Kuriose Boni-Berechnung: Deutsche Bahn zahlt über 100 Millionen Euro aus

Boni in dreistelliger Millionenhöhe hat die Deutsche Bahn an rund 30.000 Beschäftigte für das Jahr 2022 ausgezahlt. Dass die Ziele bei Kundenzufriedenheit und Pünktlichkeit nicht erreicht wurden, spielte dabei keine Rolle. Auch beim Thema Frauenquote wurde offenbar etwas geschummelt.

Für rund 3800 Führungskräfte und insgesamt etwa 30.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn (DB) gibt es Grund zur Freude. Nach Informationen von NDR und „Süddeutscher Zeitung“ hat das Unternehmen für Erfolge im Jahr 2022 einen Bonus ausgezahlt. Dabei handelt es sich um einen dreistelligen Millionenbetrag.

Zufriedenheit, Frauenquote: Bahn zahlt Boni in Millionenhöhe aus
Wie aus einem internen Dokument hervorgeht, wurden bei der Berechnung der Bonuszahlungen die Themen Mitarbeiterzufriedenheit, Frauen in Führungspositionen und das Erreichen finanzieller Ziele berücksichtigt. In diesen Bereichen stellte sich DB gute Zeugnisse aus. Wurden zusätzlich die persönlichen Ziele erreicht, erhielten leitende Angestellte bis zu 95 Prozent der maximalen Höhe der sogenannten „variablen Gehaltsbestandteile“. Außertariflich Beschäftigte konnten sogar auf bis zu 112 Prozent kommen. Bereits Ende April wurde der Betrag, der bei den Führungskräften im Schnitt mehrere zehntausend Euro pro Person beträgt, ausbezahlt.

Die Auszahlung der Boni hat allerdings mehrere Haken: Zum einen wurden die Ziele bei Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit nicht erreicht. Berücksichtigung fand dies bei den Berechnungen der Bonuszahlungen allerdings zu exakt null Prozent. Zum anderen wurde bei der Erfüllung der Frauenquote etwas getrickst. Bei der Kennzahl “Frauen in Führungsposition“ erreichte die DB 27 statt der erhofften 26 Prozent. Der Anteil von Frauen an leitenden Angestellten – dieser liegt bei 23,3 Prozent – findet hierbei jedoch keine Berücksichtigung. Stattdessen werden nur Frauen in Aufsichtsrat, Vorstand, Geschäftsführung und den obersten beiden Führungsebenen gezählt.

Bahn verteidigt Auszahlungen
Dieses Vorgehen verteidigt die Bahn. Man gehe „auf gesetzlicher Grundlage“ und „wie andere Unternehmen“ vor. Die Auszahlungen der Boni begründet die DB weiterhin mit dem deutlichen Jahresgewinn sowie einer guten Klimabilanz. Zudem seien in den vergangenen beiden Jahren aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges Abstriche gemacht worden. Gehaltserhöhungen seien nicht möglich gewesen. Bereits seit 1994 werde im Konzern mit erfolgsabhängigen Gehaltsanteilen gearbeitet.

Kritik gibt es dennoch von mehreren Seiten: „Als Dienstleister hast du komplett versagt – aber als Führungskraft bekommst du fast 100 Prozent Bonus“, zitiert die „Tagesschau“ eine namentlich nicht genannte DB-Führungskraft. Claus Weselsky, Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GDL, spricht von einer „Selbstbedienungsmentalität“ und einer „Unverschämtheit“, dass es für „Nichterfolg“ auch noch eine Belohnung gebe. Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen und Mitglied des DB-Aufsichtsrats, bezeichnet das aktuelle Bonussystem der Bahn als „veraltet und nicht vermittelbar. Nach innen werden keine wirkungsvollen Anreize gesetzt, nach außen prägen Verspätungen und Zugausfälle die Debatte.“

Bundestag kann Vorstands-Boni noch kippen
Ausgenommen von den Bonuszahlungen ist zumindest vorerst der Bahnvorstand um Chef Richard Lutz. Der Bundestag muss die Boni in Millionenhöhe für die Vorstandsetage noch freigeben. Gleichzeitig erhofft sich auch die Bahn Subventionen vom Bund wegen der gestiegenen Energiekosten. Möglich, dass deshalb die Boniauszahlung noch blockiert wird.

Quelle:
focus.de

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