangetrieben.

Viel Arbeit für Nachfolger Meyer
Der ehemalige McKinsey-Berater kam im Jahr 2000 zu dem Bonner Konzern. 2002 wurde er Mitglied des Vorstands, 2008 rückte er auf den Posten des Vorstandschefs. Inzwischen schreibt die Post den Löwenanteil ihrer Gewinne abseits des deutschen Heimatmarkts. Appel hat sie damit unabhängig vom schrumpfenden deutschen Briefgeschäft gemacht. Er übergebe die Verantwortung in gute Hände, erklärte Appel. „Ich habe immer gesagt: Ich wünsche mir einen Nachfolger, der entweder besser oder anders ist als ich. Tobias Meyer ist beides.“

Auf Meyer kommt nun auch angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung viel Arbeit zu – muss er den Konzern doch durch eine Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit führen. Auch US-Konkurrent UPS hatte im ersten Quartal Federn gelassen. Der Umsatz gab um sechs Prozent, der operative Ertrag sogar um 21,8 Prozent. Meyer wird auch entscheiden müssen, ob die Post die Deutsche-Bahn-Logistiktochtergesellschaft Schenker ins Visier nimmt, sollte diese auf den Markt kommen.

Im ersten Quartal bekam die Post vor allem in ihrer über Jahre boomenden Frachtsparte und im Paketgeschäft die Folgen der abgekühlten wirtschaftlichen Entwicklung zu spüren. „In der Luftfracht war der Volumenrückgang vor allem auf Handelsrouten zwischen Asien und den USA und zwischen Asien und Europa spürbar – in der Seefracht besonders durch den Rückgang auf den aus China kommenden Handelsrouten“, sagte Finanzchefin Kreis. „Gleichzeitig hat die Inflation den Konsum gedämpft und den Onlinehandel ausgebremst.“ Im deutschen Brief- und Paketgeschäft verbuchte die Post auch wegen des Tarifkonflikts mit der Gewerkschaft Verdi Rückgänge.

Quelle:
FAZ

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