Neuer Bahnstreik in Deutschland: Güterverkehr drohen gravierende Auswirkungen

Mit großer Sorge blickt die Güterverkehrsbranche auf den angekündigte Bahnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die EVG hatte am Donnerstag ihre Mitglieder dazu aufgerufen, die Arbeit ab Sonntag, 22:00 Uhr, bis einschließlich Dienstag, 24:00 Uhr, niederzulegen. „Vor allem im Cargo-Bereich werde der lange Ausstand spürbare Folgen und damit auch wirtschaftliche Auswirkungen haben,“ weist die Gewerkschaft auf die Folgen hin.

Erheblicher Rückstau im europäischen Güterverkehr
Die Deutsche Bahn hatte daraufhin mitgeteilt, dass der Fernverkehr der DB deshalb ab Sonntagabend, 22:00 Uhr, sowie am Montag und Dienstag komplett eingestellt wird. Für den Schienengüterverkehrt teilte das Unternehmen mit, dass DB Cargo mit ihren Kunden aus Industrie und Wirtschaft jeweils angepasste Transportlösungen finden werde. Versorgungsrelevante Züge würden dabei priorisiert – es sei aber von Störungen in Lieferketten und einem erheblichen Rückstau im europäischen Güterverkehrsnetz auszugehen.

Die betroffenen Verbände zeigten sich besorgt und rechnen mit gravierenden Auswirkungen für den Schienengüterverkehr. „Bei der angekündigten Länge des Streiks muss mit erheblichen Problemen im Güterverkehr gerechnet werden. Wenn wie bei den letzten Bahnstreiks die Stellwerke bestreikt werden und keine Güterzüge fahren können, geraten Umlaufpläne des Schienengüterverkehrs erheblich durcheinander“, prognostizierte Martin Henke, Geschäftsführer Eisenbahn im VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen). Erfahrungsgemäß dauere es nach einem solchen Streik tagelang, bis alles wieder so fährt, wie es bestellt wurde. Die Güterbahnen hätten es ohnehin schwer, die Lieferketten aufrecht zu erhalten, da diese immer noch durch verschiedene Krisen, zuletzt die Umstellung der Energieversorgung von Gas auf Kohle, beansprucht seien. „Hinzu kommt anhaltender Personalmangel. Daher sind Lieferverzögerungen nicht auszuschließen, die sich auch auf die Industrie auswirken können“, sagte Henke.

Die Transfracht kündigte an, dass das Erreichen der Gestellungstermine sowie die Schiffsladeschlüsse nicht mehr garantiert werden könne. Für sämtliche hieraus resultierenden Mehrkosten könne Transfracht keine Haftung übernehmen.

Güterbahnen wollen „wirtschaftliche Schäden geltend machen“
Der Verband „Die Güterbahnen“ hat angesichts des Streiks in einem Schreiben an Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der DB Netz AG, die Einrichtung eines Notdienstes gefordert. In dem Brief, der der DVZ vorliegt, heißt es, dass ein solcher Notdienst die Auswirkungen des Streiks auf die nicht im Tarifkonflikt stehenden Eisenbahnverkehrsunternehmen minimieren soll. Die nicht im Tarifkonflikt stehenden Unternehmen dürften weder vorsätzlich noch fahrlässig indirekt geschädigt werden. „Wir gehen davon aus, dass einzelne Unternehmen etwaige wirtschaftliche Schäden geltend machen werden, wenn die DB Netz gegen ihre Vertragspflichten verstößt beziehungsweise keine adäquate Abhilfe gegen die Streikauswirkungen organisiert“, heißt es in dem Brief.

Zudem befürchtet der Verband, dass der von der DB angekündigte Notbetrieb im Schienengüterverkehr nur für die konzernangehörige DB Cargo und nicht für alle Güterbahnen vorgesehen ist. Der Weiterbetrieb einer kritischen Infrastruktur sei mit allen verfügbaren Mitteln anzustreben – und natürlich auch wettbewerblich geboten, weil sie ein natürliches Monopol darstelle.

Quelle:
DVZ

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