Hamburger Hafen stürzt im Performance-Ranking ab

Die Folgen der Corona-Pandemie auf die Logistik haben 2022 global gesehen deutlich nachgelassen. Schiffsfahrpläne haben sich wieder normalisiert und Häfen sind weniger überlastet. Der Hamburger Hafen konnte von dieser Entwicklung im vergangenen Jahr nicht profitieren. Im Gegenteil: Die Leistungsfähigkeit des Hafens ist im vergangenen Jahr deutlich schlechter geworden. Das geht aus dem jüngst veröffentlichten Container Port Performance Index (CPPI) hervor, den die Weltbank zusammen mit S&P Global Market Intelligence herausgegeben hat.

Von weltweit 348 untersuchten Häfen belegt Hamburg Platz 328 und sackt damit um fast 100 Plätze, verglichen zum Vorjahr, ab. Hinter Hamburg liegen unter anderem der US-Hafen Los Angeles. Bremerhaven belegt Platz 60 (Vorjahr: 59), Wilhelmshaven verbessert sich auf Rang 118 (Vorjahr: 233). Der Hafen von Rotterdam verbessert sich leicht auf Platz 265. Der belgische Hafen von Antwerpen macht 30 Plätze gut und landet auf Platz 66. Der bestplatzierte Hafen in Europa ist Algeciras in Spanien auf Rang Nummer 16. Spitzenreiter ist der chinesische Hafen von Yangshan, gefolgt vom Hafen Salalah im Oman und Khalifa in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Mehr internationale Expertise für deutsche Betreiberfirmen
Für Professor Jan Ninnemann, der an der Hamburg School of Business Administration zu maritimen Logistikketten forscht, ist das Abschneiden Hamburgs ein Rückschlag. Neben ungewöhnlich starken Schiffsstaus in der deutschen Bucht und den Streiks der Hafenarbeiter vergangenes Jahr, sei vor allem die Terminalproduktivität Ursache für die schlechte Bewertung. Im Vergleich zu anderen Häfen seien die deutschen Anlagen – mit Ausnahme des Terminals Altenwerder – sehr wenig automatisiert.

International agierende Terminalbetreiber wie DP World, Hutchison Ports oder PSA profitierten von ihren vielen Anlagen und könnten bewährte effiziente Prozesse einfach auf andere Terminals übertragen. Zudem automatisieren sie ihre Terminals stärker. Von diesen Erfahrungen könnten die deutschen Betreiber Ninnemann zufolge lernen. Außerdem könnte Personal mit internationaler Expertise in Entscheiderpositionen helfen, die Prozesse auf den Terminals zu verbessern.

Schiffe sind durchschnittlich 36,8 Stunden im Hafen
Der CPPI bewertet die Performance des Containerumschlags in Häfen weltweit, indem unter anderem die gesamte Aufenthaltszeit von Schiffen im Hafen sowie die Zahl an Containerbrücken-Bewegungen gemessen wird. Dabei berücksichtigt die Analyse auch variierende durchschnittliche Be- und Entladezeiten von verschiedenen Schiffsgrößen. Die Analysten bedienen sich sowohl an Daten von zehn großen Reedereien, die 80 Prozente der weltweiten Containerschiffsflotte betreiben, sowie dem automatischen Identifikationssystem (AIS), mit dem nahezu alle Schiffe ausgerüstet sind

Im vergangenen Jahr haben sich Containerschiffe weltweit durchschnittlich 36,8 Stunden in einem Hafen aufgehalten, ein leichtes Plus von 0,5 Stunden. Dazu zählen neben dem eigentlichen Containerumschlag am Terminal auch Wartezeiten sowie An- und Ablegemanöver.

Die Weltbank und S&P Global Market Intelligence haben den CPPI-Bericht zum dritten Mal herausgegeben und wollen mit den Daten einen möglichst neutralen Vergleich der Leistungsfähigkeit von Häfen ermöglichen. Außerdem sollen mit dem Index für alle Beteiligten Verbesserungsmöglichkeiten transparent gemacht werden, um die Leistungsfähigkeit von Häfen weltweit zu verbessern. Schließlich seien funktionierende Prozesse in Häfen wichtig für reibungslose Logistikketten und wirtschaftliches Wachstum, so die Herausgeber.

Quelle:
DVZ

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