Erneut schwere Vorwürfe gegen Paketversand DPD

Der Paketdienstleister DPD setze Subunternehmen systematisch unter Druck, berichtet der „Der Standard“ unter Berufung auf vier ehemalige und einen aktiven Frächter sowie einem ehemaligen Büromitarbeiter bei den DPD-Depots in Kalsdorf bei Graz und Hall in Tirol. Beide Depots werden vom DPD-Gesellschafter Gebrüder Weiss Paketdienst betrieben. Die Arbeitsbedingungen würden sich von Jahr zu Jahr verschlechtern.

Man stelle die Frächter vor die Wahl: Entweder werde der Preis pro Paket gesenkt oder die Zusammenarbeit werde aufgekündigt. Ein Frächter habe Preislisten aus den 1990-ern Jahren und vom Mai 2023 vorgelegt. Demnach entsprächen die Preise aus den 1990-er Jahren den Preisen von heuer. DPD merkte gegenüber der APA dazu an: „Die vermeintlichen Vorwürfe hinsichtlich der Vergütung sind schlichtweg falsch. Selbstverständlich müssen wir der Kostenentwicklung und den zunehmenden Herausforderungen in der Paketlogistik Rechnung tragen“, teilte DPD mit. Dies schlage sich in steigenden Zustellvergütungen bzw. höheren Verhandlungsabschlüssen nieder. „Erpressungsvorwürfe weisen wir strikt zurück und betonen, dass derartige Methoden selbstverständlich nicht Teil unserer Geschäftspraxis sind“, ergänzte DPD.

DPD würde die Kündigung der Verträge mit „mangelnder Qualität“ begründen – allerdings könne diese bei den Rahmenbedingungen nicht erfüllt werden, merkte laut „Der Standard“ der ehemalige Büromitarbeiter an. DPD verwies in diesem Punkt auf die „Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen sowie aller branchentypischen Gesetze“. Selbstständigkeit und Unternehmertum sei mit einem gewissen Risiko verbunden und die Verträge würden aus freien Stücken unterschrieben.

Die Frächter haben jedoch – so der Bericht – Fixkosten von mehreren Tausend Euro für Leasing- oder Kreditraten, Löhne, Sprit, Verschleißteile und vieles mehr. So gebe es auch Strafen, wenn Fahrer keine DPD-Kleidung tragen würden. Und könne ein Subunternehmer eine Tour nicht fahren, müsse er den Ersatz bezahlen.

Hoher Zeitdruck und wirtschaftliche Abhängigkeit
Die Fahrer müssten die Pakete für ihre Zustellgebiete vorsortieren und einschlichten. Das dauere zwischen zwei und vier Stunden täglich. Die Kosten dafür hätten die Frächter zu tragen, auch wenn sie in der Zeit nichts verdienen würden. Ein Fahrer müsse zwischen 200 und 220 Pakete ausliefern, um seine Kosten decken zu können. Das bedeute ohne Vorsortierung und Anfahrt zum Zustellgebiet rund zehn Stunden Arbeit.

Hohe Investitionen und hohe Kosten würden dazu führen, dass viele Frächter wirtschaftlich von DPD abhängig seien. Einige Frächter berichteten demnach, dass sie aus den Verträgen nur mit Verlusten von mehreren Zehntausend Euro aussteigen konnten. Und bei Insolvenzen trage die Allgemeinheit meist die Schulden.

Dass Frächter oft mit unrealistischen Ertragszahlen geködert würden, sagte laut „Standard“ Katarina Pokorny, Obfrau der Fachgruppe der Wiener Kleintransporteure in der Wirtschaftskammer Österreich. Demgegenüber erklärte DPD, dass von den rund 250 Transportpartnern im letzten Jahr weniger als fünf Prozent der Unternehmen von einer Insolvenz betroffen waren. Zudem habe DPD jüngst einen Ombudsmann etabliert, der eine neutrale Anlaufstelle für alle Partner in Sachen Arbeits- und Sozialrecht oder in wirtschaftlichen Fragen sei.

Quelle:
MSN

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